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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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University of Virginia in Charlottesville nach Hause kommt. Wir sind zusammen bei Rockkonzerten, in Schwimmbädern, bei Tennisturnieren und Golfausflügen, in Restaurants, Bars und Kinos gewesen. Aber noch nie hatte sie eine Party mit gegrilltem Schweinefleisch und Bluegrass in einem Hinterhof vorgeschlagen. Hm.
    Als Katy über meine Veranda kam, wunderte ich mich wieder einmal, wie ich ein so bemerkenswertes Wesen hatte hervorbringen können. Ich sehe zwar nicht gerade wie eine Vogelscheuche aus, aber Katy ist einfach atemberaubend. Mit ihren blonden Haaren und ihren jadegrünen Augen hat sie jene Schönheit an sich, die Männer dazu bringt, mit ihren Kumpeln zu raufen und Kopfsprünge von wackeligen Piers zu machen.
    Es war einer dieser schwülen Augustnachmittage, die Erinnerungen an die Sommer der Kindheit wecken. Wo ich aufgewachsen war, hatten nur die Kinos Klimaanlagen, in den Häusern und Autos war es brütend heiß. Weder der Bungalow in Chicago noch das verwinkelte hölzerne Farmhaus, in das wir in Charlotte einzogen, waren klimatisiert. Für mich waren die Sechziger eine Ära der Decken- und Fensterventilatoren.
    Heißes, schwüles Wetter erinnert mich an Busfahrten zum Strand. An Tennis unter einem unbarmherzig blauen Himmel. An Nachmittage im Pool. An die Jagd nach Glühwürmchen, während die Erwachsenen auf der hinteren Veranda Tee tranken. Ich liebe die Hitze.
    Trotzdem hätte Katys VW eine Klimaanlage gebrauchen können. Wir fuhren mit offenen Fenstern, und die Haare flogen uns wild ums Gesicht.
    Boyd stand auf dem Rücksitz, die Nase im Wind, die Aubergine von einer Zunge seitlich aus dem Maul. Fünfunddreißig Kilo stachelig braunen Fells. Alle paar Minuten sprang er zum anderen Fenster und schleuderte uns Speichel in die Haare, während er im Auto herumwirbelte.
    Die Brise schaffte es gerade mal, die heiße Luft etwas zu verwirbeln, sodass der Hundegeruch aus dem Fond zu uns drang.
    »Ich komme mir vor, als würde ich in einem Wäschetrockner fahren«, sagte ich, als wir von der Beatties Ford Road in die NC 73 einbogen.
    »Ich lasse die Klimaanlage richten.«
    »Ich gebe dir das Geld.«
    »Ich nehme es.«
    »Was für ein Picknick ist denn das eigentlich?«
    »Die McCranies veranstalten es jedes Jahr für Freunde und Stammkunden des Pfeifengeschäfts.«
    »Und warum fahren wir da hin?«
    Katy verdrehte die Augen, eine Geste, die sie schon mit drei Jahren gelernt hatte.
    Ich bin zwar auch nicht schlecht im Augenverdrehen, aber meine Tochter ist Weltklasse. Katy kann es mit subtilen Bedeutungsnuancen versehen, an die ich mich nie heranwagen würde. Diesmal war es ein leises »Das habe ich dir doch schon erklärt«.
    »Weil Picknicks Spaß machen.«
    Boyd wechselte das Fenster, hielt aber mittendrin inne, um mir Sonnencreme vom Gesicht zu lecken. Ich stieß ihn weg und wischte mir die Wange.
    »Warum haben wir Mister Mundgeruch dabei?«
    »Weil Daddy nicht in der Stadt ist. Steht auf dem Schild da Cowans Ford?«
    »Nette Überleitung.« Ich schaute zu dem Schild. »Ja, das steht da.«
    Ich dachte kurz über die lokale Geschichte nach. Cowans Ford war eine Furt gewesen, die im siebzehnten Jahrhundert von den Catawba und später von den Cherokee benutzt wurde. Daniel Boone hatte während des britisch-französischen Kolonialkriegs hier gekämpft.
    Im Jahr 1781 hatten Truppen unter General William Lee Davidson hier gegen Lord Cornwallis und seine Rotröcke gekämpft.
    Davidson war in der Schlacht gefallen und hatte so seinen Namen in die Geschichte des Mecklenburg County eingeschrieben.
    Anfang der Sechzigerjahre hatte die Duke Power Company den Catawba River bei Cowans Ford aufgestaut und so den Lake Norman geschaffen, der sich über fast vierunddreißig Meilen erstreckt.
    Heute steht die Duke’s McGuire Nuclear Plant, die gebaut wurde, um das alte Wasserkraftwerk zu ergänzen, fast direkt neben dem General Davidson Monument und dem Cowans Ford Wildlife Refuge, ein knapp tausend Hektar großes Naturschutzgebiet.
    Man fragt sich, wie sich der General dabei fühlt, seine geheiligte Erde mit einem Atomkraftwerk zu teilen.
    Katy bog auf einen zweispurigen Feldweg ein, der viel schmaler war als die Teerstraße, die wir verlassen hatten. Kiefern und Harthölzer standen bis dicht an die Ränder.
    »Boyd mag das Land«, ergänzte sie.
    »Boyd mag nur Sachen, die er fressen kann.«
    Katy warf einen flüchtigen Blick auf die Kopie einer handgezeichneten Karte und klemmte sie dann wieder hinter die
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