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Mit den scharfen Waffen einer Frau

Mit den scharfen Waffen einer Frau

Titel: Mit den scharfen Waffen einer Frau
Autoren: MAUREEN CHILD
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attraktiv.
    „So einfach ist das nicht“, sagte er.
    „Oh, eine Torte zu backen ist sicher nicht leicht, die Mühe aber definitiv wert.“ Sie missverstand ihn natürlich absichtlich. Nutz seine Unschlüssigkeit aus, sagte sie sich. Er weiß nicht, wie er dich einschätzen soll, also spiel damit!
    „Ich rede von dem Job, Daisy“, entgegnete er und bedeutete ihr, auf einem der Sofas Platz zu nehmen. „Es ist nicht so einfach, Ihnen diesen Job anzubieten.“
    „Natürlich ist es das. Sie bieten mir den Job an, und ich sage Ja. So einfach ist das.“
    Er setzte sich auf einen Sessel gegenüber vom Sofa und stützte die Ellbogen auf die Knie. „Als Sam Ihnen von dem Job erzählt hat, hat er da auch den Survival-Test erwähnt?“
    Fragend blinzelte sie ihn an. „Survival-Test?“
    „Offenbar hat Sam das nicht getan.“ Er fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. „Sehen Sie, es gibt eine Regel bei King Adventure . Alle neuen Angestellten müssen ein Wochenende mit mir in den Wäldern auf dem Berg verbringen. Damit müssen sie beweisen, ob sie für das Leben hier oben gemacht sind und genug Überlebensinstinkt haben.“
    Daisy hob Nikki auf ihren Schoss und streichelte dem Hündchen den Rücken. Ihre Gedanken rasten, und ihr Magen begann zu rebellieren. Überlebensinstinkt? Um auf einem Berg zu überleben, musste man sich doch bloß ein Hotel mit Kamin und Zimmerservice suchen. Das jedenfalls würde sie tun. Warum um Himmels willen sollte eine Köchin sich in der Wildnis beweisen?
    Plötzlich wurde sie von einer Panik überfallen, unter der ihre positiven Gedanken wie Wölkchen verpufften. Doch trotz aller Zweifel musste sie das, was sie sich vorgenommen hatte, zumindest versuchen.
    „Nein“, erwiderte sie, „davon habe ich nichts gewusst.“
    „Sehen Sie?“ Auf einmal wurden seine Stimme und sein Gesichtsausdruck freundlicher. Das irritierte sie. „Es wäre einfach nicht gutgegangen. Daisy.“
    „Na ja“, entgegnete sie, „Sie werden mich ja nicht mutterseelenallein mit einem Messer und einem Strick mitten im Wald aussetzen. Oder doch?“
    Er hob einen Mundwinkel ganz leicht nach oben. „Nein.“
    „Dann tu ich’s“, erklärte sie und versuchte so selbstsicher wie möglich zu klingen.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, das werden Sie nicht. Du lieber Himmel, Sie sind ja nicht einmal in der Lage, fünf Schritte auf dem Rasen zu tun, ohne hinzufallen.“
    Sie spürte, wie sie errötete. „Das war ein Ausrutscher.“
    „In den Wäldern kann Sie so ein Ausrutscher das Leben kosten.“
    „Dann wird es mir einfach nicht mehr passieren.“
    „Warum hören Sie verdammt noch mal nicht auf das, was ich sage?“
    „Weil ich diesen Job brauche“, sagte sie und kraulte Nikki beschützend das Fell. „Mein alter Job wurde wegrationalisiert, weil mein Chef den Neffen seines Cousins als Koch eingestellt hat und …“ Sie brach mitten im Satz ab. Ganz bestimmt würde sie ihn nicht anbetteln. Außerdem gehörte sie nicht zu den Frauen, die Tränen als Waffe einsetzten, um zu bekommen, was sie wollten.
    „Die letzte Zeit war einfach etwas anstrengend“, schloss sie deshalb. „Als ich gehört habe, dass dieser Job hier frei wird, dachte ich, das wäre genau das Richtige. Denn es ist das Richtige. Und ich finde, ich sollte die gleiche Chance bekommen, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, wie alle anderen Bewerber auch.“
    Er stand auf und ging ein paar Schritte. Dann warf er ihr über die Schulter einen Blick zu. „Das ist kein Spaziergang.“
    „Nein.“ Sie rechnete damit, dass er sie jetzt hinauswerfen würde. „Wahrscheinlich nicht.“
    „Wieso sind Sie so versessen auf diese Stelle?“
    „Das habe ich Ihnen doch erklärt. Ich brauche den Job.“
    „Aber wenn Sie so eine gute Köchin sind, wie Sie behaupten, können Sie doch überall arbeiten!“
    „Ich will aber hier arbeiten.“
    In angestrengtem Ton entgegnete er: „Was mich wieder zu meiner ursprünglichen Frage zurückbringt: Wieso ausgerechnet hier ?“
    Sie hob den Kopf, straffte die Schultern und antwortete leise: „Weil Sie Brant gekannt haben.“
    Unsicher fuhr er sich übers Gesicht. „Ich weiß, dass es nicht leicht ist, jemanden aus der Familie zu verlieren.“
    „Er war meine einzige Familie“, konterte sie und hasste sich dafür, dass ihre Stimme brüchig klang. „Brant und ich hatten nur uns. Seit er gestorben ist, war ich allein. Aber ich will nicht allein sein.“
    Das entsprach der Wahrheit. Zumindest war es ein
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