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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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unterbrechen wollte.
    Es dauerte nicht lang, und er erreichte den Ortsrand. Er kam an eine Stelle, die, so vermutete er, vielleicht der Schauplatz von Mrs. Hennessys Begegnung am gestrigen Abend war. Er widerstand der Versuchung, den Ort nach Spuren des Verrückten abzusuchen, ging weiter und erreichte bald darauf eine winzig kleine Kreuzung mit einem Schild, zu dessen totaler Unleserlichkeit der noch viel schwerwiegendere Mangel hinzukam, dass es in keine bestimmte Richtung zeigte.
    Nach kurzem Zögern schlug Fen den linken Weg ein.
    Es war Hochsommer. In den Büschen leuchteten die reifen Hagebutten der Hundsrose. Die Gerste, gesprenkelt mit dem Scharlachrot des Mohns, wurde geerntet. Kupferrote Schmetterlinge schwebten leicht wie Distelwolle durch die heiße Luft. Spinnennetze schmückten die Zweige und Blätter. In der Entfernung hatte sich ein Dunstschleier über das Land gelegt, doch ein Strich aus weißem Rauch erlaubte es dem Betrachter, in der Ferne das Fortkommen eines Zuges zu beobachten.
    Fen begann, schneller zu gehen. Das Land, ein Ort, dem er normalerweise nichts abgewinnen konnte, erschien heute so besonders einnehmend …
    Er war jedoch noch keine hundert Meter weit gekommen, als ihn ein erschreckender Anblick plötzlich innehalten ließ.

Kapitel 4
    Fen war an einer Gitterpforte angelangt, die auf ein riesiges, unregelmäßig angelegtes Feld führte. Die Hecke bestand zum großen Teil aus Dorngestrüpp. In der Mitte des Geländes lag ein wenig einladend aussehender Teich, der wegen des augenblicklichen Regenmangels stark eingetrocknet war. Am Teichufer humpelte langsam eine Ente entlang. An der Unterseite ihres schneeweißen Gefieders klebte grüner Schlamm.
    Doch nichts davon hatte Fens Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Es war vielmehr der Mann, der das Gelände durch eine Bresche in der gegenüberliegenden Seite betreten hatte.
    Er war klein, korpulent, wirkte gehetzt und war mittleren Alters. Er trug Handschuhe, eine nach außen gekehrte Matrosenjacke sowie blasslila Hosen, die in großen schwarzen Gummistiefeln steckten. Und er bewegte sich auf geduckte, verstohlene Art, so wie jemand, der Verfolgern zu entkommen sucht.
    Als er am Teichufer angelangt war, richtete er sich auf und blickte sich schnell um; dann zog er einen großen, antiken Militärrevolver aus seiner Jackentasche, der mit einem Stückchen Schnur an seinen Hosenträgern festgeknotet zu sein schien. Diesen richtete er auf einen verkümmerten jungen Baum, der am Rand der Hecke wuchs.
    »Peng«, sagte er. »Peng, peng, peng.«
    Nun erschien ein zufriedener Ausdruck auf seinem Gesicht. Unvermittelt drehte er sich um und schleuderte den Revolver, der immer noch an seiner Schnur hing, mitten in den Teich hinein. Nach einer kurzen Pause zog er ihn wieder heraus wie einen Fisch an der Angel, löste die Schnur von der Waffe und von seinen Hosenträgern ab, wickelte sie in ein Stück Zeitungspapier und stopfte sie in seine Hosentasche, ließ den Revolver am Boden liegen und eilte zu dem jungen Baum hinüber, wo er unter großen Mühen eine imaginäre Last auf seine Schultern nahm und in Fens Richtung losschwankte. Die Ente, die ihm im Weg stand, warf ihm einen kurzen Blick zu und flatterte dann wütend schnatternd vor ihm her wie ein Blatt im Herbststurm.
    Es war offensichtlich, dass der Mann Fens Anwesenheit noch nicht bemerkt hatte. Er schwankte bis kurz vor das Tor, setzte seine unsichtbare Last mit einem Seufzer der Erleichterung auf dem Boden ab, riss sich die Jacke vom Leib, zog die in Papier eingewickelte Schnur aus der Tasche und krempelte die Jacke vorsichtig auf rechts. Unter viel Mühen und Stöhnen streifte er sie dem über, was er dort zu seinen Füßen liegen glaubte.
    Er war völlig in diese Beschäftigung vertieft, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er nicht allein war. Er blickte auf und entdeckte den fasziniert zuschauenden Fen.
    Er richtete sich auf, ganz langsam, und atmete mit einem langen, verzweifelten Stöhnen aus.
    »A-aaaaah«, machte er.
    Einen Moment starrten beide sich reglos an. Dann meinte der Mann, der seine Sprache wiedergefunden hatte: »Ich bin nicht verrückt.«
    Diese hoffnungslose Gesprächseröffnung rührte Fen. Freundlich antwortete er: »Selbstverständlich sind Sie nicht verrückt.«
    Der Mann verfiel in Panik. »Ich meine, ich bin wirklich nicht verrückt«, sagte er.
    »Ich glaube Ihnen jedes Wort«, sagte Fen. »Sie brauchen nicht zu denken, ich wollte Sie bloß beruhigen.«
    »Sie müssen
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