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Mit Schwert und Magie

Mit Schwert und Magie

Titel: Mit Schwert und Magie
Autoren: Hans Kneifel
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gingen Krieger ihrer Wege. Handwerker zimmerten Gerüste und hängten farbige Tücher, Teppiche und Fahnen aus den Fenstern. Aus den Türen der Schenken drangen Geräusche und Gerüche, die sich in nichts von denen anderer Gasthäuser unterschieden - trotz des Druckes, der sich von allen Seiten gegen Hadam richtete.
    Ein paar Vogelreiter stoben an der Gruppe vorbei, die jetzt den großen Platz vor den Treppen und Türmen des Palasts erreichte. Der Hauptmann wandte sich ehrerbietig an Odam und sagte:
    »Der Shallad hat angeordnet, daß ich für euch, seine Gäste, einen Nebentrakt des Palasts ausschmücken lasse. Er ist dort rechts, mit Ausblick über den Platz, am Ende der Treppe.«
    »Danke!« brummte Odam verdrossen. Er hatte sich den Empfang wohl anders vorgestellt, trotz seines Wissens, wie es um Hadam und Hadamur stand.
    Langsam stiegen sie die riesige Prunktreppe hinauf. Necrons scharfes Auge nahm einige Besonderheiten wahr. Es gab kein Sonnenlicht, also auch keine scharf abgegrenzten Schatten. Auf den unzähligen Stufen standen kleine Gruppen von Städtern. Sie nahmen kurz Notiz von den Besuchern; in diesen Tagen schienen Gäste nichts Besonderes zu sein. Das Muster, das jene Gruppen und die Stufen zusammen ergaben, regte Necron zu weitergehenden Nachdenklichkeiten an.
    Er war so tief in seine Überlegungen versunken, daß er nicht merkte, wie sich Oceida an seine Seite drängte. Erst als sich ihre Finger in seine Hand schoben, erinnerte er sich wieder an ihre kaum übersehbare Gegenwart und zog sie mit sich.
    »Dein Gesicht, Necron… Was peinigt deine Gedanken?«
    Unbewußt hatte die junge Frau genau das getroffen, was er dachte und überlegte. Er wandte sich ihr zu, lächelte halb verlegen und erwiderte:
    »Wir haben viel gesprochen in den letzten Nächten im Palast-Yarl. Ich sehe vieles und kann mir keinen Reim darauf machen. Warte, bitte, bis wir im Palast sind. Nur eines scheint sicher zu sein.«
    »Der Wunsch ist die Mutter vieler Gedanken«, meinte Oceida zweifelnd. »Du rechnest damit, daß wir Zeugen des Untergangs von Shallad Hadamur werden.«
    Necron setzte ein falsches Grinsen auf und erwiderte:
    »Genau damit rechne ich, Liebste.«
    Sie nickte; inzwischen waren sie jenseits des obersten Drittels der Treppe angelangt. Es gab für Besucher und Gäste, selbst für die Ehemänner der Shallad-Töchter keinen anderen Weg zum Palast. Necron und Oceida hatten Grund genug, sich an einige Erlebnisse während des Marsches der Yarls aus der Düsterzone hierher zu erinnern, und gegenüber anderen Menschen schwiegen sie ohnehin darüber. Aber jetzt waren sie in Hadam, und dies war eine ganz andere, neue und aufregende Welt. Sie blieben stehen, nachdem sie auf die oberste Stufe getreten waren und die Stadt unter sich hatten liegen sehen.
    »Dorthin!« meinte der Hauptmann der Wache.
    »Wir haben keine Eile«, entgegnete Prinz Odam kühl. Er war eine imposante Gestalt mit seinen sechs Fuß Größe und dem hageren, scharfen Gesicht, in dem es nur Knochen, Haut und Muskeln zu geben schien. Seine Stimme war leise, aber von stählerner Schärfe. Der Hauptmann warf einen schrägen Blick auf die zwei Kurzschwerter an seinem Gürtel, hob die Schultern und machte eine einladende Bewegung.
    »Ich spreche nur aus, was Shallad Hadamur mir zu sagen aufgetragen hat. Entschuldige mich, Prinz Odam - aber was sonst sollte ich sagen?«
    Odam winkte mürrisch ab und antwortete, nachdem er einen langen Rundblick über die Dächer und Plätze der Stadt getan hatte:
    »Schon gut. Führe mich und meine Krieger in unser Quartier!«
    Der Soldat, sichtlich erleichtert, verneigte sich und ging voraus. Necron und Oceida folgten ihm als letzte der Gruppe. Schweigend betrachteten sie den kalten, überzogenen Prunk der Korridore und Säulengänge, des Mosaiks, auf dem sie schritten, der Friese und Reliefs an den Wänden und der ständig wechselnden Eindrücke. Endlich standen sie vor einem breiten Doppelportal, das sich lautlos öffnete und den Blick auf kleine Säle, Treppen, schwere Vorhänge und Terrassen freigab. Sklavinnen und Sklaven liefen hin und her oder erwarteten die Gäste schweigend und mit vor der Brust gekreuzten Armen. Der Hauptmann schnarrte einige Befehle, und abermals öffneten sich neue Pforten und Vorhänge.
    Spöttisch bemerkte Necron:
    »Shallad Hadamur tut vieles für seine Gäste. Wann und wo werden wir die Gegenwart des Shallad genießen dürfen?«
    »Bald. Er ist irgendwo im Palast und spricht mit Ratgebern und
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