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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich
Autoren: Evelyn Sanders
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Sascha regelmäßig zu erwidern, wobei er aber vergißt, daß er auch die nur widerwillig benutzt. Für ihn ist Wasser eigentlich nur im Freibad akzeptabel, womit das Problem Sauberkeit zumindest im Winter ein noch ungelöstes ist.)
    Ich beschloß, diesem unverfälscht berlinernden Phänomen in den nächsten Tagen einmal auf den Grund zu gehen. Im Augenblick hatte ich keine Zeit dazu.
    Irgendwie gelang es mir, die gesamte Familie zu einem improvisierten Abendessen zusammenzutrommeln und anschließend in die Betten zu verfrachten. Abgesehen von einer mitternächtlichen Unterbrechung, als ich Stefanie heulend auf dem Flur entdeckte, weil sie die Toilette nicht fand, verlief die erste Nacht im neuen Heim ausgesprochen ruhig.
    Es sollte nicht immer so bleiben!
    Nach ein paar Tagen hatten wir unser Haus so ziemlich eingerichtet und lebten wieder aus Schränken und Kommoden statt aus Koffern und Kisten. Rolf war überwiegend damit beschäftigt, Blumen und Blattpflanzen zu gruppieren, umzutopfen und aufzubinden, wobei er ständig nach meiner Assistenz schrie und mir auftrug, eimerweise Wasser herbeizuschleppen, Blumenerde, Dünger und Bambusstöcke aufzutreiben und mittels einer geliehenen Wasserwaage festzustellen, ob das jeweilige Gewächs auch genau senkrecht im Topf stand. Für mich blieben die nebensächlichen Arbeiten wie das Auspacken der 14 Bücherkisten, das Verstauen des Geschirrs, der Wäsche, Schuhe und was dergleichen Kleinigkeiten mehr sind.
    Ursprünglich hatte ich auf die Mithilfe meiner beiden Söhne gehofft, aber die hatten ja Ferien und pflegten sofort nach dem Frühstück ihre Räder zu besteigen und zu irgendwelchen Erkundungsfahrten aufzubrechen. Hin und wieder tauchten sie auf und berichteten von ihren Entdeckungen. So sollte es irgendwo einen Moorsee geben, in dem ›meterlange‹ Karpfen lebten, die man angeln könnte, und auf einem Hügel stünde eine Burgruine, in der angeblich Götz von Berlichingen einige Jugendjahre verbracht haben soll. Nun gibt es hier in der Gegend und vor allem neckaraufwärts alle paar Kilometer eine alte Burg, und in jeder soll der Götz wenigstens einmal genächtigt haben. Wenn das tatsächlich zutrifft, dann müßte der gute Mann sein Nachtquartier alle paar Tage gewechselt haben, was ich unter Berücksichtigung der damaligen Verkehrsbedingungen für unwahrscheinlich halte! Schließlich kam der Tag, an dem wir das letzte Bild aufgehängt und den letzten Hammer an seinen hoffentlich letzten Platz gelegt hatten. Der normale Alltag konnte beginnen.
    Er begann damit, daß Rolf sich in die Küche stellte, um ›endlich mal wieder ein vernünftiges Essen‹ zu kochen. Auch ich war das ewige Konservenfutter langsam leid, aber aus Zeitmangel hatte ich meine Lieben
    bisher aus Dosen beköstigen müssen. Nach bewährter Methode forderte er meine Mithilfe als Küchenmädchen an und war über meine Ablehnung einigermaßen überrascht. Sollte er doch mal seine Salatkräuter selber hacken! Ich mußte erst die Zwillinge baden und abfüttern.
    Ähnliche Vorkommnisse häuften sich. Ich hatte keine Zeit mehr, Geschäftsbriefe zu schreiben, ich konnte keine Abrechnungen mehr machen, und ich sah mich auch nicht mehr in der Lage, seitenlange Manuskripte abzutippen.
    »Wir brauchen unbedingt ein Mädchen!« stellte mein Gatte fest, als ich wieder einmal vergeblich versuchte, zum selben Zeitpunkt Stefanies Knie zu verpflastern, den kleinen Handkoffer vom Boden zu holen, den ausgebrochenen Lohengrin an der Flucht in den Garten zu hindern und das Auto in die Garage zu stellen.
    Diese Erkenntnis war mir auch schon gekommen! Ich bezweifelte nur, daß wir jemals jemanden finden würden, der sich in dieser ländlichen Einöde begraben ließ. Junge Mädchen haben bekanntlich andere Interessen als kinderreiche Mütter, die abends lediglich ein ungeheures Schlafbedürfnis verspüren und selbst bei einem Überangebot an kultureller Abwechslung herzlich wenig Lust haben, sich noch festlich anzuziehen und in ein Theater zu gehen. Junge Mädchen -und nur ein solches käme ja wohl in Betracht -brauchen zu ihrem Wohlbefinden wahrscheinlich italienische Eisdielen, Diskotheken und einen Friseur. Das alles gab es nicht in Heidenberg.
    »Gib dich keinen Illusionen hin«, erklärte ich meinem zuversichtlichen Gatten. »Ein Mädchen finden wir nie! Mir genügt fürs erste schon eine Putzfrau.«
    »Wir können es wenigstens mal versuchen.«
    Rolf bleibt in jeder Lebenslage Optimist. Auch dann, wenn es am Abend vor
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