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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an
Autoren: Holgate John
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gewaltiger Schock. Wir mußten nun unser Haus zum Verkauf anbieten. Innerhalb von vierzehn Tagen hatten wir Erfolg. Ich traf mich mit dem Leiter meiner Bank, sprach mit ihm über Hypotheken und Zinssätze, verhandelte mit unserem Anwalt, der ganz begeistert von unserem Vorhaben war, kündigte im Büro, feierte fröhlich meine Abschiedsparty und erwischte den alten vertrauten Zug nach Hause zum letzten Mal. Er war auf die Minute pünktlich. Das allein schon stellte etwas ganz Besonderes dar.

    Am nächsten Morgen erwachten Shirley und ich mit dem betäubenden Gedanken, daß die Zeit der Verhandlungen nun vorüber war. Ich hatte unser Lebensblut verpfändet, unsere Sicherheiten weggeworfen, und die Farm gehörte uns. Es gab nichts weiteres mehr zu tun als aufzubrechen und davon Besitz zu ergreifen.
    Während der letzten verrückten Tage hatte sich Shirley als vorsichtige Organisatorin in die Mühen von Großeinkäufen gestürzt, hakte Posten auf sorgfältig zusammengestellten Listen ab aus Überzeugung, wir würden in die Einöde gehen. Das Haus füllte sich mit Waren, eßbaren und anderen, so daß es bald einem Großisten-Warenlager glich. Eine riesige Tiefkühltruhe zog in die Garage ein.
    Es schien ratsam, sich anzuschließen, solange noch etwas in der Kasse war. John und ich bekamen schwere Arbeitsstiefel, beide Größe 43, aus einem Armee Surplus Shop in der Nähe von Charing Cross. Was aber noch wichtiger war — denn wir würden viel dringender eine Transportmöglichkeit als ein Personenauto brauchen — ich kaufte Old Lil.
    Sie war aus Stahlblech in schäbigem Blau mit dem abgewetzten Zeichen einer bekannten Firma auf der Seite und war bisher zum Ausfahren von Wein in die Vororte Londons verwendet worden. Inmitten eines Lewisham Fuhrparks stand sie, als ich sie erspähte.
    »Ausgezeichnet für Lebensmittel oder jede andere Art von Waren«, sagte der Verkäufer auf meine Frage. »Wegen der seitlichen Türen kann man...«
    »Schweine?« warf ich dazwischen. »Kann man sie auch für Schweine benutzen?«
    Der Plan seiner Verkaufstaktik war zerstört. »Schweine?« kam es entgeistert zurück. »Wieso Schweine?«
    Ich erklärte die Sache mit der Farm und flößte ihm damit Ehrfurcht und Begeisterung ein. Ehrfurcht, weil jemand aus eigenem freien Willen in die >Wildnis< ging und Begeisterung wegen der damit verbundenen Folgen. Nicht, daß ich ihn etwa falsch verstünde. Er liebte das Land. War er nicht erst am letzten Sonntag mit Frau und Kind, einem sechsjährigen Mädchen, in die >Wildnis< gefahren bis runter nach Tonbridge? War ein herrlicher Tag gewesen. Waren auch im Dorfkrug. Spielten Pfeilwerfen. Nette Leute. Nein, ich sollte nicht ihn falsch verstehen, denn er liebte das Land. Auf seine eigene Weise. Aber dort leben? Unwillkürlich schauderte es ihn.
    Wir kamen wieder auf den Laster zu sprechen. Nun, warum eigentlich keine Schweine? Die früheren Besitzer hatten ihn vorher sorgfältig innen mit Sperrholz verkleidet. Der Wagen war vielleicht sogar dafür gedacht, Vieh zu transportieren. Für Schweine war er ausgezeichnet.
    Der Motor sprang nicht gleich beim ersten Mal an. Er bekam noch nicht einmal einen Schluckauf, bis der Verkäufer eine Sprühdose mit Schnellstarter-Flüssigkeit hervorholte und ihn damit besprühte. Das Vehikel war süchtig danach. In all den Jahren, die wir sie besaßen, ist Old Lil nur ein einziges Mal ohne dieses Zeug angesprungen.
    Nach der Aerosolbehandlung hustete der Motor wie ein asthmatischer Raucher und stotterte sich ins Leben. Der Händler überredete ihn freundlich zu einem rülpsenden Aufbrüllen, und wir fuhren los: entlang den geschäftigen Straßen, rein und raus aus dem dichten Autoverkehr, elegante Straßenkreuzer einschüchternd, uns über >Schweine< unterhaltend. Er wußte noch weniger als ich.
    Anschließend saßen wir in seinem Büro und wurden uns über den Preis einig: hundertfünfundsiebzig Pfund, einschließlich einer neuen Batterie, zwei neuer Reifen und selbstverständlich einer vollen Dose Aerosol. Eine Stunde später fuhr ich den Kleinlaster ganz vorsichtig in unsere kleine Wohngegend in die Vorstadt zurück.
    Unsere besserwisserischen Freunde erspähten ihn in der Auffahrt und beglückwünschten uns zu dem endlich angeschafften Zweitwagen. Sie schlugen etliche Abänderungen hinsichtlich der Beschriftung vor, und zwar auch mit dem Abbild eines Schweinehinterns. Was uns betraf, so wurden wir zu Old Lils Verteidigern und das, so sollte es sich später
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