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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an
Autoren: Holgate John
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Merkmale dieses Dachbodens sind für alle Zeiten in mein Gedächtnis gegraben. Dort oben erlebten wir am fünften Tag nach unserem Einzug unseren ersten Unterricht in Sachen Selbsthilfe. Dabei ging es um Rohre.
    In bezug auf die Wasserversorgung hatte Egerton keine Probleme. Es gab sowohl einen Anschluß an das Hauptnetz als auch an die örtliche Quelle. Eine elektrische Pumpe beförderte das Wasser in einen Tank auf dem Dachboden, aus dem dann das Heißwassersystem sowie das kalte Wasser im Haus gespeist wurden. Das Wasser aus dem Hauptnetz führte über einen Hahn in der Küche, der zwar mit >heiß< markiert war, aber in Wirklichkeit nur eiskaltes Wasser hervorbrachte.
    Leider war die elektrische Pumpe von unseren Vorgängern aus- und von uns nicht wieder eingeschaltet worden. Ich entdeckte dies Versehen, als kein Wasser mehr aus den Hähnen floß. Das war schnell wieder in Ordnung gebracht, aber Wasser kam immer noch nicht. Im Geist setzte ich meine Klempnermütze auf, als ich einen Luftabschluß diagnostizierte. Das schien mir eine plausible Erklärung zu sein. Ich fing also an, in der Küche Rohre abzuschrauben, eigenartige Drahtenden hin- und herzuziehen und mit Werkzeugen zu klappern. Kein Erfolg. Darauf schlugen wir die gelben Seiten im Telefonbuch auf und suchten nach einem wirklichen Klempner.
    Dieser Mann schien an der Sache sehr interessiert zu sein, bis ich unsere Adresse erwähnte. Und ganz plötzlich, wie verhext, war sein Tagesplan übervoll mit Arbeiten, die noch an demselben Tag, noch in dieser Stunde ohne Aufschub erledigt werden mußten. Es würde sich auch nicht lohnen, morgen auf ihn zu warten, denn er wäre auch dann voll ausgebucht. Aber er war geneigt, zuzustimmen, daß es sich wahrscheinlich um einen Luftabschluß handelte, und bereit, per Telefon hilfreiche Vorschläge zu machen.
    »Haben Sie«, fragte er, »versucht, die Rohre einmal durchzupusten? Nein? Zum Beispiel in der Küche? Es könnte auch in der Nähe des Kaltwassertanks sein. Haben Sie’s mal da oben probiert? Nein? Nun...«
    Also rauf auf den Dachboden, die Vögel aufgescheucht, Rohre abgeschraubt und... pusten. Pusten. Pusten. Meine dergestalten Bemühungen hielten für den Rest des Tages und für den größten Teil des nächsten an. Sie riefen genügend entferntes Gebrummel und Geblubber hervor, um meine Ausdauer anzukurbeln und vorzutäuschen, der Erfolg sei nur haaresbreit entfernt. Aber leider, leider brachten sie nicht das so notwendig gebrauchte Wasser hervor.
    Es herrschte schneidende Kälte. Im Gesicht hatte ich schon kein Gefühl mehr. Oft stieg ich hinunter, um meine Lungen auszuruhen, etwas heiße Suppe zu trinken und meine blauen Lippen aufzutauen. Schließlich gab ich auf: Offensichtlich war mein alter Blasebalg nicht mehr das, was er einmal war. Ich rief erneut den Klempner an und hatte Glück, ihn zu Hause zwischen zwei dringenden Fällen zu erwischen.
    »Vielleicht haben Sie nicht an der richtigen Stelle gepustet«, meinte er.
    Das war immerhin eine Möglichkeit.
    Wegen der offenen Dachluke war das Haus inzwischen zu einem arktischen Windtunnel geworden. Meine Familie riß sich nicht am Riemen: Sie liefen in dicken Pullovern und Balaklawa-Mützen umher und jammerten laut über die eisige Kälte. Die beiden Kleinen versuchen immer wieder, die wacklige Leiter heraufzuklettern und auf den Dachboden zu spähen.
    Als ich wieder einmal runterkam, versuchte Shirley mir zu helfen. Sie sah in meinem dicksten Pullover und mit der grauen Russenmütze wie ein großäugiges Robbenbaby aus.
    »Warum rufst du nicht Mr. Lane an? Den kleinen Klempner, der den Tank im anderen Haus reparierte?«
    »Sei nicht so verflixt dumm«, fuhr ich sie an, mehr verärgert über mein Unvermögen, die Sache zum Klappen zu bringen als über sie. »Er ist in London. Was, zur Hölle, kann der für uns tun?«
    »Vielleicht hat er eine Idee«, antwortete sie auf ihre kurz angebundene warum-ist-er-giftig-Art. Ich erwiderte etwas sehr Gemeines und spürte als Entgegnung einen Schuhabsatz.
    Nicholas kam die Treppe runtergepoltert, um uns zu unterbrechen und zu informieren — unnötigerweise, denn wir wußten es, ja schon — , daß das Klo nicht spülte.
    »Dann mußt du eben das Außenklo benutzen«, sagte ich nicht ohne Genugtuung, alle mit mir leiden zu machen. Das Außenklo war ein Kühlschrank aus Ziegelsteinen.
    Am Ende dieses zweiten Tages gingen wir mit großem Selbstmitleid ins Bett. Shirley versuchte, den Kleinen etwaige Vergleiche mit
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