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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
Autoren: Sharon Draper
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kurz, dann tippte ich: »Es hätte mich treffen sollen.«
    »Wie bitte? Wie meinst du das?«
    »Mich würde keiner vermissen.«
    »Hör sofort auf, solch einen Unsinn zu reden! Meine ganze Welt würde zusammenbrechen, wenn dir etwas zustoßen sollte. Und die deiner Eltern auch.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr glaubte. Ich legte meinen Kopf schief. »In echt?« , tippte ich.
    »Ich habe vor, zu deiner College-Abschlussfeier Lila zu tragen!«
    »Sehr weit weg und sehr schwierig.«
    »Genau wie ins Quizteam zu kommen?«
    »Sie haben mich zurückgelassen.«
    »Und sie haben verloren!«
    Ich warf einen Blick durch ihr großes Panoramafenster nach draußen und beobachtete, wie die nassen Äste hin und her schwankten. Wie konnte ich es sagen? Ich sah zurück auf meinen Talker und tippte sehr langsam: »Ich möchte wie die anderen Kinder sein.«
    »Du möchtest also gemein und falsch und rücksichtslos sein?«
    Ich sah auf in ihr wütendes Gesicht, dann sah ich weg. »Nein. Normal.«
    »Normal ist Scheiße!«, brauste sie auf. »Menschen mögen dich, weil du Melody bist, und nicht, weil du etwas kannst oder nicht kannst. Hab ein wenig Vertrauen zu uns.«
    »Ich wünschte, es wäre gestern« , tippte ich.
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du gestern todunglücklich warst, weil sie dich zurückgelassen haben?«
    »Lieber das als dieses hier.«
    »Ich weiß. Oh Melody, ich weiß.«
    »Ich habe Angst.«
    »Ich auch.«
    Der stille Raum ließ unsere Gedanken wie Echos widerhallen.
    »Ich hatte einen Goldfisch. Er ist aus seinem Glas gesprungen« , tippte ich schließlich.
    »Ich erinnere mich, dass deine Mom mir davon erzählt hat.«
    »Hab versucht, ihn zu retten. Konnte nicht.«
    Da klingelte das Telefon und schreckte uns beide auf. Ich ruckelte in meinem Rollstuhl. Mrs V. hob ab.
    »Ja«, sagte sie.
    Angestrengt versuchte ich, etwas zu hören.
    »Oh nein!«, sagte sie.
    Mein Herz fiel unter meinen Rollstuhl. Sie hörte lange zu.
    »Oh ja!«, sagte sie schließlich. Dann brach sie in Tränen aus und legte auf.
    »Ist Penny tot?« , tippte ich. Die Welt drehte sich.
    Mrs V. wischte sich ihre Augen, sah mich an und atmete tief durch. »Sie hat ein paar innere Verletzungen, ein böse gebrochenes Bein, aber sie hat die Operation überstanden! Sie wird leben!« Dann weinte sie noch einmal.
    Normal ist ganz und gar nicht scheiße.

Kapitel 32
    Es ist Montag, also muss ich heute wieder in die Schule. Die Temperatur ist gesunken und die Sonne glüht wie irgendein mit Raureif bedecktes, goldenes Juwel. Und doch fühlt sich alles anders und nicht ganz richtig an.
    Mom hat das Wochenende mit Penny im Krankenhaus verbracht und auf einem Feldbett bei ihr im Zimmer geschlafen. Ich habe sie seit, na ja, seit sich alles geändert hat, nicht gesehen. Ich frage mich, ob Mom böse auf mich ist.
    Mrs V. kommt rüber und hilft dabei, mich anzuziehen und mich zu füttern. Sogar Toffee scheint Penny zu vermissen. Sie legt ihren Kopf in meinen Schoß und sieht mich aus traurigen Augen an. Ich kann ihr nicht helfen.
    Dad ist nicht zu gebrauchen. Ständig lässt er Dinge wie Gabeln und Schlüssel fallen. Er fängt einen Satz an und vergisst, was er hatte sagen wollen. Er ist unrasiert.
    »Geh und reiß dich zusammen, Chuck«, sagt Mrs V. schließlich zu ihm. »Eine heiße Dusche und ein kaltes Glas Orangensaft wirken Wunder. Du willst Penny doch nicht erschrecken, wenn du sie heute Morgen besuchst, oder?«
    »Äh, du hast recht«, antwortet Dad. »Hast du alles mit Melody im Griff?«
    »Ich werde zusehen, dass sie in den Bus kommt. Und jetzt husch!«
    Er springt die Treppe hoch ins Bad.
    »Penny besser?« , tippe ich auf meinem Gerät.
    »Ja, oh ja! Als ich heute Morgen mit deiner Mom gesprochen habe, hat sie mir erzählt, dass man sie bereits vom Tropf genommen hat. Penny hat Apfelmus gegessen, sich über den Gips beschwert und nach Karli gefragt, den ich sauber gemacht habe und der auf sie wartet. Penny wird gesund werden, Melody. Ganz gesund.«
    Ich hole tief Luft. Mrs V. löffelt Ei in meinen Mund, aber mein Magen ist vor lauter Sorge in Aufruhr versetzt.
    »Ihr Bein?« , frage ich.
    »Ihr Bein steckt in einem Gipsverband. Er ist groß und klobig und wird ihr gehörig auf die Nerven gehen. Aber die Ärzte haben gesagt, dass sie sogar damit laufen können wird, wenn sie wieder bei Kräften ist.«
    Ich bin froh, dass Mrs V. immer ehrlich zu mir ist.
    »Rollstuhl?« Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als einen winzigen
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