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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt
Autoren: Mechtild Borrmann
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weggelaufen.“
    Grube massierte sich die Nasenwurzel, während er Linda beobachtete, die mit halb offenem Mund zuhörte.
    „Weißt du, wo der Junge jetzt ist?“, fragte er.
    „Nein, aber ein Herr Pfaff vom Jugendamt war bei ihm.“
    Vincent Grube bedankte sich und legte auf. Linda kaute an ihrer Unterlippe.
    „Wo hat der den her? Vielleicht war Koller nach dem Überfall doch noch mal in der Wohnung? Vielleicht hat er den Schmuck dort deponiert?“
    Grube unterbrach sie.
    „Nein, Linda, so blöd war der nicht. Der hatte die Halle, von der so gut wie niemand was wusste. Wieso sollte der die Beute ausgerechnet da verstecken, wo er offiziell gemeldet war?“
    Grube griff zum Telefon.
    „Wir müssen dringend mit dem Jungen sprechen. Berger und Schrewe halten wir solange noch fest.“
    Linda hörte ihn ins Telefon sagen: „Hauptkommissar Grube hier. Ich möchte bitte mit Herrn Pfaff sprechen.“

53
    Er hat das Zimmer neben seinen Schwestern bekommen. Die waren schon hier, als er ankam. Julia hatte geweint. Lina auch. Aber Robert und Simone – so hießen die Leute, bei denen sie jetzt erstmal bleiben sollten – waren freundlich gewesen. Sie hatten seine Schwestern mit nach unten genommen. Lina durfte sich einen Zeichentrickfilm ansehen und Julia backte mit Simone einen Kuchen.
    Robert hatte ihn gefragt, wozu er denn Lust habe, aber er wollte nur hier auf seinem Zimmer sein und nachdenken.
    Es ging gar nicht um Papa. Das hatte er inzwischen verstanden. Es ging um Daniel, aber das verstand er eben nicht. Gleichzeitig war er froh darüber. Wenn sie Daniel in dem Heim gefunden hatten, konnten sie wieder nach Hause. Das Blöde war nur, dass jetzt die Polizei in seinem Zimmer war. Bestimmt nahmen sie die Koffer vom Schrank.
    Er schreckte aus seinen Gedanken auf, als es an der Tür klopfte.
    Robert steckte den Kopf herein.
    „Du hast Besuch, Sven.“ Er schob die Tür weiter auf. Hinter ihm wurden eine Frau und ein ziemlich großer Mann sichtbar.
    „Das sind Herr Grube und Frau Vergeest von der Polizei. Sie wollen dir ein paar Fragen stellen.“
    Sven setzte sich auf sein Bett und krallte die Hände in die Bettdecke. Es war nicht der Mann, der zu Hause in seinem Zimmer gewesen war, da war er sich sicher.
    „Du musst nicht alleine mit ihnen sprechen. Wenn du willst, bleibe ich bei dir. “
    Sven stützte sich auf die Hände, zog sich auf das Bett, bis er die sichere Wand im Rücken spürte, und schüttelte den Kopf.
    Der Mann, der Grube hieß, musste den Kopf einziehen, als er ins Zimmer trat. Er setzte sich neben Sven, der instinktiv die Beine anwinkelte. Die Frau benutzte den Schreibtischstuhl.
    „Sven, wir haben in deinem Zimmer wertvollen Schmuck gefunden“, sagte Grube freundlich und wartete.
    Sven schwieg. Er blickte angestrengt auf seine Oberschenkel.
    „Wie ist der dahin gekommen?“, fragte Grube weiter.
    Sven zuckte mit den Schultern. Er warf Grube einen unsicheren Blick zu.
    „Ich kann nicht glauben, dass du das nicht weißt.“ Der Mann war immer noch freundlich.
    „Den hat Papa mir gegeben.“
    Der Mann und die Frau reagierten nicht. Sie saßen einfach nur da und warteten.
    Dann fragte die Frau: „Wann und wo hat dein Vater dir den Schmuck gegeben?“
    Sven zupfte nervös an der Bettdecke. Immer wieder nahm er ein Stück des Bettbezugs zwischen Zeigefinger und Daumen, zog es hoch, bis es ihm aus den Fingern glitt.
    Was sollte er denn jetzt antworten? Ihm wurde heiß. Er räusperte sich.
    „Papa war da und hat mir die Sachen gegeben.“
    Die Frau beugte sich vor.
    „Hat deine Mutter von dem Schmuck gewusst?“
    Sven schüttelte heftig den Kopf.
    Wieder die Frau.
    „Aber sie war zu Hause, als dein Vater da war?“
    Er nickte ohne nachzudenken.
    „Dann hat deine Mutter gelogen, Sven? Sie hat behauptet, dein Vater wäre am Mittwoch das letzte Mal bei euch gewesen. Den Schmuck hatte er aber erst seit Donnerstagabend.“
    Sven saß ganz still. Er dachte angestrengt nach. Mama hatte doch nicht gelogen, und jetzt brachte er sie in Schwierigkeiten. Was sollte er jetzt sagen?
    Er spürte, wie Tränen in seine Augen stiegen.
    Jetzt sprach wieder der Mann.
    „Sven, wann war dein Vater bei euch?“
    „Mama hat nicht gelogen“, brach es plötzlich aus ihm heraus. Tränen liefen ihm über die Wangen.
    „Ich war bei Papa.“
    „Du meinst, du warst in der Halle?“ fragte der Mann.
    Sven nickte.
    „Kannte deine Mutter die Halle auch?“ Die Frau hielt ihm ein Taschentuch hin.
    „Nein. Ich bin in den
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