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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten
Autoren: Agatha Christie
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Shaitana war ein Mann, der sich auf seine mephistophelische Einstellung zum Leben viel eingebildet hat. Er war ungemein eitel und dazu dumm – und darum ist er jetzt tot.»
    «Ich verstehe Sie», sagte Battle, Poirots Gedankengang folgend. «Eine Gesellschaft von acht Personen außer ihm selbst. Vier ‹Spürhunde› sozusagen – und vier Mörder!»
    «Das ist nicht möglich», schluchzte Mrs Oliver. «Das ist vollkommen ausgeschlossen. Keiner von diesen Leuten kann ein Verbrecher sein.»
    Battle schüttelte nachdenklich den Kopf.
    «Ich würde da nicht so sicher sein, Mrs Oliver. Mörder gleichen in ihrem Aussehen und ihrem Benehmen verblüffend allen anderen Menschen. Es sind häufig nette, ruhige, manierliche, vernünftige Leute.»
    «Dann ist es Dr. Roberts», entschied Mrs Oliver. «Ich habe instinktiv gefühlt, dass bei dem Mann etwas nicht stimmt, sowie ich ihn sah. Mein Instinkt trügt nie.»
    Battle wandte sich an Colonel Race. «Was denken Sie, Sir?»
    Race zuckte die Achseln. Er bezog die Frage auf Poirots Feststellungen, nicht auf Mrs Olivers Verdächtigung.
    «Es wäre denkbar», sagte er, «es wäre denkbar. Es beweist, dass Shaitana zumindest in einem Fall Recht hatte! Schließlich konnte er ja nur vermuten, dass die Leute Mörder seien – er konnte es ja nicht wissen. Er kann in allen vier Fällen Recht gehabt haben, er kann aber auch nur in einem Fall Recht gehabt haben – aber das bestimmt. Das beweist sein Tod.»
    «Einer von ihnen hat es mit der Angst bekommen. Glauben Sie, dass es das ist, Monsieur Poirot?»
    Poirot nickte.
    «Der verstorbene Mr Shaitana hatte einen bestimmten Ruf», sagte er, «er besaß einen gefährlichen Sinn für Humor und galt als erbarmungslos. Das Opfer meinte, Shaitana mache sich einen heiteren Abend mit der Auslieferung des Opfers an die Polizei – an Sie, als Pointe! Er (oder sie) muss angenommen haben, dass Shaitana definitive Beweise hatte.»
    «Hatte er sie?»
    Poirot zuckte die Achseln.
    «Das werden wir nie erfahren.»
    «Dr. Roberts», wiederholte Mrs Oliver fest. «Ein so frischer, munterer Mensch. Mörder sind oft frisch und munter – aus Verstellung! An Ihrer Stelle, Superintendent, würde ich ihn sofort verhaften.»
    «Das würde auch geschehen, wenn eine Frau an der Spitze von Scotland Yard stünde», meinte Battle mit einem kleinen Augenzwinkern in seinem sonst unbewegten Gesicht. «Aber wissen Sie, da bloß wir Männer die Sache zu entscheiden haben, müssen wir vorsichtig sein. Wir müssen langsam ans Ziel gelangen.»
    «Oh, diese Männer – diese Männer», seufzte Mrs Oliver und begann in ihrem Kopf einen Zeitungsartikel zu verfassen.
    «Wir lassen sie jetzt lieber hereinkommen», sagte Battle, «es geht nicht an, sie so lange warten zu lassen.»
    Colonel Race machte Anstalten aufzustehen.
    «Wenn Sie wünschen, dass wir uns entfernen…»
    Battle zögerte einen Augenblick, da begegnete er Mrs Olivers beredtem Blick. Er kannte sehr wohl Colonel Races offizielle Stellung, und Poirot hatte schon bei vielen Gelegenheiten mit der Polizei zusammengearbeitet, aber Mrs Oliver dabeizulassen, war entschieden eine Konzession. Aber Battle war ein gutmütiger Mensch. Er erinnerte sich daran, dass Mrs Oliver soeben drei Pfund und sieben Shilling verloren hatte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    «Was mich betrifft, so können Sie alle da bleiben», entschied er. «Aber keine Unterbrechungen, wenn ich bitten darf», er sah Mrs Oliver an, «und es darf keine Andeutung gemacht werden über das, was Monsieur Poirot uns soeben mitgeteilt hat. Das war Mr Shaitanas kleines Geheimnis, und es muss sein, als wäre es mit ihm gestorben. Verstanden?»
    «Vollkommen», behauptete Mrs Oliver.
    Battle ging zur Tür und rief den Constable, der in der Halle Dienst tat.
    «Gehen Sie in das kleine Rauchzimmer. Dort ist Anderson mit den vier Gästen. Bitten Sie Dr. Roberts hereinzukommen.»
    «Ich hätte ihn bis zum Schluss aufgehoben», sagte Mrs Oliver. «In einem Buch, meine ich», fügte sie entschuldigend hinzu.
    «Im wirklichen Leben ist es ein wenig anders», meinte Battle. «Ich weiß», bestätigte Mrs Oliver, «schlecht aufgebaut.»
    Dr. Roberts’ Gang, als er eintrat, war etwas weniger elastisch als vorhin. «Hören Sie, Battle», sagte er, «das ist eine verfluchte Geschichte. Verzeihen Sie, Mrs Oliver, aber es ist so. Als Fachmann hätte ich es kaum für möglich gehalten! Einen Mann zu erstechen, wenn drei andere Leute ein paar Meter weit entfernt sind.» Er
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