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Mit anderen Augen (German Edition)

Mit anderen Augen (German Edition)

Titel: Mit anderen Augen (German Edition)
Autoren: Kerstin Kroll
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will er erst die Welt sehen, etwas erleben oder was weiß ich denn. In seinem Alter hatte ich schon alles Abartige und Schlechte in der Welt hinter mir, aber Jannik ist unschuldig. In vielerlei Hinsicht. Ich bin es nicht. Im Gegenteil. Ich bin im Grunde genommen nicht gut genug für ihn.
    „Einer pro Woche für den Rest dieses Jahres. Reicht dir das?“, fragt er herausfordernd und das hält mein ohnehin schon gefährlich dünner Geduldsfaden nicht mehr aus.
     
    Wir enden auf dem Teppich zwischen Couch und Sessel.
    Nackt, verschwitzt und mit Körperflüssigkeiten eingesaut, über die ich erstmal nicht genauer nachdenke. Dazu tun mir der angeschlagene Ellbogen und mein Bein zu sehr weh. Ich bin zu alt für Sex auf dem Boden. Aber zumindest weiß ich noch wie es geht.
    Oh mein Gott.
    „Habe ich dir wehgetan?“, frage ich besorgt und versuche in Janniks Gesicht zu sehen, der auf mir liegt.
    „Ich werd's überleben“, wehrt er ab und hebt den Kopf, um auf mich hinunterzusehen. „Junge Junge, das du so sein kannst. Wow.“
    Wow? Das nennt er wow? Ich habe völlig die Beherrschung verloren und war viel zu grob zu ihm. Ich werde mich trotzdem nicht dafür entschuldigen, dass ich ihn in einer Art und Weise als meinen Besitz markiert habe, wie es Tiere tun. Mein Blick fällt auf seinen Hals und ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Er blutet. Nicht stark, aber die Abdrücke meiner Zähne sind deutlich zu erkennen. Es scheint ihn nicht zu stören.
    „Jannik, ich...“
    Ich verstumme, als Jannik eindringlich den Kopf schüttelt und sich wieder an mich schmiegt, worauf ich ihm durch das verschwitzte Haar streichle. „Keine Schuldgefühle. Ich hätte 'nein' sagen können, Zack. Habe ich es getan?“
    Nein, hat er nicht. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es geholfen hätte, mich zurückzuhalten. „Jannik...“
    „Ich weiß, dass du kein leichter Charakter bist“, unterbricht er mich erneut. „Aber das hält mich nicht davon ab, dich zu lieben.“
    Schon wieder dieses Wort.
    Wenn er es noch einige Male sagt, gewöhne ich mich vielleicht sogar daran. Andererseits, es klingt gut, denn Jannik meint es so, wie er es sagt, das ist deutlich zu hören. Es scheint, als hätte ich ab sofort einen Freund. Keinen gespielten für die Menschen in Whitefish. Nein, einen echten. Keine Ahnung, was das heißt, aber ich denke, ich werde den Versuch starten und es herausfinden.
    „Du wirst dich nicht verscheuchen lassen, oder?“, frage ich, worauf er leise lacht, was auch eine Antwort ist. „Gut, dann bleibst du bei mir. Keine anderen Männer. Nicht einer.“
    „Wenn ich nein sage, fällst du dann wieder über mich her?“
    Worauf er wetten kann. Auch wenn ich beim nächsten Mal definitiv versuchen werde, sanfter zu sein. „Ja.“
    „Muss ich nein sagen, damit du wieder so über mich herfällst?“, will er wissen und bringt mich damit zum Grinsen.
    „Nein.“
    „Gut.“
    Er ist wirklich ein komischer Kerl und das sage ich ihm auch, was Jannik erneut in Gelächter ausbrechen lässt. Ich ziehe ihn näher und greife nach der Decke, die auf der Couch liegt, um sie über uns auszubreiten. Eine Dusche wäre eine gute Idee, aber ich will jetzt noch nicht aufstehen. Ich will nur hier liegen, Jannik an meiner Seite wissen und die nächste Zeit einfach nichts tun.
    „Was ist denn eigentlich aus, 'Ich steh' nicht auf Ältere' geworden?“, erinnere ich Jannik einige Zeit später an seine Aussage, als es um seine sexuelle Orientierung ging.
    „Hab' meine Meinung geändert“, antwortet er und hebt erneut den Kopf. Sein Blick ist eine einzige Warnung. „Und wenn das Thema jetzt nicht bald mal durch ist, werde ich ernsthaft sauer auf dich. Nochmal zum Mitschreiben: Dein Alter ist mir scheißegal, genauso wie dein Job als Killer und dein verdammter Dickschädel, klar?“
    Ich kann mir das Grinsen gerade noch verkneifen. „Klar.“
    „Gut“, erklärt er trocken und legt sich wieder hin. „Wirst du mir je sagen, dass du mich liebst?“
    Muss er das unbedingt jetzt fragen? „Tue ich das denn?“
    „Ja“, antwortet er und seine Selbstsicherheit verblüfft mich.
    „Woher willst du das wissen?“
    „Du hättest in der letzten Stunde nicht das getan, was du getan hast, wenn es nicht so wäre.“
    Da hat er nicht Unrecht. „Vielleicht will ich einfach nur, dass du mir gehörst.“
    „Das tue ich seit Monaten, Zack.“
    Das habe ich mittlerweile begriffen und ich bin froh darüber. „Gut.“
    Jannik lacht leise und streichelt dabei
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