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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an
Autoren: Holgate John
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uns von den vorigen Besitzern vermacht worden waren. Die erste Begegnung mit ihnen entsprach ganz ihrem Charakter, wie wir später herausfanden. Sie führten weder eine glückliche Ehe, noch waren sie ein besonders freundlicher Umgang.
    Aber zumindest bedeutete dieser Zwischenfall eine Zerstreuung beim Entladen und Einräumen. Nicholas Paul wurde saubergeschrubbt, und dann machten wir weiter mit dem Aussortieren der am meisten benötigten Gegenstände. Den Rest wollten wir bis morgen warten lassen und aßen gemeinsam mit den Möbelleuten Eintopfsuppe, die aus riesigen Dosen stammte, stippten unser Brot ein und verbrannten unseren Mund an dampfendem Tee aus Bechern.
    Anschließend unterschrieben wir die notwendigen Papiere, drückten unsere Anerkennung in entsprechender Form aus und sagten dankend auf Wiedersehen. Der Große zog unter dem Türbalken vorsichtig den Kopf ein, grinste uns an, kletterte zu seinem Kumpel in den hohen Möbelwagen, und dann fuhren sie ab.
    Fünf Minuten später standen sie wieder vor uns — mit Schweiß auf der Stirn und schlammbedeckt. Das Vehikel war auf dem vereisten Weg ins Rutschen gekommen und im Graben gelandet. Dort saß es nun fest wie ein gestrandeter Wal, trotz all ihrer Anstrengungen mit durchdrehenden Rädern, es auf den sicheren Pfad zurückzubefördern.
    Eine Stunde lang gruben, zogen und schoben wir unter Fluchen Steine, Holz, Säcke und alles mögliche unter die Räder. Umsonst. Dann schleppten wir uns die zweihundert Meter auf dem Weg zurück und folgten der Gabelung, die zum nächsten Nachbarn führte, um Hilfe zu holen.
    Nachbar Willem war untersetzt, hatte klare blaue Augen und aufgrund seiner Arbeit im Freien einen dunklen Teint. Er war ein freundlicher, unkomplizierter Mensch. Seine Lebensphilosophie war, immer das Schlimmste zu erwarten und sich dann zu freuen, wenn es eintrat. Als wir ankamen, arbeitete er gerade in seinem Schaf stall. Er zeigte überhaupt keine Überraschung wegen unserer mißlichen Lage. Ohne viele Worte nickte er, kletterte auf einen Traktor und puckerte zum Möbelwagen. Dort ging er um das gestrandete Vehikel herum, faßte einen Entschluß, befestigte eine massive Kette an der Vorderachse, kletterte zurück auf seinen Traktor und gab dem Fahrer ein Zeichen zum Anfahren. Es klappte. Der Traktor hatte es geschafft. Ein paar Minuten später stand der Laster auf einem eisfreien Stück des Wegs.
    Unser Nachbar hakte seine Kette aus, wickelte sie vorne auf den Traktor und lehnte unsere Tee-Einladung ab.
    »Das war doch nichts«, versicherte er uns bedächtig mit tiefer Stimme. »Schlimmeres kann auf diesem Weg passieren, wie Sie es wahrscheinlich noch erfahren werden. Was für Autos fahren Sie?«
    Ich zeigte auf Old Lil und den Austin 1800.
    »Hm«, meinte er bedenklich, »Stadtautos. Dieser Weg wird bald ihre Innereien aus ihnen herausrütteln.«
    Nach dieser aufmunternden Prophezeiung forderte uns Willem auf, uns jederzeit an ihn zu wenden, falls wir nochmals Hilfe brauchten. Wir nickten. Worauf unser Traktor fahrender Ritter in einer blauen Dieselwolke untertauchte, um seine eigene Arbeit zu beenden — Kotreste aus den Schafschwänzen zu klauben.
    Die Möbelleute grinsten leicht verlegen und unternahmen einen zweiten Versuch, uns zu verlassen. Diesmal mit Erfolg. Wir blieben so lange stehen, bis der Laster, unsere letzte Verbindung mit der Welt, der wir den Rücken gekehrt hatten, ganz vorsichtig den Weg hinauf fuhr und verschwand. Durch Zwischenräume in den Hecken konnte man ihn noch hin und wieder sehen, doch dann war er endgültig verschwunden, und das Motorgeräusch verebbte.
    Wir fühlten uns wie Menschen, die auf einer einsamen Insel ausgesetzt worden waren und nun dem Schiff nachblickten, als es davonsegelte.
    Doch es gab keine Palmen für uns. Unsere Insel Egerton bestand aus zehn Feldern verschiedener Größe, die an einer ziemlich steilen Talseite lagen. Alle zusammen formten sie etwa den Aufriß einer Pflaume: der Weg bildete den Stengel, Haus, Gebäude und Scheune den Kern. Zwei Bäche flössen hier durch steile, bewaldete Schluchten. In der entsprechenden Jahreszeit fand man Blumenteppiche aus blauen Hyazinthen und wildem Knoblauch. Der Boden dazwischen gehörte zur Farm. Etwa achthundert Meter weiter unten vereinigten sich die beiden Bäche. Das Land war mit Bäumen gesegnet: Eichen, Eschen, Buchen, Haselnuß und Weißdorn gab es in Fülle.

    An jenem ersten Abend, als es zu dämmern begann, saßen Shirley und ich müde und ziemlich
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