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Mit anderen Augen (German Edition)

Mit anderen Augen (German Edition)

Titel: Mit anderen Augen (German Edition)
Autoren: Kerstin Kroll
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Vertrag soll das offiziell bezeugen. Für Sie und Jannik ein gutes Geschäft. Sie bekommen die Firma und nehmen dafür das Todesurteil zurück.“
    „Er wird die Vereinbarung einhalten?“, fragt Yamada und ich nicke.
    „Das wird er. Ich bürge dafür mit meinem Leben.“
    „Nein, tust du nicht.“
    „Jannik!“, zische ich und sehe zu ihm, doch Jannik schüttelt stoisch den Kopf und kommt langsam näher. Er hat Angst und das ganze Blut von unseren Verletzungen bekommt ihm gar nicht, so blass wie er ist, aber sein Blick ist entschlossen, als er bei Yoshiro und mir stehenbleibt und dabei Hiroki Yamada ansieht.
    „Ich verstehe nicht viel von Ihrer Lebensweise, Ihren Gesetzen und Ihrer Ehre, aber ich bin alt genug, Entscheidungen selbst zu treffen. Ich werde diesen Vertrag unterzeichnen und ich werde mich an ihn halten. Sie bekommen die Firma meines Vaters, so wie Sie es wollen.“
    „Und der Preis?“, fragt Yamada, denn er hat begriffen, genau wie ich. Jannik mag jung und unerfahren sein, aber er ist in den vergangenen Monaten eindeutig erwachsener geworden.
    „Sie entschädigen meine Mutter und meine Schwester mit einer Ausgleichszahlung, ist das korrekt?“
    Yamada nickt. „Das ist es.“
    „Mein Preis ist derselbe“, erklärt Jannik, ohne nach einer Summe zu fragen, was Yamada, auch wenn Jannik das nicht weiß, beeindrucken dürfte.
    „Du hast nicht nach der Summe gefragt.“
    Yamadas Nachhaken bestätigt meinen vorherigen Gedanken. Jannik tut instinktiv das Richtige und rettet damit sein Leben.
    „Sie werden eine angemessene Summe festlegen.“
    Yamada deutet ein Nicken an, was in diesem Fall einem Ritterschlag gleichkommt. Der Japaner ist mehr als beeindruckt und ehrlich genug, um das deutlich zu zeigen.
    Jannik räuspert sich leise. „Ich... Ich habe eine Bitte.“
    „Sprich!“, fordert Yamada Jannik auf, der darauf kurz zu mir sieht, bevor sich sein Blick wieder auf den Japaner richtet.
    „Zacharys Freiheit für das Leben Ihres Sohnes.“
    Himmel noch mal, er feilscht nicht nur um sein Leben wie ein Profi, sondern auch um meines. Damit habe ich nicht gerechnet. Mir fehlen die Worte. Ich kann Jannik nur fassungslos anstarren, was er Gott sei Dank nicht merkt, weil er Yamada ansieht. Es hätte ihn wahrscheinlich verunsichert und das muss jetzt wirklich nicht sein.
    „Du bittest mich um sein Leben, weil dieser Attentäter dein Freund ist?“, hakt Yamada nach und Jannik schüttelt den Kopf.
    „Ich bitte Sie um sein Leben, weil ich ihn liebe.“
    Wieso wundert mich nicht, dass er diese Worte benutzt? Wenn ich nicht damit beschäftigt wäre, mein Messer in Yoshiros Brust zu halten und nebenbei langsam zu verbluten, würde ich dazu vielleicht etwas sagen. Private Angelegenheiten gehören nicht in Geschäftsgespräche, das werde ich Jannik bei nächster Gelegenheit erklären müssen.
    Yamada schweigt. Eine ganze Weile sogar, was mich dazu bringt, zu ihm zu sehen. Der Japaner überlegt, scheint nicht genau zu wissen, wo und wie er Jannik einordnen soll, denn mit diesem kurzen Gespräch hat er eindeutig bewiesen, dass er geschäftlich ein ernstzunehmender Gegner für Yamada sein könnte. Hoffentlich glaubt der Yakuza Janniks Worten bezüglich des Vertrages. Wenn nicht, sind wir tot.
    Als Yamada schlussendlich nickt und damit für unser Leben stimmt, fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich warte ruhig ab, als der Japaner auf uns zukommt. Seine Männer bleiben zwar im Hintergrund, sind aber sichtlich angespannt. Eine falsche Bewegung von mir und sie werden uns hinrichten.
    „Du bist mehr wert, als dein Vater es war. Ich bin mit deiner Bitte einverstanden.“ Yamada sieht zu mir. „Yoshiro wird leben, du wirst frei sein. Wohin soll der Vertrag geschickt werden?“
    Ich sehe fragend zu Jannik. Bleiben wir hier, in dieser verschneiten Kleinstadt mitten in Montana, oder nicht? Er zuckt die Schultern und lächelt mich an, was in dem Fall auch eine Antwort ist. Ich sehe zurück zu Yamada. „Hierher.“
    „So sei es.“
    Und das war's. Es ist vorbei. Wir werden leben.
    Yamada nickt seinen Leuten zu und ich lasse vorsichtig das Messer los, damit die Japaner sich um Yoshiro kümmern können, der lächelt und mir zunickt, als sich unsere Blicke treffen.
    Auch eine Art, einem Gegner den Respekt zu erweisen.
    Kurz darauf tauchen zwei schwarze Geländewagen auf und mehrere Männer, von denen einer eine Tasche trägt, steigen aus. Ein Arzt, wird mir klar, als ein weiterer Yakuza eine Trage aus dem Kofferraum hebt.
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