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Mit dir ins große Glueck

Mit dir ins große Glueck

Titel: Mit dir ins große Glueck
Autoren: Daniela Buchholz
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Erschrocken wischte sich die Frau das Gesicht ab. "Ich dachte, du schläfst."
       "Ihr habt mich aufgeweckt. Papi war so laut, dass ich es gar nicht überhören konnte." Die Neunjährige setzte sich nun ebenfalls aufs Sofa. Ihr schulterlanges braunes Haar war ein wenig verwirrt, und ihre Wangen waren noch leicht gerötet vom Schlaf.
       "Es tut mir leid, Liebes, dass wir dich gestört haben. Aber du hast recht, dein Vater war hier, und wir hatten eine Auseinandersetzung. Aber es ist nichts passiert, du kannst ganz beruhigt wieder ins Bett gehen."
       "Wollte er wieder Geld?" Micky ließ sich von der Mutter nicht wegschicken. "Warum lässt du ihn immer wieder herein? Wir könnten noch eine Kette an die Haustür machen wie bei Krämers."
       "Keine schlechte Idee", gab Melanie zu. "Ich werde mich gleich morgen informieren. Erinnere mich bitte noch einmal daran, mein Kleines. Und jetzt ab ins Bett mit dir, es ist schon reichlich spät."
       "Er hat uns nicht mehr lieb, stimmt´s? Sonst wäre es bestimmt nicht so hässlich zu dir." Michaela lehnte den Kopf zurück und starrte an die Decke. "Als ich noch ganz klein war, hat er ab und zu mit mir gespielt. Da hatte ich noch einen Vater. Warum nur hat er sich so verändert? Liebst du ihn denn überhaupt noch?"
       "So viele Fragen auf einmal, Kind?" fragte Melanie mit einem wehmütigen Lächeln. "Ich kann sie dir nicht beantworten, weil ich selbst vor einem Rätsel stehe. Weißt du, Micky, auch als Erwachsener weiß man nicht auf alle Fragen die passende Antwort. Die Menschen können sich verändern, das liegt in ihrer Natur. Auch du wirst nicht so bleiben, wie du jetzt bist, und ich ebenfalls nicht. Nur hat sich dein Vater ein bisschen zu schnell verändert." Die Frau seufzte unglücklich auf.
       "Der Alkohol war schon vor unserer Ehe sein Begleiter, und dann, als du geboren warst, hat er die Oberhand gewonnen. Dann hat er meine Liebe zu ihm zerstört. Ich wollte meinen Mann, deinen Vater, nicht mit einem unsichtbaren Gegner teilen. Glaub mir, Micky, der größte Feind im Leben eines Menschen ist der Alkohol. Zuerst betrachtet man ihn als Freund, mit dem man gelegentlich eine Zeit verbringt, plötzlich jedoch braucht man diesen vermeintlichen Freund und kann nicht mehr auf ihn verzichten. Und eines Tages ist es zu spät zur Umkehr. Dann muss man den Weg gehen, wenn man nicht von selbst die Kraft findet zur Umkehr. Dein Vater wird diese Kraft niemals finden, das musste ich einsehen. Und nun geh zu Bett, Micky. Ich werde ebenfalls schlafen gehen."
       Michaela umarmte ihre Mutter und hielt sie ganz fest. "Wir zwei bleiben immer zusammen, nicht wahr, Mami?" flüsterte sie, von einer plötzlichen Angst getrieben. "Er wird uns doch nichts tun?"
       "Das wird er gewiss nicht, Kind. Du brauchst keine Angst zu haben", versuchte Melanie ihre kleine Tochter zu beruhigen. "Und jetzt ab ins Bett. Ich werde dich begleiten und mich anschließend selbst hinlegen. Ich habe heute in unserer Buchhandlung einen neuen Roman entdeckt, den möchte ich unbedingt noch anfangen. Also los, mein Schätzchen, damit es nicht gar so spät wird. Du kommst morgen wieder nicht aus den Federn." Scherzhaft drohte sie ihr mit dem Zeigefinger. "Du weißt, dass du bereits einmal nachsitzen musstest."
       "Ist ja schon gut, Mami." Micky stieg die Treppen hinauf und verschwand in ihrem Zimmer, ebenso Melanie, deren Schlafraum gegenüber dem ihrer Tochter lag. Eine bleierne Müdigkeit hatte die Frau überfallen und lähmte nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Gedanken. Einen Augenblick lang blieb sie in ihrem gemütlich eingerichteten Zimmer stehen und schaute sich um.
       Dann, nach kurzer Überlegung, ging sie ins angrenzende Bad, drückte eine der kleinen rosafarbenen Tabletten aus dem Kärtchen und spülte sie mit einem Glas Wasser hinunter. Kaum eine Viertelstunde später bereits fühlte sie die Wirkung dieser Tablette. Eine Ruhe breitete sich in ihr aus, die tiefen, traumlosen Schlaf für diese Nacht versprach.
       Micky Saur jedoch, das neunjährige Mädchen, lag in ihrem Bett und starrte die weiße Decke an. "Warum ist nur alles so schwierig?" fragte Michaela, den Tränen nahe. In diesem Moment hasste sie den Vater fast, der ihnen beiden soviel antat. Sie wünschte sich, ihn nie wiedersehen zu müssen.
       Irgendwo auf dieser Welt musste es doch einen Menschen geben, der ihr helfen konnte, den sie um Rat fragen durfte. Doch an wen sollte sie sich wenden? Micky blickte zum
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