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Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Titel: Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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Dichtungsgummi von der Heckklappe abgezogen hatte. Ihr Kofferraumwürde vermutlich nie wieder regendicht sein, aber frische Luft zu bekommen war ihr wesentlich wichtiger.
    Und dann sang sie, während sie auf dem Rücken dalag, die Beine angezogen und das Gesicht nur Zentimeter vom Kofferraumdeckel entfernt. Sie sang, um nicht den Verstand zu verlieren. Sie sang jedes Lied, das sie jemals gelernt hatte – und dazu noch ein paar andere, die sie nicht auswendig kannte. Sie sang sämtliche Titel, die in den Top Forty gewesen waren, als sie die achte Klasse besucht hatte. Sie hatte sämtliche der nervigen Musicalstücke gesungen, die ihre Mutter so sehr geliebt hatte. Sie hatte jeden einzelnen Titel der beiden neuesten CDs von Patty Loveless gesungen. Sie hatte gesungen, bis sie völlig heiser gewesen war.
    Das war wirklich die Hölle gewesen: dort zu liegen, zu schwitzen, gegen die aufkommende Panik anzukämpfen, zu spüren, wie die Kofferraumwände immer näher kamen …
    Carlos.
    Sogar nach so langer Zeit musste sie immer wieder an diesen Mann denken. In den ersten paar Wochen, nachdem er sie im Kofferraum ihres Autos eingesperrt hatte, war er ihr nicht aus dem Kopf gegangen.
    Und seltsamerweise tauchte er nach wie vor gelegentlich in ihren Träumen auf. Noch seltsamer war jedoch, dass es sich um schwüle, erotische Träume handelte. Um Träume von miteinander verschlungenen Beinen, von kühler glatter Haut auf festen Muskeln. Von langem dunklen Haar, das ihm ins Gesicht hing, während er sich langsam über sie beugte und sie küsste. Während er sich in einem sinnlichen, trägen, unglaublich erregenden Rhythmus in ihr bewegte …
    Aus diesen Träumen schreckte sie jedes Mal hoch, überrascht und manchmal ein wenig enttäuscht, dass es nur ein Traum gewesen war.
    Vor sechs Monaten war sie zur Polizei gegangen und hatte Anzeige erstattet, aber der Mann namens Carlos und seine drei Komplizen waren nie gefasst worden.
    Zu ihrem Glück, dachte sie. Denn wenn sie auch nur einen dieser Mistkerle je wieder zu sehen bekommen würde …
    Am anderen Ende des Restaurants standen Silberhaars Gäste auf. Die Frauen eilten beinah geschlossen zur Damentoilette. Die Männer schüttelten einander die Hände und …
    Nein.
    Das konnte nicht sein.
    Oder doch?
    Carrie hatte nur einen ganz kurzen Blick auf das Gesicht des Mannes erhascht. Aber diese exotischen Wangenknochen waren unverwechselbar.
    Trotzdem konnte sie sich nicht sicher sein, bevor sie seine Augen sah. Entweder wurde sie allmählich verrückt – oder der Mann mit dem langen Pferdeschwanz, der Mann in dem maßgeschneiderten Smoking war tatsächlich Carlos.
    Natürlich war es durchaus möglich, dass sie allmählich verrückt wurde.
    Das Ganze war jetzt ein halbes Jahr her, und Carrie sah Carlos immer noch an jeder Ecke: in der Einkaufspassage, im Lebensmittelladen, im Kino, sogar in der Besuchermenge im Sea Circus. Wann immer sie einen hochgewachsenen Mann mit langem, dunklem Haar entdeckte, schaute sie ganz genau hin. Doch wann immer der Mann den Kopf drehte, musste sie es erkennen: Nein, das war nicht Carlos. Der Typ ähnelte ihm nur ein kleines bisschen.
    Dieser Mann jedoch drehte sich nicht um und gab ihr keine zweite Gelegenheit, ihm ins Gesicht zu blicken. Er schaute hinüber zur Lobby und wandte ihr den Rücken zu.
    „Entschuldige mich bitte“, sagte Carrie zu Bobby Penfield, als er einen Moment seinen Redefluss unterbrach und Luft holte. Sie faltete ihre Serviette zusammen und legte sie neben ihren Salatteller. „Es dauert nur eine Minute. Ich bin gleich wieder da.“ Damit schob sie ihren Stuhl zurück und eilte den Männern im Smoking hinterher, die das Restaurant verließen.
    Die Lobby des Schroedinger war eine Pracht: Hier standenjede Menge Grünpflanzen, von den hohen Decken hingen Kronleuchter. Die verspiegelten Wände ließen den Raum viel größer erscheinen, als er war. Der Mann, der eventuell Carlos sein mochte, stand an der Garderobe und war in ein Gespräch mit Silberhaar vertieft. Etliche der anderen Gäste standen in der Nähe.
    Carrie blieb abrupt stehen, als sie das Gesicht des Langhaarigen in einem der Spiegel sehen konnte.
    Es war Carlos. Herr im Himmel, er war es wirklich.
    Silberhaar sagte etwas zu ihm, und er lächelte. Zeigte jenes sanfte, priesterhafte Lächeln, das Carrie kannte. Als Silberhaar etwas hinzufügte, wurde aus dem Lächeln ein teuflisches Lachen, und vollkommene weiße Zähne blitzten auf.
    Trotz all ihrer Träume und der
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