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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz
Autoren: Andrea Schacht
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weiß.«
    »Auch das?«
    »Frieder berichtete von den Werwölfen in Eurem Heim.«
    »Wie bitte?«
    »Oh, das wisst Ihr nicht?«
    Alyss berichtete ihm von der Scharade, die Frieder und seine beiden Freunde aufgeführt hatten, um Margarets Entscheidung, ins Kloster zu gehen, zu beschleunigen.
    » Scallawags «, sagte John und begann zu lachen.
    »Ja, ein böser Streich.«
    »Nicht böser als der, den Margaret mir gespielt hat«, sagte John, nun wieder ernst. »Als ich nach Ostern draußen in Eurem Sanktuarium saß, da machtet Ihr mich auf eine Möglichkeit aufmerksam.«
    »Ja, ich äußerte den bösen Verdacht, dass Euer frommes Weib vielleicht den Verrat an Eurem Vater beging.«
    »Ich bedachte das gründlich, und ich forschte nach. Und schließlich befragte ich mein frommes Weib.« Er fuhr sich mit beiden Händen durch die blonden Haare. »Alyss, ich kann grausam sein.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich war es. Nicht dass ich sie geschlagen hätte, aber mit Worten habe ich sie in weit größere Angst und Schrecken versetzt, als es der nächtliche Spuk dreier junger Menschen je gekonnt hätte. Sie gestand.«
    »Doch Euer Vater hörte es noch nicht.«
    »Sie hat von Stund an ein Schweigegelübde abgelegt.«
    Alyss lehnte den Kopf an seine Schulter. Sein Arm legte sich um sie und hielt sie fest.
    »Die Tage werden kürzer, die Nächte länger und kälter. Wäre es sehr vermessen zu bitten, my Alyss, dass ich dann und wann das Bett mit Benefiz und dem Kater teilen dürfte?«
    »Wenn dir die tierische Wärme lieber ist als die Zärtlichkeit eines Weibes, dann richte ich dir die andere Schlafkammer.«
    »Wenn ich ja wüsste, dass das Weib nicht allzu dornig kratzt, würde ich es gar wagen, bei ihm Unterschlupf zu suchen.«
    »Versuch es, ob es kratzt.«
    Und sie kratzte nicht, sie pikste nicht, sie stach nicht, sondern erwiderte seinen Kuss mit großer Hingabe.
    Donnernde Schläge krachten gegen das Tor.
    »Lord John!«, rief jemand. »My Lord!«
    John ließ Alyss los, sie stand auf.
    »Lord John?«, flüsterte sie.
    »Ich öffne.«
    Er ging durch den Flur zur Vordertür, und sie hörte einen Mann atemlos in Johns Zunge sprechen. John wies ihn nach drinnen und führte ihn in die Küche.
    »Gebt dem Boten ein Glas Wein, Mistress Alyss. Und auch etwas zu essen.«
    Ein Mann, staubig, müde, mit lehmigen Stiefeln, fiel auf die Bank und trank durstig den Becher leer, den sie ihm gereicht hatte. Er murmelte Dankesworte, als sie Brot und den Schmalztopf vor ihn stellte, und John stützte seine Hände auf den Tisch. Sein Gesicht war steinern.
    »Alyss, mein Vater schickt ihn. Er liegt im Sterben.«
    »Dann musst du zu ihm.«
    »Ich will nicht, my Alyss.«
    »Doch, du willst. Du würdest es dir nie verzeihen, wenn du nicht gingest.«
    »Ein schneller Segler liegt im Hafen, ein Schiff in Bergen.«
    »Wie lange wirst du brauchen?«
    »Zwei oder drei Tage. Vielleicht reicht es noch.«
    »Was brauchst du?«
    »Nichts. Aelfrid hat alles dabei, was ich benötige.« Dann aber dachte er kurz nach. »In deinem Kontor finde ich Tinte und Pergament?«
    »Natürlich.«
    Er wechselte einige Worte mit dem Boten, der nickte und nahm noch einen Becher Wein entgegen.
    Alyss folgte John in ihr Kontor. Mit eiligen, doch schön lesbaren Buchstaben schrieb er eben den zweiten Teil eines Textes. Er sah kurz auf.
    »Wie lautet dein vollständiger Titel? Der auf deinem Siegel?«
    »Alyss vom Spiegel, Bürgerin von Köln.«
    Er schrieb weiter, sie zündete eine Kerze an und stellte ihr Siegelwachs bereit.
    »Hier – in Deutsch, Englisch und Latein: Ich bevollmächtige dich hiermit, meine Geschäfte zu führen.« Er holte aus seinem Beutel ein Petschaft und nahm das Wachs entgegen, um es über der Flamme zu erwärmen. Blutrot tropfte es auf das Pergament, und als John den Stempel abhob, erkannte Alyss das Wappen mit Burg und Löwe. Doch schon tropfte John weiteres Wachs daneben, zog den Ring von seinem Finger und drückte auch dessen Wappen hinein – der Falke erschien.
    Dann ergriff er Alyss’ Hand und schob den Siegelring auf ihren Finger. Daraufhin zog er ihn an seine Lippen.
    »Ich komme wieder. Ich gelobe es.«
    »Ja, my Lord.«
    »Wenn du das wünschst.«
    Sie betrachtete den Siegelring und sagte leise:
    »Ich zog mir einen Falken
    länger als ein Jahr.
    Da ich ihn mir gezähmet,
    wie ich ihn wollte han,
    und ich ihm sein Gefieder
    mit Golde wohl umwandt.
    Er hob sich in die Höhe
    und flog ins andre Land.«
    »Jerkin ist auch bisher immer wieder auf
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