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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten
Autoren: Agatha Christie
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zogen sie gemeinsam ans Ufer.
    Rhoda wurde von Poirot betreut. Sie hatte sich aufgesetzt und atmete unregelmäßig. Despard und Battle betteten Anne Meredith auf den Rasen.
    «Künstliche Beatmung», sagte Battle. «Das Einzige, was noch zu machen ist. Aber ich fürchte, sie ist schon tot.»
    Er ging methodisch zu Werk. Poirot hatte sich zu ihm gesellt, bereit, ihn abzulösen.
    Despard ließ sich neben Rhoda niederfallen.
    «Fehlt Ihnen nichts?», fragte er heiser.
    Sie sagte leise:
    «Sie haben mich gerettet. Sie haben mich gerettet…» Sie streckte ihm die Hände entgegen, und als er sie ergriff, brach sie mit einem Mal in Tränen aus.
    «Rhoda», sagte er.
    Ihre Hände klammerten sich aneinander.
    Er sah plötzlich den afrikanischen Busch vor sich – und Rhoda lachend und furchtlos an seiner Seite…

30
     
    « W ollen Sie sagen», sagte Rhoda ungläubig, «dass Anne mich hineinstoßen wollte? Ich weiß, dass es mir so vorkam. Dabei wusste sie, dass ich nicht schwimmen kann. Aber – aber war es absichtlich?»
    «Es geschah mit voller Absicht», bekräftigte Poirot.
    Sie fuhren durch die Vororte von London.
    «Aber – aber – warum?»
    Poirots Antwort ließ auf sich warten. Er glaubte, eines der Motive zu kennen, die Anne Meredith zu ihrer Tat bewogen hatte, und dieses Motiv saß augenblicklich neben Rhoda.
    Battle räusperte sich.
    «Sie werden sich auf einen kleinen Schock gefasst machen müssen, Miss Dawes. Der Tod dieser Mrs Benson, bei der Ihre Freundin arbeitete, war nicht ganz der unglückliche Zufall, der er zu sein schien – wenigstens haben wir allen Grund, das anzunehmen.»
    «Was meinen Sie?»
    «Wir glauben», erklärte Poirot, «das Anne Meredith zwei Flaschen vertauscht hat.»
    «Oh, nein, nein, wie schrecklich! Es ist unmöglich. Anne? Und warum?»
    «Sie hatte ihre Gründe», meinte Superintendent Battle. «Aber worauf es ankommt, Miss Dawes, ist, dass, soweit Miss Meredith wissen konnte, Sie der einzige Mensch waren, der uns auf die Spur dieses Verbrechens hätte bringen können. Ich vermute, Sie haben ihr nicht gesagt, dass Sie Mrs Oliver gegenüber den Vorfall erwähnt hatten?»
    Rhoda erwiderte langsam:
    «Nein, ich dachte, sie würde sich über mich ärgern.»
    «Das hätte sie zweifellos getan», bestätigte Battle grimmig. «Aber sie dachte, dass die Gefahr nur von Ihnen ausgehen könnte, und das war der Grund, warum sie beschloss, Sie – hm – aus dem Weg zu räumen.»
    «Mich? Aus dem Weg zu räumen? Oh, wie abscheulich! Es kann nicht wahr sein.»
    «Nun, sie ist jetzt tot», meinte Battle, «also können wir es dabei belassen; aber sie war nicht die richtige Freundin für Sie, Miss Dawes, das steht fest.»
    Das Auto blieb vor einem Haustor stehen.
    «Wir gehen jetzt alle zu Monsieur Poirot», sagte Superintendent Battle, «und werden die ganze Angelegenheit noch einmal besprechen.»
    In Poirots Wohnzimmer wurden sie von Mrs Oliver begrüßt, die Dr. Roberts bewirtete. Sie waren eben dabei, Sherry zu trinken. Mrs Oliver trug einen dieser flotten, modernen Hüte und ein Samtkleid, das über der Brust mit einer Schleife verziert war, auf der das Kerngehäuse eines Apfels ruhte.
    «Herein, herein», rief Mrs Oliver gastfreundlich und ganz, als wäre es ihr Haus und nicht das Poirots. «Sowie ich Ihren Anruf bekam, informierte ich Dr. Roberts, und wir kamen her. Alle seine Patienten sind im Begriff zu sterben, aber er macht sich nichts daraus. In Wirklichkeit erholen sie sich wahrscheinlich. Wir wollen alles über alles hören!»
    «Ja, wirklich, ich tappe völlig im Dunkeln», sagte Roberts.
    « Eh bien » , verkündete Poirot, «der Fall ist abgeschlossen. Der Mörder von Mr Shaitana ist endlich gefunden.»
    «Das hat Mrs Oliver mir gesagt. Das hübsche, kleine Ding, Anne Meredith. Ich kann es kaum glauben. Eine höchst unwahrscheinliche Mörderin», sagte Roberts.
    «Unglaublich», murmelte Despard.
    «Aber trotzdem eine richtige Mörderin», bekräftigte Battle.
    «Gar nicht», widersprach Mrs Oliver, «die unwahrscheinlichste Person. Es scheint im Leben genauso zuzugehen wie in den Büchern.»
    «Das war ein toller Tag», meinte Roberts. «Erst Mrs Lorrimers Brief. Ich vermute, das war eine Fälschung, wie?»
    «Genau. Eine Fälschung in dreifacher Ausfertigung.»
    «Sie hat sich selbst auch einen geschrieben?»
    «Natürlich. Die Fälschung war ganz geschickt gemacht. Einen Fachmann hätte sie natürlich nicht getäuscht – aber es war höchst unwahrscheinlich, dass man einen
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