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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Autoren: Reinhard Barth
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Verkauf von Ämtern und Pfründen und der Beseitigung reicher Fürsten und Einzug ihrer Vermögen wusste Alexander die päpstliche Kasse stets gefüllt zu halten. Immerhin, in einer Sache gelang ihm ein großer Erfolg: Er vermittelte 1494 den Vertrag von Tordesillas, der die spanischen und portugiesischen Interessensphären in Übersee abgrenzte.
Lucrezia und Cesare
    Ungeniert setzte er seine vier Kinder aus der Beziehung mit der römischen Adligen Vannozza Cattanei für seine politischen Zwecke ein, verschaffte ihnen Kardinalspurpur oder Herzogstitel. Seine Tochter Lucrezia musste mehrmals heiraten; sie endete als Herzogin von Ferrara. Die Zentralfigur im Borgia-Imperium aber war der Sohn Cesare. Er betätigte sich als Condottiere, hatte dabei aber die Schaffung eines mittelitalienischen Einheitsstaates im Sinn. Dazu führte er unablässig Krieg. Die großen Pläne zerrannen, als im Sommer 1503 bei einem Gastmahl der Papst und sein Sohn zusammenbrachen – möglicherweise als Folge einer Vergiftung, die sie anderen Teilnehmern des Gelages zugedacht hatten. Alexander starb, Cesare überlebte, wurde aber im darauffolgenden Jahr verbannt. In spanischen Diensten fiel er 1507 bei einem Feldzug.
    Savonarola
    Das schamlose Treiben am Hof Alexanders VI. kritisierte niemand grimmiger als der Prediger an San Marco in Florenz, Fra Girolamo Savonarola. Und er unternahm es, ein Gegenreich zum römischen Sündenbabel aufzurichten. Sein mutiges Auftreten gegen Karl VIII. von Frankreich, den er bewog, auf die Besetzung von Florenz während eines Feldzugs in Italien (1494/95) zu verzichten, verschaffte ihm großes Ansehen bei den Bürgern. Das nutzte er zu einer Umwälzung des öffentlichen und privaten Lebens der Stadt, einer Kulturrevolution, die schon manche Ähnlichkeiten mit dem hatte, was Mao Zedongs Rote Garden in den 1960er Jahren in China veranstalteten. In Savonarolas „Neuem Jerusalem“ sollte es keinen Luxus geben, Jugendbanden zogen umher, sammelten „weltlichen Tand“ ein, um ihn zu verbrennen, überwachten den Kirchgang und hielten jedermann zu einem gottgefälligen Leben an. Savonarolas Herrschaft über Florenz endete, als der angegriffene Papst ihn im Juli 1497 exkommunizierte. Im Mai 1498 wurde der Prediger vor Gericht gestellt, zum Tod verurteilt und hingerichtet
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Machiavellismus
    Cesare Borgia war so etwas wie die dunkle Variante des Bildes vom freien und schönen Menschen, das die Humanisten entworfen hatten. Allseitig gebildet, glänzender Gesellschafter, war er auch gleichzeitig frei von jeder Moral, ein Verbrecher, der für seine Ziele auch Verrat und Mord einsetzte. Niccolo Machiavelli (1469–1529) entwarf die passende Theorie dazu. „Machiavellismus“ ist seitdem die Bezeichnung für schrankenlose Macht- und Interessenpolitik.

Lucrezia Borgia. Gemälde von Bartolomeo Veneto, zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie wurde von ihrem Vater Papst Alexander VI. aus politischen Gründen vier Mal verheiratet, zuletzt mit Alfonso I. d’Este, dem Herzog von Ferrara, dessen Residenz sie zu einem kulturellen Zentrum machte
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Ferdinand und Isabella
Vereinigung von Kastilien und Aragón (15. Jh.)
    Das moderne Spanien entstand im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts in einer Weise, wie sie damals gang und gäbe war: durch Heirat. Die Partner hießen in diesem Fall Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón.
    Nach Meinung ihres Halbbruders Heinrich IV., des in Kastilien regierenden Königs, hätte Isabella jemand anders heiraten sollen, vielleicht den König von Portugal oder den Herzog von Aquitanien. Doch die junge Frau hatte ihren eigenen Kopf und setzte ihn durch. Außerdem stand hinter ihr die kastilische Adelsopposition, die mit König Heinrichs Erbfolgeplänen nicht zufrieden war. Isabellas Auserwählter, der Kronprinz des benachbarten Königreichs Aragón, wurde, obwohl Heinrich die Grenzen hatte sperren lassen, im abgerissenen Kostüm eines Maultiertreibers ins Land geschleust. 1469 heiraten Isabella und Ferdinand heimlich in Valladolid.
Matrimonialunion
    1474 starb Heinrich IV., Isabella wurde zur Königin von Kastilien ausgerufen. Mit Ferdinand, dem nach damals geltendem Recht eigentlich der Titel gebührt hätte, einigte sie sich dahingehend, dass zu Lebzeiten Isabellas beide Ehepartner gemeinsam regieren und alle Dokumente gemeinsam unterzeichnen sollten. Eine ungewöhnliche Form der Herrschaft, aber sie funktionierte. Nach dem Tod seines
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