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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Autoren: Jens Rüffer
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Klausur in verschiedener Hinsicht milder gehandhabt.
    Auf der Suche nach einer authentischen Lebensweise, in der die Ideale der Apostel und des Urchristentums wieder hergestellt werden konnten, kam es zu einer Vielzahl von Klostergründungen, denen unterschiedliche religiöse Lebensentwürfe zugrunde lagen, die sich jedoch alle auf das Evangelium beriefen, die vita apostolica und eine strenge Nachfolge Christi anstrebten. Um die Jahrhundertwende entstanden Eremitensiedlungen wie Vallombrosa, Fonte Avellana, Grottaferrata und Camaldoli, semi-eremitisches Leben wie das der Kartäuser, aber auch am benediktinischen Mönchtum orientierte Reformen wie die der Zisterzienser oder jener Gemeinschaft, der Vitalis von Savigny († 1122) vorstand. Hinzu kamen Bestrebungen, monastisches Leben für beide Geschlechter innerhalb eines Klosters zu organisieren, wie es Robert d’Arbrissel († 1117) in Fonte vrault oder später Gilbert von Sempringham († 1189) in England versuchte.
    Kartäuser
    Eine der bis heute erfolgreichsten klösterlichen Lebensweisen, die der Kartäuser ( Ordo Cartusiae ), geht auf den hl. Bruno (um 1030 – 1101) zurück. Sie wurde bereits von Zeitgenossen gerühmt. Der Benediktinerabt Guibert de Nogent († um 1125) lobte Brunos Frömmigkeit und beschrieb das erste Kartäuserkloster in seinem autobiografischen Werk De Vita sua (I,11). Der Zisterzienser Wilhelm von Saint-Thierry (1148 / 49) pries in seinem Goldenen Brief ( Epistola ad fratres de Monte Dei ) die Spiritualität der Kartäuser voller Bewunderung.
    |21| Bruno, der aus Köln stammte, besuchte bereits in jungen Jahren die Kathedralschule von Reims, wo er später auch als Magister lehrte, dem Domkapitel angehörte und ab 1075 erzbischöflicher Kanzler war. Aufgrund verschiedener Querelen zog sich Bruno 1081 / 83 mit einigen Gefährten in die Einsamkeit nach Sèche-Fontaine nahe der Abtei Molesme zurück. Wie viele seiner Zeitgenossen, suchte er nicht nach einem alternativen religiösen Lebensmodell für viele, sondern für sich einen Weg individueller religiöser Selbstverwirklichung. Auf Einladung des Bischofs von Grenoble, Hugo von Châteauneuf (1080 – 1132), siedelte Bruno zusammen mit einigen Gefährten fern der Zivilisation in einem Hochtal bei Grenoble. Der Name Kartause (lat. cartusia ) ist vom Namen der Bergkette ( la Chartreuse ) abgeleitet. Zur Gemeinschaft gehörten neben Bruno, der sich selbst nur als Prior verstand, dessen späterer Nachfolger, Meister Landuin, zwei Kanoniker von Saint-Ruf (Avignon), ein Kaplan namens Hugo, der Einzige mit priesterlichen Weihen, sowie zwei Laien. Auf fast 1200 Metern Höhe errichteten sie die ersten Zellen der Einsiedelei. Später folgte eine kleine Kirche aus Stein. Die begrenzten landwirtschaftlichen Ressourcen, vor allem aber die unwirtliche Lage und die langen Winter, schränkten die Versorgung stark ein, weshalb die Gemeinschaft lange Zeit auf zwölf Mönche und einen Prior, die der Laienbrüder auf 16 begrenzt blieb. Die kleine Schar lebte nicht nach einer konkreten Klosterregel, sondern folgte bereitwillig Brunos Maximen. Das strenge eremitische Leben in den Zellen erhielt einige gemeinschaftliche Aktivitäten. Matutin, Laudes und Vesper wurden gemeinsam in der Kirche gesungen. Messen wurden in der Frühzeit nur selten gefeiert.
    Nach nur sechs Jahren wurde Bruno von Papst Urban II. (1088 – 1099) nach Rom berufen. Bereits ein Jahr später verließ er mit Erlaubnis des Papstes die Kurie wieder und gründete in La Torre (Kalabrien) eine weitere Einsiedelei, wo er 1101 starb. Im Zuge der Heiligsprechung wurde sein Leichnam 1514 in die Grande Chartreuse überführt.
    Die plötzliche Abberufung Brunos nach Rom führte fast zur Auflösung des Konvents. Den Nachfolgern Landuin (1090 – 1100), Petrus (1100 – 1101) und Johannes (1101 – 1109) gelang es jedoch, die kleine Schar zu stabilisieren. Über Guigo I. (1109 – 1136), den fünften Prior, heißt es in der Magisterchronik: „Guigo renovierte und errichtete fast alle Gebäude des oberen und unteren Hauses neu und schuf einige steinerne Wasserleitungen von bewunderungswürdiger Ausführung und genialer Konzeption. Ferner widmete er dem Aufspüren, Kopieren und Korrigieren von authentischen Schriftwerken unermüdliches Interesse. Wir dürfen auch nicht mit Schweigen übergehen, dass im 23. Jahr seines Priorats [am 30. Januar 1132] sich plötzlich Schnee in Bewegung setzte, in unglaublichen Massen von den Felsgipfeln herabstürzte und alle
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