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Mit dem Segen der Queen

Mit dem Segen der Queen

Titel: Mit dem Segen der Queen
Autoren: Mary Nichols
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Dragonern setzten die Kutschen die Reise fort. Es wurde Richard erlaubt, in die Hauptstadt zurückzukehren. Er nahm eine Droschke, der es unmöglich war zu überholen, daher folgte er der Entourage bis nach Canterbury.
    Trotz des schrecklichen Wetters wurde der Prinz überall umjubelt, und die Leute waren herausgekommen, um ihn vorüberfahren zu sehen. In Canterbury schien die ganze Stadt auf den Beinen zu sein. Zusammen mit Ernst blieb er über Nacht und den ganzen nächsten Tag dort. Ausgeruht, wenn auch noch etwas geschwächt von der Seekrankheit, setzte er schließlich seine Reise fort und erreichte am achten Februar gegen vier Uhr nachmittags Buckingham Palace, wo er von seiner Braut begrüßt wurde. Es blieben noch zwei Tage bis zur Hochzeit.

7. KAPITEL
    Jeden Tag ließ die Queen zwei ihrer Mädchen kommen, damit sie ihr aufwarteten, doch Emily ließ sie nicht rufen. Sie konnte nicht ausgehen, sie konnte Richard nicht treffen, daher hatte sie nichts anderes zu tun als traurig zu sein und zu träumen. Die anderen Mädchen, die dienstfrei hatten, plauderten über ihren Stickarbeiten, und Emily begann aus purer Langeweile ebenfalls zu sticken. Daran arbeitete sie, als die Königin sie doch endlich rufen ließ, und nahm den Stickrahmen mit.
    Alle Vorbereitungen für die Hochzeit waren bereits getroffen worden, die meisten davon lagen in den Händen ihrer Ratgeber, doch die Queen nahm regen Anteil an jedem Detail. An diesem Tag musste sie nur auf die Ankunft des Bräutigams warten. Falls sie deswegen aufgeregt war, so zeigte sie es nicht, als sie Emily zu sich rief.
    „Lady Emily, haben Sie sich bequem eingerichtet?“
    „Ja, vielen Dank, Majestät.“
    „Sie haben Ihre Stickarbeit mitgebracht, wie ich sehe.“
    „Ja, Ma’am. Mir wurde geraten, meine Hände mit etwas zu beschäftigen, während Sie mit mir sprechen.“
    „Sehr vernünftig.“ Als die Königin lächelte, wurden ihre Züge weicher, und Emily entspannte sich ein wenig. „Darf ich sehen?“
    Emily reichte ihr den Rahmen. Sie hatte den Entwurf vorgezeichnet: Eine Krone mit den Namen Victoria und Albert und das Hochzeitsdatum in der oberen Hälfte, zu arbeiten in verschiedenen Stichen. Die Namen Richard und Emily kamen in die untere Hälfte. Dort stand noch kein Datum, nur ein freier Platz. Alle vier Namen waren von Blumen umkränzt.
    Die Queen betrachtete das Muster eine Weile, und Emily fragte sich, ob sie wohl böse sein würde, weil das Tuch zur königlichen Hochzeit auch die Namen Richard und Emily enthielt. „Wer ist Lieutenant Richard Lawrence?“, fragte sie schließlich. „Sie haben seinen Namen mit Ihrem verbunden.“
    „Ja, Ma’am. Ich hoffe, eines Tages wird das der Fall sein.“
    „Sie wissen, dass Sie mich fragen müssen, ehe das geschehen darf?“
    „Ja, Majestät.“
    „Erzählen Sie mir von ihm.“
    Diese Gelegenheit hatte der Himmel geschickt, und Emily erzählte alles. Erst als sie geendet hatte, fiel ihr auf, dass sie vielleicht nicht so offen hätte sein dürfen.
    „Ihre Mutter wird sicher wissen, was für Sie am besten ist, Lady Emily.“
    „Ja, Majestät“, gab sie zurück. „Aber ich liebe ihn so sehr.“
    „Ah, das ist wichtig, da stimme ich zu.“ Sie schwieg einen Moment. „Ich glaube, ich werde mit der Countess über die Gründe sprechen, warum sie ihre Zustimmung verweigert.“
    „Sie sind in seiner geringeren Herkunft begründet, Ma’am.“
    „Ah.“ Victoria lächelte wieder. „Das kann ein Hindernis sein, aber je höher der eigene Rang ist, desto schwieriger ist es, jemanden zu finden, der dazu passt, und ich halte das nicht für so wichtig wie manch anderer. Das hängt von den Qualitäten des fraglichen Gentlemans ab, und die kennen wir natürlich nicht. Er braucht einen Fürsprecher.“
    „Ja, Majestät.“
    Emily konnte nicht glauben, dass sie diese Unterhaltung wirklich führte oder dass die Königin so mitfühlend war. Sie fragte sich, was ihre Mutter wohl sagen würde, wenn sie davon erfuhr. Die Countess war mit den letzten Vorbereitungen sehr beschäftigt und Emily hatte sie selten gesehen, aber es war unwahrscheinlich, dass die Queen mit ihr vor dem Samstag sprechen würde, selbst wenn sie daran dachte. Und danach kamen die Flitterwochen. Es schien, als schenkte die Queen ihr Hoffnung, aber Emily war realistisch genug um zu wissen, dass ihre Chance auf ein Leben mit Richard äußerst gering war. Aber sie durfte weiter träumen.

8. KAPITEL
    Der Samstag begann regnerisch und windig, doch die
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