Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. «Brr! Ich wäre es nicht gern gewesen!» Ein leichtes Lächeln verzog seine Mundwinkel. «Was kann ich tun oder sagen, um Sie zu überzeugen, dass ich es nicht war?»
    «Nun, wie steht es mit dem Motiv, Dr. Roberts?»
    Der Doktor nickte energisch mit dem Kopf.
    «Da besteht nicht der geringste Zweifel. Ich hatte keinerlei Grund, den armen Shaitana aus dem Weg zu räumen. Ich habe ihn nicht einmal besonders gut gekannt. Er hat mich amüsiert – er war ein so komischer Kauz. Er hatte etwas Orientalisches an sich. Natürlich werden Sie meine Beziehungen zu ihm gründlich untersuchen – darauf bin ich vorbereitet. Ich bin kein Narr. Aber Sie werden nichts finden. Ich hatte keinerlei Motiv, Shaitana umzubringen, und ich habe ihn nicht umgebracht.»
    Battle nickte steif.
    «Wie Sie sehr richtig sagen, Dr. Roberts, muss ich meine Nachforschungen anstellen. Sie sind ein vernünftiger Mensch. Können Sie mir etwas über die drei anderen Leute sagen?»
    «Leider nicht viel. Despard und Miss Meredith habe ich heute Abend zum ersten Mal getroffen. Ich hatte von Despard schon gehört und seine – übrigens ausgezeichneten – Reisebeschreibungen gelesen.»
    «Wussten Sie, dass er Shaitana kannte?» .
    «Nein. Shaitana hat mir gegenüber nie von ihm gesprochen. Wie gesagt, hatte ich von ihm gehört, ihn aber nie getroffen.
    Miss Meredith habe ich nie zuvor gesehen. Mrs Lorrimer kenne ich flüchtig.»
    «Was wissen Sie über sie?»
    Roberts zuckte die Achseln.
    «Sie ist Witwe, ziemlich wohlhabend, klug, eine Dame, erstklassige Bridgespielerin. So habe ich sie übrigens kennen gelernt – auf einer Bridgeparty.»
    «Und Mr Shaitana hat auch sie nie erwähnt?»
    «Nein.»
    «Hm – das nützt uns nicht viel. Nun, Dr. Roberts, wollen Sie so gut sein, Ihr Gedächtnis anzustrengen und uns zu sagen, wie oft Sie selbst Ihren Platz am Bridgetisch verlassen haben, und uns die Bewegungen der anderen zu beschreiben, soweit Sie sich daran erinnern.»
    Dr. Roberts nahm sich einige Minuten Zeit zum Überlegen.
    «Es ist nicht leicht», gestand er. «Ich kann mich mehr oder weniger an meine eigenen Bewegungen erinnern. Ich bin dreimal aufgestanden – das heißt, ich habe dreimal, als ich Strohmann war, meinen Platz verlassen, um mich nützlich zu machen. Einmal bin ich hinübergegangen und habe Holz aufs Feuer gelegt. Einmal habe ich den Damen Getränke gebracht. Einmal habe ich mir selbst ein Glas eingeschenkt.»
    «Können Sie sich an die Zeiten erinnern?»
    «Nur sehr ungenau. Wir begannen, glaube ich, um halb zehn zu spielen. Ich denke, ich habe ungefähr eine Stunde später das Feuer geschürt, kurz darauf habe ich die Getränke geholt (beim übernächsten Spiel, meine ich), und es war vielleicht halb elf, als ich mir selbst einen Whisky-Soda holte – aber diese Zeitangaben sind ganz ungefähr. Ich könnte nicht dafür einstehen, dass sie auch wirklich stimmen.»
    «War der Tisch mit den Getränken auf der anderen Seite von Mr Shaitanas Stuhl?»
    «Ja. Das heißt, ich bin dreimal ganz nah an ihm vorbeigegangen.»
    «Und jedes Mal schien er nach Ihrem besten Wissen und Gewissen zu schlafen?»
    «Das habe ich beim ersten Mal geglaubt. Das zweite Mal habe ich ihn gar nicht angesehen. Beim dritten Mal schoss es mir, glaube ich, durch den Sinn: ‹Wie der Kerl schläft!›, aber ich habe ihn wirklich nicht näher angesehen.»
    «Gut. Und wann verließen Ihre Mitspieler die Plätze?»
    Dr. Roberts runzelte die Stirn.
    «Das ist schwer zu sagen – sehr schwer. Despard ging und holte noch einen Aschenbecher, glaube ich. Und er holte sich einen Drink. Aber das war vor mir, denn ich entsinne mich, dass er mir auch einen anbot und ich ablehnte.»
    «Und die Damen?»
    «Mrs Lorrimer ging einmal zum Kamin, um das Feuer zu schüren. Ich glaube fast, dass sie mit Shaitana sprach, aber ich kann es nicht fest behaupten. Ich habe gerade eine etwas komplizierte Ohne Atout gespielt.»
    «Und Miss Meredith?»
    «Sie hat bestimmt einmal den Tisch verlassen. Sie ist herübergekommen und hat in mein Blatt geschaut – ich war ihr Partner zu diesem Zeitpunkt. Dann ist sie im Zimmer herumgegangen. Ich weiß nicht genau, was sie tat. Ich habe nicht aufgepasst.»
    Battle sagte nachdenklich:
    «War niemandes Platz am Bridgetisch genau gegenüber dem Kamin?»
    «Nein, wir saßen alle irgendwie seitlich zum Kamin, und es war ein großer Schrank dazwischen – ein sehr schönes chinesisches Stück. Ich sehe natürlich, dass es ganz gut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher