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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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das missvergnügt zur Kenntnis. Er war von Natur aus ein Spätaufsteher, und mit den Verheißungen jungfräulichen Tageslichts konnte er nur wenig anfangen.
    Unterdessen schwoll der Lärm im Erdgeschoss an und vervielfältigte sich, so als träfen ständig neue Helfer ein. Und in diesem Moment wurde Fens benebeltem Verstand klar, dass hier vermutlich der Grund für Dianas rätselhafte Warnung lag, ebenso wie für Myras nicht zu unterdrückenden Frohsinn am Vorabend, als er gesagt hatte, er wolle ausschlafen. Er stöhnte entsetzt auf.
    Das wirkte wie ein Signal.
    Es klopfte an der Tür. Nachdem er ein ›Herein‹ gekrächzt hatte, trat ein Mädchen von so unglaublicher Schönheit ins Zimmer, dass Fen sich fragte, ob er träume.
    Das Mädchen war von Natur aus platinblond. Ihre Gesichtszüge waren makellos. Ihre Figur bildete die Quintessenz aus allen Pin-up-girls. Und sie bewegte sich mit einer Natürlichkeit und ruhigen Gelassenheit, die verrieten, dass ihr ihre eigene Vollkommenheit – so unglaublich es auch schien – ganz unbewusst war.
    Mit einem strahlenden Lächeln stellte sie ein Frühstückstablett auf dem Nachttisch ab und verließ den Raum, nur um gleich darauf mit Fens auf Hochglanz polierten Schuhen wiederzukommen. Sie lächelte ihm noch einmal zu, und im nächsten Moment war sie verschwunden wie ein Trugbild aus einem Märchen – obgleich er sich keine Prinzessin vorstellen konnte, nicht einmal in Tolkiens Erzählungen, die ihren Geliebten nach der Hochzeitsnacht mit ähnlichen Freuden überraschte.
    Benommen zündete Fen sich seine Morgenzigarette an, und das wohlbekannte Gefühl des Unbehagens, das sich bei ihr stets einstellte, brachte für ihn so etwas wie Normalität zurück. Er nippte an seinem Tee und grübelte über das Hämmern nach, das unvermindert weitergegangen war. Bald darauf wurde es unterbrochen von einem Geräusch, das verdächtig nach dem Einsturz eines großen Gerüstes klang.
    Eilig stand Fen auf, wusch sich, rasierte sich, zog sich an und ging nach unten.
    Der ganze Haushalt war auf den Beinen – wie es auch anders nicht hätte sein können, außer man hätte zu einem starken Schlafmittel gegriffen. Fen fand Myra Herbert draußen im Hof, wo sie ein kleines, gräuliches, unansehnliches Schwein betrachtete. Scheinbar überlegte es gerade, was es mit dem Tag anfangen solle.
    »Guten Morgen, mein Lieber«, begrüßte Myra ihn gut gelaunt. »Gut geschlafen?«
    »Bis zu einem gewissen Punkt«, erwiderte Fen reserviert.
    Sie zeigte auf das Schwein. »Haben Sie so etwas schon mal gesehen?«
    »Tja, nun, da Sie es erwähnen … nein, ich glaube nicht.«
    »Ich bin betrogen worden«, sagte Myra, und das Schwein grunzte, womit es scheinbar seine Zustimmung bekanntgab. »Ich habe mir ein junges Schweinchen hübsch und rosig vorgestellt, wissen Sie, und irgendwie fröhlich. Dieses hier allerdings … mein Gott. Ich füttere und füttere es, aber es wächst kein Stück.«
    Gemeinsam dachten sie eine Weile über das Phänomen nach. Ein vorbeikommender Landarbeiter gesellte sich dazu.
    »Wird auch nicht größer, was?«, bemerkte er.
    »Was ist los mit ihm, Alf?«
    Der Landarbeiter überlegte. »Es ist ’n Nichtsnutz«, lautete schließlich seine Diagnose.
    »Ein was?«
    »Ein Nichtsnutz. Sie vergeuden Ihre Zeit damit, es zu mästen. Es wird nie fetter werden, ’n Nichtsnutz setzt einfach nicht an. Am besten verkaufen Sie’s.«
    »Nichtsnutz«, wiederholte Myra voller Abscheu. »Das ist ein verdammt netter und aufmunternder Gedanke, so früh am Morgen.«
    Der Landarbeiter ging weiter.
    »Eins muss ich ihm aber lassen«, sagte Myra, womit sie das Schwein meinte, »es ist sehr zutraulich, was meiner Ansicht nach zu seinen Gunsten spricht.«
    Sie wandten sich wieder der Herberge zu. Myra regte an, dass Fen doch jetzt sein Frühstück bestellen könnte, und Fen stimmte zu.
    »Aber was ist denn los?«, fragte er und wies in Richtung des Hämmerns.
    »Renovierungsarbeiten, mein Lieber. Die Innenräume werden renoviert.«
    »Aber Handwerker fangen nie so früh am Morgen an.«
    »Oh, das sind keine Handwerker«, sagte Myra geheimnisvoll. »Das heißt …«
    Sie kamen an eine Tür in einem Teil des Erdgeschosses, den Fen noch nicht kannte. Von hier schien der meiste Krach herzurühren. »Sehen Sie«, sagte Myra.
    Die geöffnete Tür gab den Blick auf eine dichte Staubwolke frei, in der undeutlich Gestalten zu erkennen waren, die, so hatte es den Anschein, einer ausgesprochen destruktiven
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