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Mit dir ins große Glueck

Mit dir ins große Glueck

Titel: Mit dir ins große Glueck
Autoren: Daniela Buchholz
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Salat holen. Soll ich dir auch etwas mitbringen?"
       "Nein, danke", antwortete der Mann, packte sein Vesper zusammen und folgte der Lektorin. "Denk daran, liebste Francis, wenn du in der Kantine den eben erlebten Schwank zum Besten gibst, dann tu nicht so, als wäre die Idee auf deinem Mist gewachsen. Das Copyright gehört mir, sowohl für die Idee als auch für das Gedicht."
       "Für wen hältst du mich denn, mein lieber Gary? Glaubst du wirklich, ich würde mit so einem Quatsch auch noch angeben wollen?" fragte Francis verächtlich. "Bis heute Abend dann." Sie hob die Hand zum Gruß. "Vielleicht wirst du ja eines Tages ein zweiter Goethe oder Schiller. Doch lass dir eins von mir gesagt sein, die wirklich großen Genies werden in der Regel erst nach ihrem Tod berühmt."
       "So lange will ich nicht warten." Der Redakteur grinste. "Von Luft und Liebe kann ich nicht leben." Er warf Francis eine Kusshand zu und verschwand in seinem Büro. Obwohl er sich geärgert hatte, fühlte er sich in seinem Innern rundherum zufrieden. Heute war wieder so ein Tag, an dem ein einziger Gedanke die Sonne auf den wolkenverhangenen Himmel gezaubert hatte. Und das hatte nur ein kleiner Hund namens Schätzchen bewirkt.
     
    * * *
     
       Laute Stimmen drangen an ihr Ohr und rissen sie aus ihrem süßen Schlummer. Eine dieser Stimmen gehörte ihrer Mutter, und die andere... Vor Angst wie erstarrt lag Michaela Saur in ihrem Bett und lauschte. Die Neunjährige wusste ganz genau, was unten im Wohnzimmer vor sich ging. Der Vater war am späten Abend gekommen, weil er mit der Mutter hatte sprechen wollen. Seit zwei Jahren waren die Eltern geschieden, und Walter Saur, der ständig in Geldschwierigkeiten steckte, wusste immer, wo er wieder Nachschub holen konnte.
       Michaela, die von allen nur Micky genannt wurde, stieg aus dem Bett und schlich zur Tür. Ganz leise öffnete sie sie und lauschte nach draußen. Jetzt konnte sie noch besser verstehen, was die Eltern sich zuriefen. Die Stimme der Mutter klang müde und irgendwie verzweifelt.
       Der Vater jedoch war richtig aggressiv, und seine Stimme überschlug sich fast vor Zorn. Leise schlich Micky den Gang entlang bis zur Treppe. Sie bebte am ganzen Körper, denn sie fühlte, dass der Vater, wie früher schon öfter, die Hand gegen die Mutter erheben würde.
       "Einen Scheck bekommst du noch, Walter", sagte Melanie Saur müde, "doch du musst mir versprechen, dass dies die letzte außerordentliche Zahlung ist, die ich an dich leiste. Ich kann mir deine ständigen Extrakosten nicht mehr leisten. Vielleicht solltest du es auch einmal mit Arbeit versuchen, aber das war ja noch nie deine Stärke."
       "Willst du mir etwa vorhalten, dass ich nicht für meine Familie sorgen konnte? Was kann ich denn dafür, dass ich arbeitslos geworden bin?"
       "Du hättest dir zumindest eine neue Stelle suchen können, genau wie jetzt."
       "Das ist etwas, was du mir überlassen musst, geliebte Melanie." Spott tropfte aus jedem seiner Worte. Der ziemlich ungepflegt aussehende Mann, dessen strohblonde Haare wie nass an seinem etwas zu kleinen Kopf klebten, blitzte die Frau aus wasserblauen Augen wütend an. "Du hockst hier auf deinem Geld wie eine Spinne. Glaubst du denn, du lebst ewig oder kannst dir deinen Reichtum mit in die Grube nehmen?" Er lachte hässlich auf. "Alles hast du behalten bei unserer Scheidung, weil das Gesetz auf deiner Seite war, und mich willst du mit einem kleinen Unterhaltsbetrag abfinden. Ich glaube, du bist wahnsinnig geworden."
       "Die Richter haben entschieden."
       "Na und?" brauste der Mann auf. "Was wissen denn die Richter schon von unserem gemeinsamen Leben? Alles habe ich dir geopfert. Mein Leben, meine Gesundheit und..."
       "Du hättest nur auf den Alkohol zu verzichten brauchen, dann hätte es bestimmt geklappt mit uns beiden", wandte Melanie Saur ein. Erregt fuhr sie sich mit der rechten Hand durch ihre langen, nachtschwarzen Haare. In ihren dunklen Augen stand eine tiefe Trauer geschrieben. "Geh jetzt endlich, Walter", bat sie mit erstickter Stimme. "Ich bin müde. Ich hatte einen langen Arbeitstag."
       "Ist ja schon gut", wehrte der Mann wütend an. "Ich weiß ja, dass du eine Karrierefrau bist. Seit dir dein verstorbener Bruder diese verdammte Galerie vererbt hat, bist du kaum mehr wiederzuerkennen. Du lebst und stirbst nur noch für die Arbeit."
       "Lass den Unsinn, Walter. Ich arbeitete bereits in der Galerie, da lebte Hans noch, und du
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