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Mit dem Baby durch das erste Jahr

Mit dem Baby durch das erste Jahr

Titel: Mit dem Baby durch das erste Jahr
Autoren: Frauke Schwaiblmair
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haben noch das Gefühl, von ihren Eltern nicht ernst genommen zu werden oder dass immer noch versucht wird, ihr Leben durch Ratschläge in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Und Eltern, deren Kinder schon erwachsen oder selber Eltern sind? Sie wollen doch nur das Beste für ihre Kinder, wie früher, als sie noch klein waren. Jeder Mensch möchte entsprechend seinem Lebensalter und seiner Lebenserfahrung ernst genommen werden, er möchte, dass seine Fähigkeiten gesehen und ihm neue Aufgaben zugetraut werden.
    Das ist auch bei einem Kleinkind zu beobachten, das den Turm selber aufbauen will, auch wenn er immer wieder umfällt, oder es alleine mit dem Löffel essen will, auch wenn mehr als die Hälfte des Essens nicht im Mund landet. Oder später, wenn es erste Wege im Umfeld zum Einkaufen oder zu Freunden alleine gehen will, oder als Jugendlicher, wenn es um die Berufswahl geht. Die Gratwanderung zwischen der nötigen Hilfe und ausreichend Freiraum für das eigene Kind bleibt für Eltern eine lebenslange Aufgabe. Wenn Eltern es schaffen, ihren Kindern das Zutrauen zu vermitteln, anstehende Entwicklungsaufgaben selber zu bewältigen – und das geht vom Durchschlafen bis zur Berufsausbildung und darüber hinaus – dann wird der Kontakt untereinander auch in späteren Jahren von gegenseitiger Wertschätzung und Toleranz geprägt sein.
    Eine Tochter und junge Mutter muss dann nicht bei jedem mütterlichen Ratschlag aufs Neue beweisen, dass sie die Situation alleine meistern kann, sondern kann Tipps dankbar annehmen und nach entsprechender Prüfung auch für sich selbst umsetzen. Es kann hilfreich sein, in der Bewältigung der neuen Anforderungen Hilfe aus der Großfamilie anzunehmen. Für die Erziehungsarbeit in der Rolle als Eltern und die Bewältigung des Aufgabenfeldes zwischen Erwerbstätigkeit, Erziehung und Hausarbeit gibt es keine Ausbildung – auf viele der anstehenden Aufgaben sind Eltern nicht gut vorbereitet. Hier können die tatkräftige Hilfe und der Rat von Großeltern und entfernten Verwandten sehr hilfreich sein.
    Tipps für Eltern und Kinder zum Geben und Annehmen von Ratschlägen
    Für Ratschläge eine offene Formulierung suchen, zum Beispiel „Ich habe gehört, dass man auch …“, „Könnte es vielleicht helfen, wenn man mal …..?“
    Auf einen Ratschlag nicht gleich ein Gegenargument anführen, sondern abwägend reagieren, zum Beispiel „Ich werde es mir mal durch den Kopf gehen lassen.“
    Ratschläge und Anregungen aus der Familie sind meist gut gemeint, auch wenn sie nicht passend erscheinen. Hilfreich für die Atmosphäre ist ein gegenseitiges wertschätzendes Aufeinanderreagieren.
Ein Kind mehr – und alles ist anders!
    Familien sind empfindliche Systeme, die auf jede Veränderung reagieren. Jedes Familienmitglied muss sich mit jedem neuen Mitglied neu orientieren. Das gilt für die Aufnahme von Schwiegerkindern genauso wie für die von Enkelkindern. Zudem gibt es ja viele junge Familien, deren Herkunftsfamilien schon aufgrund der Trennung der Eltern nicht mehr der ursprünglichen Kernfamilie entsprechen. Ein gutes Bild für die notwendigen Anpassungsprozesse ist ein Puzzle. Jedes Teil hat seinen festen Platz, wenn jetzt aber ein weiteres Teil hinzu kommt, passt nichts mehr richtig. Jedes Familienmitglied muss sich etwas anpassen, um das neue Kind zu integrieren, das heißt, jeder muss seine neue Rolle finden und auch annehmen. Aus der Ehefrau wird auch eine Mutter, aus dem Erwerbstätigen wird ein Elternteil, der 24 Stunden am Tag dem Kind zur Verfügung stehen muss.
    Wenn es nicht das erste Kind in einer Familie ist, dann müssen sich auch Geschwisterkinder umstellen, da sich ihre Position verändert. Aus dem Einzelkind wird der Älteste, aus der Zweitgeborenen wird ein sogenanntes „Sandwichkind“, nicht mehr die Jüngste, aber auch nicht die „Große“. Eltern müssen auch aufgrund dieser veränderten Rollen verschiedenen Erwartungen gerecht werden und werden immer wieder mit schwierigen Situationen konfrontiert. So kann es sein, dass Geschwisterkinder wieder in überwunden geglaubte Verhaltensweisen zurückfallen, wieder einnässen oder gefüttert werden wollen oder aber besonders trotzig und dickköpfig sind. Diese Anpassungsprozesse betreffen jede Familienform, auch unverheiratete oder getrennt lebende Eltern. Hier fallen sie nur besonders häufig auf, weil sie auch Gegenstand formaler Regelungen sind, wie beim Umgang mit dem Sorgerecht, wie viel Nähe und Distanz
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