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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
Autoren: Sharon Draper
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zu deinen Integrationsklassen?«, fragt sie.
    »Ja« , haue ich. Darüber habe ich das ganze Wochenende nachgedacht – wenn ich nicht gerade an Penny dachte. Ich habe beschlossen, dass ich mich nicht verstecken werde.
    »Ich möchte, dass du weißt, wie stolz ich auf dich bin.« Sie reckt den Daumen in die Höhe und beginnt dann mit unserer Morgenroutine.
    Wie sich herausstellt, ist Miss Gordon heute nicht da, also ist die erste Integrationsklasse, an der ich teilnehmen werde, die von Mr Duming.
    »Bist du sicher, dass du hingehen willst?«, fragt Catherine mich. Statt einer Antwort steuere ich meinen Rollstuhl auf Mr D.s Tür zu. Catherine legt eine Hand auf meine Schulter, während ich hineinsurre.
    Eine kleine, messingfarbene Trophäe steht auf Mr D.s Schreibtisch. Im Raum ist es stiller als sonst.
    Mr Duming räuspert sich. Er tritt von einem Fuß auf den anderen. Mit den Fingern fährt er am Kragen seines gräulich-weißen Hemdes entlang – er hat wieder seinen alten, abgetragenen braunen Anzug an. Und auch seine alten Schuhe. Schließlich sagt er: »Hallo, Melody!« Seine Stimme klingt gezwungen fröhlich.
    Ich antworte nicht.
    Er zappelt so viel herum, dass es aussieht, als müsse er aufs Klo. Ich beobachte ihn nur. Ich kicke nicht. Ich gebe keine sonderbaren Geräusche von mir. Ich bin erstaunlich ruhig.
    Ich werfe einen Blick zu Rose, aber sie sieht in die andere Richtung. Keiner weiß, was er sagen soll.
    Schließlich breche ich das Schweigen. Ich drehe die Lautstärke an meiner Maschine auf und tippe dann: »Warum habt ihr mich zurückgelassen?«
    Zum Beweis hätte jemand mit einer Videokamera dabei sein sollen, denn ja, im Klassenzimmer einer fünften Klasse kann es tatsächlich und total still sein.
    Suchend blicken sich alle um, jeder sieht den anderen auffordernd an, um ihn zu zwingen, das Wort zu ergreifen.
    Irgendwann steht Rose auf. Sie sieht mich direkt an und sagt: »Wir haben nicht geplant, dich zurückzulassen, Melody. Ehrlich.«
    Ich seh ihr fest in die Augen und warte. Ich reagiere überhaupt nicht. Ich warte einfach.
    Sie fährt fort. »An dem Morgen sind wir alle früh zusammen frühstücken gegangen –«
    Ich unterbreche sie. »Davon hat mir niemand erzählt. Wie kommt’s?«
    Keiner von ihnen antwortet. Ihr Schweigen sagt, was sie nicht in Worte fassen können – ohne mich ist es besser.
    Ich blinzele hektisch.
    Endlich stammelt Claire: »Wir dachten, dass du uns aufhalten würdest, weil du gefüttert werden musst und so.«
    Es ist so still, ich schwöre, ich kann meinen eigenen Herzschlag hören.
    »Du hast gekotzt. Keiner hat dich zurückgelassen.«
    »Oh, Volltreffer!«, höre ich Rodney flüstern.
    Claire starrt auf ihren Tisch.
    »Wer hat meinen Platz gekriegt?«
    Claire hebt ihre Hand ein wenig, sieht mich aber nicht an.
    Rose kratzt an einem Fleck auf ihrem Geschichtsbuch herum. »Wir waren echt schnell mit dem Frühstück fertig, weil wir alle so aufgeregt waren. Und deshalb waren wir extra früh am Flughafen.«
    Da steht Connor auf. Er sieht betreten aus. »Als wir also am Flughafen waren, haben sie uns gesagt, dass der Mittagsflug gerade gestrichen wurde, aber dass wir den früheren Flug schaffen könnten, wenn wir uns beeilen.«
    Molly spricht als Nächste. »Also haben wir unsere Sachen ganz schnell aufgegeben und sind dann losgerast – ich meine, wir sind gerannt wie die Weltmeister, sogar Mr Duming – bis zum Gate, um diesen früheren Flug zu kriegen.«
    »Niemand hat an mich gedacht?« , frage ich.
    Wieder Schweigen.
    Endlich sagt Elena: »Ich habe an dich gedacht. Ich war die Erste, die ins Flugzeug gestiegen ist. Als ich der Stewardess die Bordkarte gegeben habe, habe ich Mr Duming darauf aufmerksam gemacht, dass du fehlst.«
    Mr Duming tritt wieder von einem Fuß auf den anderen. »Ich war so beschäftigt – ich habe versucht, Köpfe zu zählen und die zugewiesenen Sitzplätze zu finden und mich um das Handgepäck von allen zu kümmern –, also habe ich die Schüler gebeten, dich zu Hause anzurufen. Ich wusste, dass zumindest Rose deine Nummer in ihrem Handy hat.«
    Alle Augen richten sich auf Rose. Sie sieht zu Boden und dann langsam zu mir. Eine Träne läuft ihr über die Wange. »Du hättest es sowieso nicht mehr rechtzeitig geschafft. Ich … ich habe mein Telefon rausgeholt, um dich anzurufen. Ich habe es aufgeklappt, dann habe ich den Rest des Teams angesehen.« Sie macht eine Pause.
    Ich konnte mir vorstellen, wie sie dort standen und daran
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