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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
Autoren: Sharon Draper
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wie mein Selbstmitleid wieder von Wut abgelöst wurde. Und das wütende Ich beschloss, dass ich
nicht
wie ein geprügelter Welpe zu Hause herumsitzen würde. Ich würde hingehen und jeden wissen lassen, dass sie mich nicht kleingekriegt haben.
    Genau in diesem Moment lehnte meine Mom in der Tür und sagte: »Willst du heute zu Hause bleiben? Niemand würde es dir übel nehmen.«
    Heftig schüttelte ich den Kopf.
Nein! Nein! Nein!
Ich strampelte die Decke von meinen Füßen.
    Sie seufzte. »Okay, okay. Aber das Wetter ist grässlich und ich bin mit Migräne aufgewacht. Außerdem ist Penny krank, und Toffee hat auf den Teppich gekotzt. Ich musste sie in den Keller sperren.«
    Sie badete mich, zog mich an und brachte mich nach unten. Normalerweise trug Dad mich die Treppe hoch und runter, aber da sein Arm nicht einsatzfähig war, ächzte Mom nur, hob mich hoch und tat es selbst. Sie setzte mich in meinen manuellen Rollstuhl (mein elektrischer Rollstuhl und Gewitter vertragen sich nicht besonders), befestigte meine alte Plexiglas-Kommunikationstafel (das gilt auch für Elvira) und dann setzte sie sich hin, um durchzuschnaufen.
    »Es sieht so aus, als stünde uns ein stürmischer Tag bevor, Liebling«, sagte sie, während sie einen Blick auf das nasse Chaos draußen vor dem Fenster warf. Als sie meine Haare kämmte, flüsterte sie: »Es tut mir so leid, meine Melody. Das alles tut mir so, so leid.«
    Ich langte nach oben und berührte ihre Hand.
    Der Regen fiel weiter.
    Sie machte mir Frühstück – Rührei und Grießbrei – und fütterte mich mit einem Löffel nach dem anderen. Immer wieder legte sie ihre Hand auf ihre Stirn. Sie war ungewöhnlich ruhig. Ich fragte mich, ob sie wohl darüber nachdachte, wie oft sie mich gefüttert hatte, wie oft sie es noch wird tun müssen.
    Mit einem gelben Schlapphut und gelben Hausschuhen, die aussahen wie Entenfüße, watschelte Penny hustend und schnupfend in die Küche.
    Mom hörte auf mich zu füttern, suchte ein Taschentuch und wischte Pennys Nase. Natürlich konnte Penny das gar nicht leiden und schrie deshalb, als würde sie von feindlichen Spionen gefoltert werden. Normalerweise macht Mom ein Spiel daraus und wischt auch Karlis Nase, damit Penny besser mitmacht, aber wahrscheinlich hatte sie diesmal keine Lust dazu.
    Dann klingelte das Telefon. Mom ging dran, in der einen Hand einen Löffel, in der anderen ein dreckiges Taschentuch.
    »Hallo. Wie bitte? Ich soll zur Arbeit kommen? Aber ich habe heute frei. Ich sollte eigentlich in Washington sein.« Sie machte eine Pause. »Lange Geschichte.«
    Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Penny brüllte immer noch.
    Sie sollte Penny zu dem Hund in den Keller sperren!,
dachte ich böse.
    Toffee kratzte wie wild an der Kellertür.
    »Penny, bitte!«, schrie Mom und legte ihre Hand über den Telefonhörer. »Ich kann nichts verstehen!«
    Penny beruhigte sich ein wenig, aber nur weil sie sich auf den Boden gehockt und beide Hände in Toffees Wasserschüssel gesteckt hatte – sie spritzte Wasser über den ganzen Boden.
    Mom hörte kurz zu, dann sagte sie ins Telefon: »Wie schlimm ist der Unfall? Viele Verletzte? Okay, ich verstehe. Ich komme, aber ich muss erst noch meine Tochter in den Schulbus setzen.«
    Sie legte auf, seufzte und zerknüllte das Taschentuch.
    »Ich muss ins Krankenhaus, Chuck«, rief sie Dad zu. »Großer Auffahrunfall auf der Autobahn. Bist du angezogen und fertig?«
    Dad kam runter, immer noch im Schlafanzug. »Ich gehe heute nicht zur Arbeit«, verkündete er.
    »Du nimmst doch sonst so gut wie nie einen Tag frei«, sagte Mom und runzelte überrascht die Stirn.
    »Mein Handgelenk tut weh, das Wetter ist grauenhaft und Penny hat eine Erkältung«, erklärte er. »Warum bleibst du heute nicht einfach mit mir zu Hause?«, sagte er zu mir.
    Aber nein, ich strampelte und quietschte und bestand darauf, zur Schule zu gehen. »Kann heute nicht fehlen!« , zeigte ich. »M uss gehen! Muss gehen!«
    Mom bedeckte nur einmal mehr ihr Gesicht mit den Händen. »Hol Penny aus dem Hundenapf«, war alles, was sie schließlich sagte.
    Dad riss eine Reihe Papiertücher von der Rolle, wischte die Sauerei weg, die Penny gemacht hatte, und wischte ihre Nase mit einem feuchten Papiertuch. Daraufhin brüllte sie wieder. Ihr Kreischen wurde immer schriller.
    Und dann fuhr ihre Hand nach oben und sie warf die Tasse Orangensaft auf meinem Tablett um. Meine saubere Bluse war total durchnässt und ruiniert.
Das hat sie absichtlich
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