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Mithgar 16 - Drachenmacht

Mithgar 16 - Drachenmacht

Titel: Mithgar 16 - Drachenmacht
Autoren: Dennis L. McKiernan
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segelte, ein Schiff der Menschen.
    Obwohl der Kapitän seine Kabine zur Verfügung stellte, und die Mannschaft ihre Quartiere unten im Laderaum hatte, schliefen der blinde Karawanenmeister und sein hünenhafter Sklave an Deck, wo sich seine Frau und ihre Tochter ein kleines Zelt teilten, das sie ebenfalls an Deck aufgeschlagen hatten. Diese weiblichen Passagiere blieben tagsüber in ihrem Zelt und vertraten sich erst nach Einbruch der Dunkelheit die Beine, wie es für hyrinianische Frauen an Bord von Schiffen Sitte war. Während einer dieser Nächte näherten sich Riatha und Faeril unbemerkt dem Steuermann, auf leisen Elfen- und Wurrlingssohlen. Er hatte das Gesicht zu den Sternen gewandt und betete zu dem Propheten, denn sie hörten das Wort Shat’weh. Als der Seemann sah, dass er beobachtet wurde, flehte er die in ihre thöbe verhüllten Frauen inständig an. Was er sagte, wussten sie nicht, denn er sprach nur Hyrinianisch. Aber sie verbeugten sich steif und stumm und setzten ihren Spaziergang fort. Hinter ihr packte der erschütterte Steuermann die Ruderpinne und beobachtete sie mit ängstlichem Blick.
    Die nächste Nacht war die Nacht der Frühlingssonnenwende. Aravan trat zu demselben Steuermann hin und sprach leise mit ihm. In den frühen Stunden des Morgens sah der Seemann erstaunt zu, wie die vier Passagiere mit feierlichen Schritten den Elfenritus des kommenden Frühlings begingen, während Riatha und Aravan leise die rituellen Hymnen summten.
    Als der Tanz vorbei war, liefen Faeril hinter ihrem Schleier die Tränen über die Wangen. »Ich muss aufhören, bei jeder Kleinigkeit zu weinen«, sagte sie. »Aber wie soll ich das tun, wie kann man aufhören, sich an die Vergangenheit zu erinnern, wenn einst jemand anders neben einem stand, eine Liebe, die jetzt verschwunden ist?«
    Urus kniete sich hin und umarmte die kleine Damman. »Ihr dürft nicht einmal versuchen, ihn zu vergessen, Faeril. Niemals. Sondern genießt die Erinnerung an diese guten Zeiten, die Ihr erlebt habt. Denn solange wir uns erinnern, solange wird auch etwas von Gwylly weiterleben.«
    Die See blieb ruhig, auch wenn es mehrmals regnete, und ein steter Wind blähte das Hauptsegel. Alles in allem benötigten sie einundzwanzig Tage, bis sie die Insel Arbalin erreichten. Mit der Nachmittagsflut liefen sie ein.
    An diesem Abend tauchten erneut zwei Lian an Land auf, eine kleine Wurrling-Damman und ein hünenhafter Baeron. Der blinde Karawanenmeister und sein stummer Leibwächter waren für immer im Schaum eines Bades untergetaucht, so wie auch seine Gemahlin und Tochter verschwunden waren - wie eine abgelegte thöbe.
     
    Sie hatten Glück und konnten recht bald eine Überfahrt auf einem abalinischen Schiff - der Delfino - buchen, einer Carracke, die in nur zwei Tagen nach Pellar in See stechen würde. Am elften Tag des Aprils lichteten sie im frühen Morgengrauen die Anker.
    Sie segelten an den Gestaden von Jugo vorbei, ebenso an der Mündung des mächtigen Argon, und dann war die Küste, die an der Backbordseite des Schiffes auftauchte, das Reich von Pellar. Sie segelten an dem Thell-Busen vorbei, wo in einer Grotte die Eroean verborgen lag, und weiter nach Osten, die Küste von Pellar entlang.
    Mit der Mittagsflut segelten sie in die Hile-Bucht, die von den Klippen von Pendwyr umringt war. Faeril war erleichtert, wieder in der Stadt zu sein, wenngleich auch überall, wohin sie blickte, die zerstörerische Hand der Menschen zu sehen war: die Wasser der Kanalisation, die die steilen, blanken Felsen von Caer Pendwyr herunterrannen, den Stein färbten und das Meer verunreinigten.
    Am frühen Nachmittag gingen sie an Land und stiegen die steilen Treppen zur Klippe hinauf, durch die laute, dicht besiedelte Stadt mit ihrem penetranten Gestank von Abfall und den Ausdünstungen der Abwässer.
    Auf dem Caer wurden sie von Kommandeur Rori empfangen und in angemessene Quartiere geführt. Später benachrichtigte Ron sie, dass er für den nächsten Tag ein Treffen mit Lord Leith, dem Verwalter, angesetzt hatte, denn König Garon und Königin Thayla befanden sich selbstverständlich in der Feste Challerain, wohin sie im Frühling gesegelt waren. Sie würden erst zum Anfang des Herbstes zurückkehren.
    Bei Einbruch der Dämmerung legte sich Faeril schlafen und dachte daran, wie gut es war, wieder hier zu sein. Aber noch besser wäre es, nach Hause zu gehen, wo auch immer das sein mochte. Wenn sie an Heimat dachte, dann beschwor ihr Verstand kein Bild von den
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