Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
Beschäftigung nachgingen. Eine der Gestalten, ein Mann, tauchte plötzlich dicht vor ihnen auf. Er sah aus wie das Opfer eines Tüncheimers in einem Slapstick-Film.
    »Morgen, Myra«, sagte er mit entwaffnender Herzlichkeit. »Alles in Ordnung?«
    »Oh, durchaus, Sir.« Myra zeigte sich besonders höflich und respektvoll. »Der Gentleman hier wohnt bei uns, und er hat sich gefragt, was vor sich geht.«
    »Morgen, Sir«, sagte der Mann. »Hoffentlich haben wir Sie nicht allzu früh aus den Federn geworfen.«
    »Kein bisschen«, gab Fen kühl zurück.
    »Ich fühle mich schon viel besser« – der Mann klang weniger überzeugt als entschlossen – »jetzt, wo ich jeden Morgen um sechs aufstehe … Es ist der sichere Weg zu guter Gesundheit, wie ich es immer gesagt habe.«
    Er bekam einen heftigen Hustenanfall; sein Gesicht verfärbte sich zunächst rot, dann blau. Vorsichtshalber schlug Fen ihm zwischen die Schulterblätter.
    »Nun denn, zurück an die Arbeit«, sagte er, als er sich wieder ein wenig erholt hatte. »Ich sage Ihnen eins, Sir: Wenn Sie eine Sache erledigt haben wollen, dann sprechen viele gute Gründe dafür, sie persönlich zu erledigen.« Jemand streifte ihn mit einer kleinen Spitzhacke am Arm. »Vorsicht, verdammt noch mal, das hat weh getan …«
    Er ließ sie stehen, um sich in weiteren Detail über dieses Unglück auszulassen. Sie schlossen die Tür und gingen weiter.
    »Wer war das?«, fragte Fen.
    »Mr. Beaver, der Besitzer des Gasthauses. Ich bin nur der Manager. Eigentlich ist er Textilgroßhändler.«
    »Ich verstehe«, sagte Fen, der nichts verstand.
    »Essen Sie erst einmal was zum Frühstück, mein Lieber«, tröstete sie ihn, »ich erkläre es Ihnen später.«
    Myra geleitete ihn zu einem kleinen Zimmer, in dem ein Tisch für drei gedeckt war. Zu seinem Entzücken versorgte sie ihn mit Speck, Eiern und Kaffee.
    Er war gerade damit fertig geworden und zum Marmeladenteil übergegangen, als die Tür sich öffnete und er zu seiner großen Überraschung das blonde Mädchen erblickte, das im Zug seine einzige Mitreisende gewesen war.
    Während sie sich am Tisch niederließ, musterte er sie unauffällig. Obwohl sie weder Dianas erfrischenden, burschikosen Charme noch Myras Munterkeit und auch nicht die filmreife Ausstrahlung seiner blonden Besucherin besaß, war sie trotzdem auf eine zurückhaltende und stille Art hübsch. Es hatte den Anschein, als mischten sich in ihren Gesichtszügen zwei unterschiedliche Linien. Zum Beispiel hatte sie eine ausgesprochen aristokratische Nase, während ihr großer Mund im Gegensatz dazu eine Spur vulgär wirkte. Ihre Augenbrauen verrieten Arroganz, die Augen hingegen Schüchternheit; und in einem Anfall trüber Fantasterei, der nur durch die ungewöhnlich frühe Stunde zu entschuldigen war, bildete Fen sich ein, dass, wenn ein König seine Kurtisane ehelichen würde, wahrscheinlich diese Tochter dabei herauskommen würde.
    Außerdem hatte er den Eindruck, als sei das Mädchen nervös, beinahe so, als stünde ihr eine Prüfung mit ungewissem Ausgang bevor. Und ihre Kleidung bestätigte diesen Verdacht. Sie war gut und geschmackvoll, aber etwas an der Art und Weise, wie das Mädchen sie trug, ließ vermuten, dass es sich um ihre Sonntagskleider handelte, dass sie es sich nicht leisten konnte, sie jeden Tag zu tragen, dass sie sie heute trug, um … ja, das war es: um einen guten Eindruck zu machen.
    Auf wen, fragte sich Fen. Auf einen potentiellen Arbeitgeber vielleicht? Wenn sie hier wäre, um sich in einem Vorstellungsgespräch um einen begehrten Posten zu bewerben, würde das ihre Anspannung zur Genüge erklären …
    Aber würde es das wirklich? Irgendwie spürte Fen, dass es sich bei der Prüfung um etwas handelte, das viel dringlicher und gleichzeitig viel persönlicher war.
    Sie unterhielten sich ein wenig über belanglose Dinge. Fen fragte sie, ob sie schon von dem Verrückten gehört habe, und als er bemerkte, dass sie nichts darüber wusste, erklärte er ihr die Lage. Obwohl ihre Antworten höflich und recht gescheit waren, verrieten sie dennoch, dass sie viel zu abgelenkt war, um sich sonderlich für das Thema zu interessieren.
    Er bemerkte, dass sie ihn unentwegt ansah, während er redete, so als versuche sie, seine Absichten von seinem Gesicht abzulesen. Und auch ihre eigene Ausdrucksweise lieferte weiteren Anlass für Mutmaßungen, sprach sie ihre Worte doch auf eine leicht fremdländische Art aus, die er nicht einordnen konnte. Sie war, danach zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher