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Mithgar 16 - Drachenmacht

Mithgar 16 - Drachenmacht

Titel: Mithgar 16 - Drachenmacht
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Feierlichkeiten dauerten bis spät in die Nacht. Wein floss in Strömen, Freudenschreie und Gelächter erfüllten die Nacht, es wurde getanzt, gegessen und getrunken, Barden sangen und erzählten Geschichten …
    In eben dieser Nacht legte jemand einen wundervoll gemeißelten Steinring neben das Kind, in den ein schwarzer Edelstein eingelassen war. Er war groß genug, um auf den Finger eines Mannes zu passen. Wer immer ihn auch dorthin gelegt hatte, er war unbemerkt herein- und herausgekommen. Wer es war? Das wusste niemand. Aber in dieser Nacht hörten die Feiernden auch Füchse, die im Wald bellten und kläfften.
     
    Aravan kam am nächsten Tag an. Er kam aus dem Süden und brachte ein wahrlich angemessenes Geschenk mit. Einen goldverzierten, mit Glas überzogenen Pfeil, der stets nach Norden zeigte. Er brachte sowohl dieses Geschenk mit als auch die Kunde, dass jemand den Emir von Nizari getötet hatte. Urus lächelte befriedigt über die Nachricht, dass jemand den Meuchelmörder aller Meuchelmörder gemeuchelt hatte.
    Am selben Tag wurde auf der Lichtung der Feierlichkeiten die elfische Zeremonie der Namensgebung abgehalten, die Inarion leitete. Der Elfen-Lord sprach in Sylva. Und zu diesem Sakrament waren alle Bewohner des Tales eingeladen, denn keiner hatte seit mehr als fünftausend Jahren die Worte des Ritus vernommen.
    Inarion sprenkelte kristallklares Wasser auf die Stirn des Neugeborenen und intonierte: »Wasser!« Dann tupfte er die winzigen Füße und Hände des Kindes in saubere Erde, die dort in einer irdenen Schale stand. »Erde!« - und fächerte mit einem Lorbeerzweig den duftenden Rauch von brennendem Greisenholz über das Kind: »Luft!« Anschließend beleuchtete er das Gesicht des schlafenden Kindes mit dem Licht eines brennenden Eibenzweiges: »Feuer!« Und er legte einen Magneteisenstein auf die kleinen Hände und Füße, die Schläfen und das Herz. »Äther!«
    Zuletzt wandte sich Inarion zu Riatha herum. »Und wie soll sein Name lauten?«
    Riatha blickte zu Urus hinauf, und dann auf das Kind. »Er soll lauten Bair.«
    »Bair«, flüsterte Inarion erst in das rechte Ohr des Kindes, dann in sein linkes, und wandte sich daraufhin an die Versammelten. »Ladys und Lords, Daras und Alors!«, verkündete Inarion. »Vom heutigen Tag an soll er Bair gerufen werden!«
    »Alor Bair!«, dröhnte die Antwort über die Lichtung und durch das Tal, dreimal.
    Das Kind gähnte und wäre fast aufgewacht, schlief jedoch weiter. Und an dem Tag, seinem Namenstag, war Bair einen Tag alt. Doch sein Alter spielte keine Rolle, denn sein Leben hatte gerade erst begonnen.
    Eine Woche danach suchte Aravan Faeril auf. Sie setzte sich mit ihm zusammen und berichtete ihm von ihren Vermutungen, was die Weissagungen betraf und erinnerte ihn an seine eigenen Worte über ihre Tücken. »Mir scheint«, erwiderte Aravan jedoch, »dass Ihr ganz recht vermutet. Vielleicht ist Bair wahrhaftig der Reiter zwischen den Ebenen, der Reiter der Morgendämmerung. Dennoch kann ich meine Suche nach dem Schwert des Morgengrauens nicht aufgeben, ebenso wenig wie die Jagd auf den gelbäugigen Mörder von Galarun, denn das habe ich geschworen.
    Habt Ihr Riatha und Urus schon von Euren Gedanken berichtet?«
    Faeril schüttelte den Kopf.
    »Dann bitte ich Euch, ihnen Eure Mutmaßungen mitzuteilen, denn es könnte schlimme Folgen haben, wenn Ihr sie für Euch behaltet.«
    »Ebenso schlimme, wie sie mitzuteilen«, erwiderte Faeril. »Was ich sage, wird gewiss die Art und Weise beeinflussen, wie er erzogen wird, zum Guten oder zum Schlechten, wer kann das schon vorhersagen? Ich nicht, Aravan, ich nicht.«
    »Ich ebenso wenig, Faeril. Aber merkt auf: Im Wissen liegt Stärke, in der Ignoranz aber Schwäche. Es ist immer besser, zu wissen, auch wenn es nur um einen Teil geht, als gar nichts zu wissen.«
    Faeril nickte langsam und respektierte seine Worte.
    Sie blieben noch eine Weile schweigend nebeneinander sitzen. Schließlich sagte Aravan: »Ich reise morgen ab.«
    Faeril seufzte. »Wohin?«
    »Nach Osten.« Einen Atemzug später fuhr er fort: »Als Stoke meine Frage, wo sich Ydral aufhalte, beinahe beantwortet hätte, deutete er nach Osten.«
    »Aber Aravan, im Osten liegt eine ganze Welt.«
    Aravan zuckte die Achseln. »Ich habe Zeit, Faeril. Ich habe viel Zeit.«
    Am nächsten Tag ritt Aravan davon, und nachdem sich alle winkend von ihm verabschiedet hatten, wandte sich Faeril an Riatha und Urus, der Bair im Arm hielt. »Kommt«, sagte die
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