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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
Autoren: Niki Glattauer
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Badminton.
Die Sibera sagt, bei Football kann ein Nasenpiercing wie meines zu Verletzungen führen.
    –  Dann gib es, verdammt, eben raus und nachher wieder hinein.
    –  Ich überleg es mir. Darf ich jetzt wieder Handy?
    –  Nicht bevor du mir einen Handstand gezeigt hast …
War ein Witz.
    –  Die ur super Witze machst du.
    Lukas und Turnen – das sind zwei Linke unten, zwei Linke oben und dazwischen wie nicht gesagt acht Kilo zu viel an den Knochen. Dabei isst der Bub auch nicht mehr als die anderen. Es ist Veranlagung. Von der Mutterseite her. Bines Vater kommt ohne Seilzug überhaupt nicht mehr von der Fernsehcouch hoch. Und Bine … naja, dick ist sie nicht, also dick im Sinn von … dick, und mich haben die paar Kilos mehr um die Hüften nie gestört, im Gegenteil, meiner Frau steht das. Lukas hat die Figur seiner Mutter. Veranlagung. Aber erklär das einmal einer Reckstange, sag einmal einer Reckstange: „Du, Reckstange, da handelt es sich um ein Naturgesetz. Regen ist nass, das Leder ist rund, der Lehrer hat Recht, und Lukas wird es in diesem Leben nicht mehr schaffen, sein Lebendgewicht um dich herum zu drehen, weder im Felgeaufschwung noch sonstwie. Da kriegst du schneller einen Krawattenknoten mit dir selber hin, also vergiss es und roll dich ein!“
    Reckstangen sind ja vermutlich in Rumänien erfunden worden und das auch nur deswegen, weil sie das Blutsaugen inzwischen sogar dort verboten haben und die Vampire und andere Sadisten daraufhin geschlossen in die Gymnastikbranche gewechselt sind. Daher kennen Reckstangen naturgemäß kein Mitleid, quasi Lizenz zum Foltern.
    Oder diese Seile, die da in sämtlichen Höheren Schulen dieser Welt von den Turnsaaldecken hängen, weil irgendwann irgendwo ein Weltverbesserer geglaubt hat, er muss die Entwicklung vom Affen zum Menschen wieder rückgängig machen und am besten in der Schule damit beginnen. Warum müssen Menschen auf Seile klettern? Warum müssen sie über Kästen springen? Warum müssen sie laufen? Nie werde ich den Unteroffizier vergessen, der uns im Grundwehrdienst beim vorschriftsmäßigen Waldlauf immer gemütlich spazieren gehen hat lassen, solange der Kompaniekommandant nicht zugeschaut hat. „Hätte Gott gewollt, dass ich laufe, hätte er ein Pferd aus mir gemacht“, hat er einmal gesagt.
Mitteilungsheft
Reingard Söllner
    Mittwoch, 13. Oktober
    Sehr geehrter Herr Gruber!
    Nachricht erhalten.
    Probleme bezüglich des Nasenpiercings gibt es nur im Turnunterricht! Die zuständige Lehrerin, Frau Professor Sibera, wird sich diesbezüglich noch bei Ihnen melden.
    Mag. Reingard Söllner
    U:
Walter Gruber
    Sehr geehrte Frau Professor Söllner,
    Ich habe da etwas durcheinandergebracht. Sorry! Mein Sohn hat mich inzwischen aufgeklärt.
    PS: Lukas ist sein Piercing heilig. Es war ein Geburtstagsgeschenk. Er hatte die Wahl zwischen a) einem Piercing und b) einem Jahr Heimunterricht.
    PPS: Das mit dem Heimunterricht war ein Scherz!
    Mit liebem Gruß, Walter Gruber, Mittwoch, den 13. Oktober



4
C:\Users\Walter\Dokumente\LukasSchule\TagebuchadMitteilungsheft
Mittwoch, 13. 10.
    Wenn die wüsste, dass wir uns vor dem Sommer so genannten „häuslichen Unterricht“ wirklich ernsthaft überlegt haben! Das heißt, Sabine hat ernsthaft überlegt. Ich habe nur so getan, als würde ich ernsthaft überlegen. Denn wer hätte die A…-Karte gehabt? Der gute Wawa.
    –  Wawa, du verbringst mit deinen Theaterstücken doch nicht zwölf Stunden am Tag, richtig?
    –  Sag bitte nicht Wawa.
Und höre ich da einen Unterton heraus, den ich nicht mag?
    –  Lenk jetzt bitte nicht ab! Sitzt du zwölf Stunden am Tag vor deinem Computer und arbeitest an deinen Drehbüchern? Nein, richtig?
    –  Richtig, ich sitze nicht zwölf Stunden am Tag vor meinem Computer und arbeite an meinen Drehbüchern.
    –  Dann könntest du doch Lukas unterrichten.
    –  WAAAS?
    –  Als sein Hauslehrer, sozusagen.
    –  Ich bin kein Lehrer, ich bin Autor.
    –  Du könntest es aber. Die vorgeschriebenen Prüfungen schaffen die Kinder wie nix, frag meine Schwester, und sie können ihren eigenen Arbeitsrhythmus finden, sie müssen in der Früh nicht um halb sechs Uhr aufstehen, sie müssen nicht noch nach dem Abendessen für Prüfungen lernen und sie können das lernen, was sie interessiert, und nicht das, was gerade dran ist.
    –  Bine, zum Kuckuck! Ich schreib Dr…
    –  Drehbücherweildubistschriftsteller, ich weiß. Aber glaubst du denn, dass sich, seitdem wir in die
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