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Mit Haut und Haar (German Edition)

Mit Haut und Haar (German Edition)

Titel: Mit Haut und Haar (German Edition)
Autoren: Sofia Hartmann
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hatte.
    Im Foyer des Hotels atmete sie tief ein. Sie wusste, was auf sie zukam. Dieses Problem hätte sie gerne anders gelöst, aber es würde keinen anderen Weg geben als eine direkte Konfrontation. Daniel war schlau. Und er kannte ihre Schwächen. Sie war nicht gut in Diskussionen. Seinen Argumenten war sie oft nicht gewachsen. Clarissa konnte dunkel erahnen, wie diese Sache ausgehen würde, wenn sie ihn lediglich auf die Mails ansprach.
    Im Handumdrehen hätte er eine gute Ausrede parat und würde sie der Schnüffelei anklagen, ein empfindlicher Punkt bei ihr. Denn eigentlich war sie keine Schnüfflerin. Eigentlich respektierte sie die Privatsphäre ihres Mannes. Aber man konnte einem Mann der log und betrog nicht klar machen, dass es ein Bauchgefühl gewesen war, das einen dazu getrieben hatte nachzuschauen. Beweise zu suchen, von denen ihr lieber gewesen wäre, sie hätte sie niemals gefunden. Frauen haben in diesen Dingen einen sehr wachen Instinkt, aber das war ein Umstand, den man einem Mann nicht plausibel erklären konnte. Clarissa hatte Angst vor der Konfrontation, aber sie konnte ihre Entdeckung auch nicht schweigend hinnehmen. Viel lieber hätte sie ihr bis vor zwei Wochen noch so friedliches Leben weiter gelebt. Ohne Höhen und Tiefen, einfach nur angenehm. Eine friedliche, harmonische Ehe, in deren Schoß sie sich fallen lassen und sicher fühlen konnte.
    Der Nachtportier gab ihr bereitwillig Auskunft, als sie ihren Ausweis vorlegte, obwohl er sie nicht darum gebeten hatte. Es musste etwas passieren, das ihrer Qual ein Ende machte, wie auch immer dieses Ende aussehen würde. Und nun stand sie mit pochendem Herzen und kreidebleichem Gesicht vor dem Portier, wusste was auf sie zukommen würde, wollte es hinter sich bringen und hatte doch Angst zu sehen, was sie nicht verkraften würde.
    »Zimmer 212«, sagte der Portier. »Im zweiten Stock.« Er wirkte ein wenig besorgt. »Soll ich Sie ankündigen?« fragte er, und er hatte den Hörer bereits in der Hand.
    »Nein, ich möchte meinen Mann überraschen«, sagte Clarissa mit fester Stimme.
    »Aber es wäre vielleicht besser wenn...«
    »Lassen Sie das«, sagte Clarissa barsch. »Ich weiß schon dass er nicht alleine ist.«
    Der Portier errötete und vertiefte sich in den Inhalt einer Schublade auf der Innenseite der Rezeption. Clarissa steuerte zielstrebig auf den Aufzug zu. Viel zu schnell. Der Aufzug fuhr viel zu schnell. Und viel zu schnell stand sie vor der Tür mit der Nummer 212. Leises Stimmengemurmel war zu hören. Diese Hotels, die Daniel sich aussuchte, waren wirklich erstklassig, man hörte so gut wie nichts. Sie klopfte an. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, aber schließlich hörte sie Daniels Stimme direkt hinter der Tür.
    »Ja bitte?«
    »Zimmerservice«, sagte sie, und sie bemühte sich, dabei ihre Stimme so gut wie möglich zu verstellen.
    Daniel riss die Tür auf, starrte sie ungläubig an und Clarissa erhaschte einen Blick auf das große Bett, das direkt der Tür gegenüber an der Wand stand. Eine Frau mit lockigen, schwarzen Haaren räkelte sich darin, riss aber plötzlich die Bettdecke nach oben und setzte sich kerzengerade hin.
    »Clarissa!« Daniel war mit einem Schlag kreidebleich.
    »Ja, da staunst du, was?« sagte sie. Sie betrat das Zimmer und Daniel schloss schnell die Tür.
    »Ich kann dir das erklären«, sagte er.
    »Versuch es mal«, antwortete Clarissa. Sie konnte den Blick nicht von der Frau abwenden. Sie war eine sehr schöne Frau, keine Frage. Makellose Haut, braungebrannter Teint. Die Frau hatte sich erschrocken aufgesetzt und mit der Decke verhüllt, und doch hatte Clarissa noch einen Blick auf ihren Körper erhaschen können. Endlos lange Beine, sehr wohlgeformt, ein schmaler, durchtrainiert wirkender Bauch und pralle Brüste. Das schwarze Haar fiel in wunderschönen Locken über ihre Schultern und endete irgendwo auf der Bettdecke, da wo Clarissa den Ansatz ihrer Beine vermutete. Ganz eindeutig musste es unter ihren Vorfahren einen rassigen Südländer gegeben haben, denn ihr brauner Teint wirkte sehr natürlich und ihre Haare ebenso, nicht gefärbt. Sie setzte sich auf einen der beiden Sessel, die am Fenster standen.
    »Zieh dich an, du Schlampe«, sagte sie in eiskaltem Ton zu der Frau, und warf ihr das Kleid und die Jacke zu, die auf dem Boden vor ihr lagen.
    »Daniel...!« stammelte die Frau und sah ihn fragend an.
    »Bitte zieh dich an und geh«, sagte Daniel leise. Er starrte betroffen auf den Boden. »Das muss
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