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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten
Autoren: Agatha Christie
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rechnen wir ab», meinte Race.
    Das Ergebnis der fünf Robber des Abends war ein überwältigender Sieg des männlichen Geschlechts. Mrs Oliver hatte drei Pfund und sieben Shilling an die anderen drei verloren. Der größte Gewinner war Colonel Race.
    Mrs Oliver war zwar eine schlechte Spielerin, aber eine gute Verliererin, und beglich ihren Verlust lächelnd.
    «Alles ist heute Abend schief gelaufen», seufzte sie. «Es geht manchmal so. Gestern hatte ich die fabelhaftesten Karten. Hundertfünfzig Honneurs dreimal hintereinander.»
    Sie stand auf, nahm ihre gestickte Abendtasche und hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück, ihr Haar aus der Stirn zu streichen.
    «Ich vermute, unser Gastgeber ist nebenan», sagte sie.
    Sie ging durch die Verbindungstür, die anderen folgten ihr. Mr Shaitana saß in seinem Lehnstuhl am Kamin. Die Bridgespieler waren in ihr Spiel vertieft.
    «Ich kontriere fünf Treff», sagte Mrs Lorrimer mit ihrer kühlen, schneidenden Stimme.
    «Fünf Sans Atout.»
    «Contra.»
    Mrs Oliver trat an den Bridgetisch. Das schien ein aufregendes Spiel zu sein.
    Superintendent Battle folgte ihr.
    Colonel Race ging zu Mr Shaitana, Poirot hinter ihm.
    «Ich muss leider gehen, Shaitana», sagte Race.
    Mr Shaitana antwortete nicht. Sein Kopf war nach vorn gefallen, er schien zu schlafen. Race zwinkerte Poirot zu und ging ein wenig näher. Er hatte sich vorgebeugt, und plötzlich entfuhr ihm ein gedämpfter Ausruf. Poirot war im Nu an seiner Seite und blickte auch dorthin, wohin Colonel Race zeigte: Auf etwas, das wie ein besonders prächtiger Hemdknopf aussah – es aber nicht war…
    Poirot beugte sich vor, hob eine von Mr Shaitanas Händen empor und ließ sie wieder herabfallen. Er begegnete Races forschendem Blick und nickte. Race erhob seine Stimme.
    «Superintendent Battle, einen Augenblick bitte.»
    Battle kam zu ihnen herüber. Mrs Oliver fuhr fort, dem Spiel der kontrierten fünf Sans Atout zuzusehen. Battle war trotz seiner scheinbaren Schwerfälligkeit ein äußerst behänder Mann. Als er sich zu ihnen gesellte, zog er die Augenbrauen hoch und sagte leise:
    «Ist etwas geschehen?»
    Colonel Race deutete mit einem Kopfnicken auf die schweigsame Gestalt im Lehnstuhl.
    Während Battle sich über sie beugte, blickte Poirot nachdenklich auf den Ausschnitt von Shaitanas Gesicht, den er sehen konnte. Es sah jetzt eher einfältig aus, mit dem offenen Mund und ohne den diabolischen Ausdruck…
    Hercule Poirot schüttelte den Kopf.
    Battle richtete sich auf. Er hatte, ohne es zu berühren, das Ding geprüft, das wie ein Extrahemdknopf aussah, und gefunden, dass es keineswegs ein Hemdknopf war. Er hatte die schlaffe Hand aufgehoben und fallen lassen.
    Nun stand er da, aufrecht, unbewegt, soldatisch.
    «Einen Augenblick bitte», sagte er.
    Die erhobene Stimme klang streng dienstlich und so anders als vorher, dass alle Köpfe sich vom Bridgetisch weg und ihm zuwandten. Anne Merediths Hand blieb über einem Pik-Ass in der Luft schweben.
    «Ich bedaure, Ihnen allen mitteilen zu müssen, dass unser Gastgeber, Mr Shaitana, tot ist.»
    Mrs Lorrimer und Dr. Roberts sprangen auf. Despard starrte vor sich hin und runzelte die Stirn. Anne Meredith stieß einen leisen Schrei aus.
    «Sind Sie dessen sicher?»
    Der Arzt in Dr. Roberts regte sich, und er ging mit dem elastischen Schritt des Doktors, der an ein Totenbett eilt, über das Parkett.
    Scheinbar unbeabsichtigt stellte Superintendent Battle sich ihm in den Weg.
    «Nur einen Moment, Dr. Roberts. Können Sie mir zuerst sagen, wer heute Abend in diesem Zimmer ein und aus gegangen ist?»
    Roberts starrte ihn an.
    «Ein und aus gegangen? Ich verstehe Sie nicht. Niemand.»
    Der Superintendent ließ seinen Blick weiterwandern.
    «Stimmt das, Mrs Lorrimer?»
    «Vollkommen.»
    «Nicht der Butler oder sonst jemand von der Dienerschaft?»
    «Nein. Der Butler hat dieses Tablett hereingebracht, als wir uns an den Bridgetisch setzten. Seitdem hat er das Zimmer nicht betreten.»
    Battle blickte Despard an.
    Der nickte bejahend.
    Anne sagte etwas atemlos: «Ja – ja, das stimmt.»
    «Was soll das alles, Battle?», meinte Dr. Roberts ungeduldig.
    «Lassen Sie mich ihn untersuchen, es kann eine bloße Ohnmacht sein.»
    «Es ist keine Ohnmacht, und ich bedaure – aber niemand darf ihn berühren, ehe der Amtsarzt da war. Meine Damen und Herren, Mr Shaitana ist ermordet worden! »
    Ein gänzlich bestürzter Blick von Despard.
    «Ermordet?» Ein entsetzter, ungläubiger Seufzer von
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