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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
Autoren: Sharon Draper
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irgendein Nachrichtenmensch sich mit jemandem unterhalten wollen würde, der nur mithilfe einer Maschine sprechen kann. Wie langweilig.
    »Dein persönliches Schicksal ist faszinierend. Andere Menschen würden vielleicht gerne mehr über dich erfahren.«
    »Werden sie sich nicht lustig über mich machen?« Allein bei dem Gedanken bekomme ich schwitzige Hände.
    Mrs V. nimmt meine Hand in ihre. »Ganz und gar nicht. Sie werden dich bewundern, da bin ich sicher. Mit dir hat die Spaulding Street Elementary School ihren eigenen Stephen Hawking. Sie haben Glück!«
    »Das hoffe ich.«
    »Da kommt dein Bus. Einen schönen Tag, Melody. Bis heute Abend.«
    Ich schaffe es, den Tag zu überstehen, ohne meine Kleider zu bekleckern, und bin erleichert, als es zum letzten Mal läutet und Mom auftaucht. Nach einer schnellen Mahlzeit aus Nudeln und Apfelbrei im Auto – clevere Mom, nichts Rotes – fahren wir in die Stadt.
    Wir finden einen Behindertenparkplatz genau vor dem Studio, und nachdem wir wie immer den Rollstuhl ausgeladen, mich hineingesetzt und angegurtet und Elvira befestigt haben, rollen wir ins Gebäude. Die Empfangsdame, eine stämmige, freundlich aussehende Frau mit einer Menge Make-up und krausem Haar, zeigt uns den Weg zum Aufnahmestudio.
    Ich muss ein wenig blinzeln, um schlau aus allem zu werden. Nichts, was man im Fernsehen sieht, ist echt. Ich entdecke den Platz, an dem sie die Nachrichten aufnehmen. Wenn ich sie zu Hause im Fernsehen anschaue, dann sieht es so aus, als würden die Nachrichtensprecher vor einem riesigen Fenster mit Blick auf die Innenstadt sitzen. In Wirklichkeit ist es nur ein Bild, und es ist ziemlich klein. Genauso wie der Schreibtisch, an dem die Sprecher sitzen. Von zu Hause erscheint er so viel größer.
    Ich erkenne ein paar der Sprecher, denen ich jeden Tag zuschaue. Ich kann nicht glauben, wie
dünn
die Morgenschau-Sprecherin ist. Ich werde wie ein riesiger Ballon vor den Kameras aussehen.
    Apropos Kameras,
die
sind riesig – wie gigantische schwarze, ferngesteuerte Außerirdische auf Rädern. Typen mit Kopfhörern und Frauen mit Klemmbrettern rennen umher und überprüfen Sachen. Der hintere Teil des Studios ist dunkel, die Stelle, an der der Wettbewerb stattfinden wird, ist hell erleuchtet. Ich sehe, wo die Teams stehen werden und wo sich die großen Tasten befinden, die sie für die Antworten drücken.
    In einem anderen Raum, hinter all den Kameras und dem ganzen Trubel, stehen Bänke für die Zuschauer bereit. Einige von ihnen trudeln bereits ein. Durch eine große Glasscheibe kann ich sie sehen.
    Ich zucke zusammen, als Catherine mir auf die Schulter tippt. »Faszinierend, was?«
    »Kann man wohl sagen« , tippe ich.
    Während sie und Mom sich ein wenig unterhalten, kommt ein Mann in Jeans und Cincinnati-Bengals-Pulli auf uns zu. »Entschuldigung«, sagt er zu mir, »bist du vielleicht Melody Brooks?«
    Überrascht haue ich schnell auf »Ja« .
    »Ich heiße Paul und ich bin der Inspizient.« Seine riesige Hand verschluckt meine geradezu, als er sie schüttelt. »Es freut mich, dass du früh hier bist. Lass uns mal nachsehen, ob wir alles richtig für dich eingerichtet haben. Wir sind wirklich froh, dass du teilnimmst.«
    Er hat direkt zu mir gesprochen, nicht zu Mom oder Catherine! Ich mag ihn sofort.
    Wir rollen durch das Studio, umfahren vorsichtig Schnüre und Kabel und betreten den Teil, wo der Wettbewerb abgehalten werden wird.
    »Hier werden die Mitglieder der Teams stehen«, erklärt er. »Jeder hat vier große Tasten vor sich, die er drücken kann. Rot ist für den Buchstaben ›A‹. Blau ist für den Buchstaben ›B‹. Gelb ist für den Buchstaben ›C‹. Und ›D‹ ist dann natürlich Grün.«
    Ich nicke.
    »Und hier, Miss Melody, wirst
du
sitzen. Gleich neben deinen Teamkameraden. Ich habe dir eine spezielle Antwortentafel zurechtgebastelt, damit sie zur Höhe deines Rollstuhls passt.« Er sieht ziemlich stolz aus, als er mir die Konstruktion vorführt.
    »Wow!« , tippe ich. »Das ist perfekt. Woher wussten Sie das?«
    »Mein Sohn sitzt im Rollstuhl«, sagt er achselzuckend. »Ich baue ständig Sachen für Rusty. Aber er könnte nie das tun, was du vorhast.« Er geht in die Hocke, damit er mir in die Augen sehen kann. »Hau sie vom Hocker, Champ! Rusty wird zusehen.«
    »Okay!«, tippe ich. »Für Rusty.«
    Er schiebt mich hinter meine Antwortentafel und lässt mich mit den vier farblich markierten Tasten üben. Weil sie so groß sind, ist es
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