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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten
Autoren: Agatha Christie
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nachforschen – und kam vielleicht durch irgendeinen Zufall auf die Spur seiner früheren Verbrechen. Da hatte er die glänzende Idee, Mrs Lorrimer zum Sündenbock der ganzen Gesellschaft zu machen. Sein geübtes Auge hatte zweifellos erraten, dass sie krank war und ihre Tage gezählt waren. Wie begreiflich wäre es unter diesen Umständen, einen raschen Ausweg zu wählen und vorher ihr Verbrechen einzugestehen! So verschafft er sich eine Probe ihrer Handschrift – fälscht drei gleichlautende Briefe und kommt in der Früh in wilder Hast mit seiner Geschichte von den Briefen angesaust. Sein Stubenmädchen wird ordnungsgemäß instruiert, die Polizei anzurufen. Alles, was er braucht, ist ein Vorsprung. Und er bekommt ihn. Als der Polizeiarzt erscheint, ist alles vorbei. Dr. Roberts hat seine Geschichte mit der künstlichen Beatmung, die versagt hat, bereit. Es ist alles völlig plausibel – völlig korrekt.
    Bei all dem fällt es ihm nicht ein, den Verdacht auf Anne Meredith zu lenken. Er weiß nicht einmal von ihrem Besuch am Vorabend. Er erstrebt nichts als den Schein des Selbstmords – und Sicherheit.
    Es ist ein peinlicher Augenblick, als ich ihn frage, ob er Mrs Lorrimers Handschrift kennt. Wenn die Fälschung herauskommt, muss er sich retten, indem er vorgibt, die Handschrift nie gesehen zu haben. Sein Verstand arbeitet schnell, aber nicht schnell genug.
    Aus Wallingford rufe ich Mrs Oliver an. Sie spielt ihre Rolle sehr gut, schläfert sein Misstrauen ein und bringt ihn hierher. Und gerade als er sich beglückwünscht, dass alles gut gelaufen ist, wenn auch nicht ganz so, wie er geplant hatte, fällt der Schlag. Hercule Poirot springt los! Und so wird der Spieler keine Stiche mehr einziehen. Er hat die Karten auf den Tisch geworfen. C’est fini. »
    Es herrschte tiefe Stille, Rhoda brach das Schweigen mit einem Seufzer.
    «Welch unglaubliches Glück, dass der Fensterputzer zufällig da war», sagte sie.
    «Glück? Glück? Das war kein Glück, Mademoiselle. Das waren Hercule Poirots kleine graue Zellen. Und dabei fällt mir ein…»
    Er ging zur Tür.
    «Herein, herein, mein Lieber. Sie haben Ihre Rolle à merveille gespielt.»
    Er kam vom Fensterputzer begleitet zurück, der jetzt sein rotes Haar in der Hand hielt und irgendwie ganz anders aussah.
    «Mein Freund, Mr Gerald Hemmingway, ein viel versprechender junger Schauspieler.»
    «Also war gar kein Fensterputzer da?», rief Rhoda. «Niemand hat ihn gesehen?»
    « Ich habe ihn gesehen», erklärte Poirot. «Das geistige Auge sieht mehr als das körperliche. Man lehnt sich zurück, schließt die Augen…»
    Despard sagte munter: «Komm, Rhoda, erstechen wir ihn, und warten wir, ob sein Geist wiederkommt und herausfindet, wer es getan hat.»
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