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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel
Autoren: Marie Louise Fischer
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ließ den wirklich ansehnlichen Brillantring funkeln. Na, da würde Liselotte Augen machen! Dieser prachtvolle Ring würde gewiß ihre letzten Bedenken, falls überhaupt noch welche da waren, endgültig zu Fall bringen.
    Wieder läutete die Türglocke. Das mußte sie sein! Oskar Hähnlein zog seine Weste glatt, eilte mit großen Schritten zur Tür und öffnete sie mit feierlichem Schwung. Herein trat — Therese.
    Erst traute Oskar Hähnlein seinen Augen nicht, dann überwältigte ihn, zu seinem Ärger und gegen jede bessere Einsicht, das schlechte Gewissen eines ertappten Sünders. Aber hatte er sich nicht von Therese getrennt? Er war ihr, weiß Gott, weder Treue noch Rechenschaft schuldig! Schließlich wurde er wütend, über sich selber, über Therese, über diese ganze verteufelt unangenehme Situation.
    »Therese!« brüllte er, nachdem er tief und gewaltig Luft geholt hatte. »Soll das heißen...?«
    »Aber, Oskar«, bat Therese mit sanfter Stimme, »bitte, reg dich doch nicht auf, ich wollte ja nur...“
    »Nachspionieren willst du mir, sag es doch gleich! Einen Scheidungsgrund suchst du, du... Person, du!«
    »Oskar, bitte, laß dir doch erklären! Du irrst dich, wirklich! Ich möchte doch nur...«
    »Aber du bist zu früh gekommen, meine Liebe, viel zu früh! Dein Pech! Liselotte ist noch gar nicht hier!«
    »Aber das weiß ich doch, Oskar, sonst wäre ich ja gar nicht gekommen!«
    »Wo ist sie?« fragte Oskar Hähnlein drohend, als befürchte er, Therese hätte Liselotte umgebracht.
    »Liselotte hat mir gesagt, daß ich dich hier finden könne, Oskar, und sie hat mir geraten, dich... dich um Verzeihung zu bitten!«
    Jetzt mußte Oskar sich setzen, das verschlug ihm geradezu die Stimme. »Wie...?« flüsterte er überwältigt.
    »Ich möchte dich um Verzeihung bitten, Oskar!« erklärte Therese mit fester Stimme. »Ich habe mir alles überlegt. Ich allein bin schuld daran, daß es so weit gekommen ist!«
    Sie sank vor dem fassungslosen Oskar in die Knie und legte ihren Kopf auf seinen Arm. »Bitte, verzeih mir, Oskar, und komm’ nach Hause zurück!«
    »Therese, Täubchen, bitte, so darfst du doch nicht sprechen!« rief er. »Wie kannst du nur so etwas sagen! Du wärest schuld! Wie kommst du denn auf solche Gedanken? Ich bin schuld, ich allein! Du weißt ja gar nicht...«
    »Nein, Oskar, nein, das ist nicht richtig. Ich... ich habe dich...«
    »Komm, Therese, mein Täubchen. Nun steh doch bitte auf, bitte! Setz dich her zu mir, hier aufs Sofa, und dann wollen wir mal in Ruhe über alles sprechen, ja?«
    Er zog sie in die Höhe, setzte sie neben sich auf das Sofa und legte einen Arm um sie. Sie schmiegte sich eng an ihn.
    »Ich hätte nicht, nein, wirklich, Oskar. Ich weiß jetzt, daß ich dich immer ganz falsch behandelt habe!«
    »Täubchen, das kann ich nicht mit anhören! So darfst du nicht zu mir sprechen, ich... wenn du ahntest, was ich dann für ein schlechtes Gewissen bekomme!«
    »Du, Oskar?! Du warst doch immer so lieb und so gut. Aber ich...!«
    »Bitte, Täubchen, nun tue mir den einzigen Gefallen und sag so etwas nicht wieder. Sonst beginne ich wirklich noch zu weinen!«
    »Ich auch...«, sagte Therese lächelnd und wischte sich die auf steigenden Tränen aus den Augen.
    »Na also!« murmelte Oskar Hähnlein zärtlich und erleichtert. »Ich glaube, wir sollten uns gar nichts mehr vorwerfen und wegen gar nichts um Verzeihung bitten, wir sollten uns einfach wieder...«
    »...versöhnen, Oskar!« fiel ihm Therese glücklich ins Wort. »Deshalb bin ich ja gekommen!«
    »Mein Täubchen, daß du das fertiggebracht hast!«
    »Ich liebe dich doch, Oskar, und ich kann einfach nicht ohne dich auskommen! Ich habe dich schrecklich vermißt.«
    »Mein Täubchen, mein liebes Täubchen!« Oskar Hähnlein zog sie zärtlich in die Arme. »Warte, ich habe etwas für dich, zur Versöhnung!« Er zog das Kästchen unter dem Blumenarrangement hervor und drückte es Therese in die Hand. »Mach es mal auf!«
    Therese öffnete es, und der Brillantring funkelte ihr entgegen. »Der war aber nicht für mich gedacht, Oskar? Bitte, sei ehrlich!«
    »Nein, nicht ganz«, gab Oskar unbehaglich zu, »aber er gehört ja noch mir!«
    »Für Liselotte, nicht wahr?«
    »Ja, Täubchen, aber bitte, werde jetzt nicht wieder eifersüchtig. Denke daran, daß wir uns eben erst versöhnt haben! Ich habe den Ring nur aus Verzweiflung gekauft, aus purer Verzweiflung, weil du dich scheiden lassen wolltest. Du hattest mir gesagt, du wollest
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