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Mit dir ins große Glueck

Mit dir ins große Glueck

Titel: Mit dir ins große Glueck
Autoren: Daniela Buchholz
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Fenster, das weit geöffnet war. Stockdunkel war es draußen. Kein Mond war zu sehen und keine Sterne. Eine Nacht, so finster wie die Gedanken eines neunjährigen Mädchens namens Micky.
     
    * * *
     
       Gary Wollbach staunte nicht schlecht, als er an diesem Vormittag einen Anruf von Francis Torleif bekam. Er saß in seinem Büro und war gerade damit beschäftigt, an einem Knäckebrot herumzukauen. Vor ein paar Tagen hatte er mit Entsetzen festgestellt, dass sein Hosenbund zu kneifen begann. Zeit also für eine kleine Diät.
       Dieser Gedanke stimmte ihn nicht gerade freudig, und doch wusste er, dass eine Änderung seiner Essgewohnheiten unumgänglich war. Und genau aus diesen Gedanken riss ihn der Telefonanruf seiner Freundin Francis. "Ich dachte, du würdest dich mit den anderen Skihaserln auf dem Idiotenhügel tummeln", bemerkte er trocken. "Warum rufst du am Tag an? Das ist doch viel teurer."
       Am anderen Ende der Leitung erklang Schluchzen. Francis schien am Ende mit ihren nervlichen Kräften zu sein. "Es ist passiert", schluchzte sie. "Du musst mich abholen, Gary. Ich will hier nicht bleiben."
       "Was soll der Unsinn? Wo ist denn Karlchen? Er wollte dich doch unbedingt auf Händen tragen. Kann es sein, dass du ihm ausgerutscht bist?"
       "Lass den Unsinn." Francis putzte sich lautstark die Nase. "Ich bin am Ende, merkst du das denn nicht? Also lass deine ungehobelten Witze. Die kannst du später wieder anbringen, wenn es mir bessergeht. Im Augenblick liege ich von Kopf bis Fuß eingegipst im Krankenhaus."
       "Wie bitte?" Jetzt war Gary doch erschrocken. "Also hat er dich doch fallen gelassen."
       "Du Schuft", giftete die Frau am anderen Ende. "Hol mich bitte sofort ab. Dann werde ich dir sagen, was passiert ist. Ich habe die linke Hand eingegipst und das rechte Bein."
       "Es war eine unsanfte Bruchlandung. Armes Mädchen! In welchem Krankenhaus bist du denn? Ich werde mich gleich auf die Autobahn schmeißen. In neun Stunden kann ich da sein. Pack schon mal deine Koffer, altes Mädchen."
       "Gary, du Schuft. Ich mag es nicht, wenn du mich altes Mädchen nennst. Und dass du es gleich weißt: Ich hatte einen bösen Skiunfall, konnte nicht einmal etwas dafür. Und jetzt das. Ich weiß gar nicht, was ich tun soll." Wieder begann sie zu schluchzen.
       "Ist Karlchen denn nicht bei dir? Ich dachte, er würde dich lieben bis in alle Ewigkeit. Das hast du mir doch erzählt, ehe du mit ihm auf Reisen gingst."
       "Vergiss Karlchen. Er ist ein Schlamper und ein Weiberheld. Gleich nach meinem Unfall muss er sich wohl eine andere angelacht haben. Jedenfalls hat er sich erst einmal hier blicken lassen, und das auch nur ganz kurz, weil er rasch zum Einkaufen gehen wollte. Als er mir die Hand gab, bekam ich einen ganz komischen Geruch in die Nase: ein fremdes Parfum. Ich habe es noch nie an ihm gerochen. Als ich ihm auf den Kopf zusagte, dass er sich bereits getröstet habe, hat er nur gelächelt. Komm bitte schnell, Gary, ich halte es hier nicht mehr aus. Außerdem soll Karlchen sehen, dass nicht er mich im Stich lässt, sondern dass ich ihn verlassen habe. Bitte, Gary, komm schnell!"
       Seufzend legte der Mann wenig später den Hörer auf die Gabel zurück. "So ist es recht, Gary, alter Junge", sprach er mit sich selbst. "Als Notnagel bist du doch noch immer recht gut zu gebrauchen. Also, sattle dein Ross und reite vom Hof, die Liebste ruft nach dir." Er blickte auf seine Armbanduhr. Die dringenden Arbeiten hatte er erledigt, so dass er sich gut für zwei Tage freimachen konnte.
       Der Chefredakteur war nicht sehr erfreut von der Aussicht, seinen besten Redakteur ziehen zu lassen. "Und du bist sicher, dass du in zwei Tagen wieder hier bist, Gary?" fragte er und runzelte die Stirn.
       "Du kannst dich auf mich verlassen, Paulchen. Hast du doch bis jetzt immer gekonnt. Ich muss nur unseren Paradiesvogel wieder einfangen, das heißt, diesmal wird es wohl ein flügellahmer Paradiesvogel sein, den ich zurückbringe, eher wohl ein gerupftes Huhn."
       "Verflixt, das bringt unerwartete Schwierigkeiten. Was machen wir mit 'Tante Frieda'? Francis wird bestimmt für einige Zeit ausfallen. Und du weißt ja, dass unsere Gute immer auf den letzten Drücker plant. Wir haben einen Vorlauf von einem knappen Monat. Könntest du nicht, Gary...?"
       Abwehrend hob der Mann die rechte Hand. "Drück mir nicht noch mehr Arbeit aufs Auge, Paulchen. Ich bin ohnehin schon mehr als überlastet mit meinen
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