Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an
Autoren: Holgate John
Vom Netzwerk:
verwirrt, aber zufrieden über das am ersten Tag Geleistete im Wohnzimmer. Wir sprachen nicht viel, sondern beobachteten das Feuer in dem Kamin aus Schamottsteinen. Etwas feucht waren noch die Stämme, die wir draußen gefunden und hereingeschleppt hatten. Sie lagen auf den glühenden Kohlen und brannten ungleichmäßig mit Geknister und sprühenden Funken. Aus dem hinteren Zimmer hörte man das dumpfe Geräusch des Fernsehens, vor dem John und die beiden Kleinen zufrieden saßen. Von draußen aus dem Garten vernahm man das Rauschen des Windes in der großen Esche und das Kreischen der jagenden Waldkäuze.
    Ein wenig später ließen wir die Kinder vor dem Fernseher allein und gingen den Weg hinauf. Nach etwa hundert Metern erreichten wir eine kleine Anhöhe, wo wir uns an einen Zauntritt lehnten und über den Bergsattel schauen konnten. Die Nacht war kalt und frostig. Der Mond schien klar, und eine feine hohe Wolke stand am Himmel. Unterhalb sahen wir die Lichter von etwa einem halben Dutzend Orten aus den Midlands. Wie Festbeleuchtung auf einem weit entfernten Vergnügungsplatz blinzelten sie, einem Flickenwerk vergleichbar, aus elektrischen Birnen von drei bis fünf Kilometern Entfernung zu uns herüber. Weiße und gelbe Bänder ließen Ring- und Ausfahrtstraßen erkennen.
    »Diese Welt unterscheidet sich von jener«, sagte Shirley wie zu sich selbst. »Wir haben eine andere Welt betreten.« Diese Erkenntnis erfüllte sie mit Ehrfurcht und veränderte ganz ihr sonst so quirliges Wesen. Es fiel mir nicht schwer, ihre Gefühle nachzuempfinden.
    Auf unseren Gesichtern spürten wir die kalte Nachtluft, und wir gingen zum Haus zurück. Plötzlich kam eine große Eule aus dem Dunkel geflogen und kreuzte geräuschlos unseren Weg. Es war einer der beiden Waldkäuze, die in dem alten grauen Gebäude vom nahegelegenen Feld wohnten. Die Kleinen nannten sie Geistervögel. Aber sie hatten eigentlich nichts Gespenstisches an sich: Wie wohlmeinende Geister schwebten sie über die schlafenden Äcker.

3
    Ein tyrannischer Ganter und Selbsthilfe

    A m nächsten Tag wurde es ganz offensichtlich: wir fühlten uns zwar als die rechtmäßigen Eigentümer von Egerton, dennoch gab es dort etablierte Bewohner, die uns als krasse Außenseiter betrachteten. Die meisten von ihnen zogen es vor, unsere Ankunft einfach zu ignorieren, und einige wollten unsere Besitzansprüche anfechten. Natürlich gehörten zu den letzteren auch die Gänse.
    Die arme fette Martha war ziemlich harmlos: eine umständliche alte Tante, die nur in Ruhe gelassen werden wollte. Die aber schien ihr nicht vergönnt. Denn Moses war nicht nur Chauvinist, sondern er prügelte auch noch seine Frau. Ständig tyrannisierte und jagte er sie. Vom Fressen erhielt sie nur, was er übrigließ. Beim traditionellen Gänsemarsch watschelte sie ständig als zweite; sie folgte ihrem Herrn und Meister demütig und unterwürfig.
    Falls der Frühling sie derart in Verwirrung gebracht hatte, daß sie ein paar Eier legte, war Moses begeistert. Er bestand darauf, daß sie brütete und genehmigte ihr kaum die Zeit zum Fressen — sogar nachdem die Inkubationszeit längst abgelaufen war und es sich offenbar um Windeier, die nichts hervorbringen würden, handelte.
    Selbst als einmal Eier, die sie in einen Viehtrog aus Stein auf offener Weide legte, auf geheimnisvolle Weise verschwanden, mußte das arme Mädchen weiterbrüten. Eine volle Woche hatte sie so ausgehalten, bis wir die Sache überprüften und feststellten, daß sie auf einem runden Kalkstein hockte. Martha war eben nicht sehr schlau.
    Für uns alle, aber besonders für Nicholas, war das Umherlaufen auf dem Hof eine nervenaufreibende Angelegenheit — bis wir herausfanden, daß Moses ein Betrüger und Aufschneider war. Der Ganter lag irgendwo versteckt auf der Lauer, um dann unter Zischen und Kreischen plötzlich auf einen loszustürzen, mit schlagenden Flügeln und vorgerecktem Hals augenblicklichen Mord androhend. Instinktiv fing man an zu rennen. Genau das wollte er! Wenn man das tat — und einige von uns machten den Fehler —, kam er hinterher und schnappte nach allem, was er erwischen konnte. Ein strammer kleiner Junge in kurzen Hosen bot da reichliche Angriffsmöglichkeiten.
    Am besten nahm man einen Knüppel zur Hand. Moses? wußte sehr wohl, was man damit machen konnte. Die Kinder und er führten bald einen regelrechten Krieg ohne Rücksicht auf Verluste.
    Die Wende ereignete sich, als der Ganter und sein Weib in einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher