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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume
Autoren: Bärbel Böcker
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pflastern.«
    »Ist doch
nicht schlecht«, Bea lachte.
    »Im Prinzip
ja. Nur dass das Paradies bis eben noch die Hölle war. Ein Bagger war da, um neu
auszuschachten, und vermutlich werde ich spätestens morgen an einer Staublunge sterben.«
    »Und seit
mehr als einer Stunde warten wir auf Caro, die hat den anderen Schlüssel«, tönte
Ulrike.
    »Aber Madame
lässt sich nicht blicken, und über Handy ist sie nicht zu kriegen. Dich konnten
wir leider auch nicht erreichen.«
    Bea dachte
daran, dass sie beim Cabriofahren selten das Klingeln hörte, die Fahrgeräusche waren
einfach zu laut.
    Bruni ging
auf Bea zu und gab ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. Sie war mindestens
1,80 Meter groß, ihre Augen blitzten.
    Ulrike gab
Bea nun auch einen Kuss. Neben Bruni sah sie, obwohl sie weder klein noch schmächtig
war, regelrecht zierlich aus.
    »Gott sei
Dank bist du da, und wir können jetzt rein. Ich komme um vor Durst.«
    »Ein Bier
wäre die Rettung«, brummte Bruni und schüttelte sich den Staub aus der Kleidung.
Bea bemerkte, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Sie warf Ulrike einen prüfenden
Blick zu und stellte fest, dass sie heute erstaunlich gut aussah. Die Freundin trug
Jeans, dazu helle Sneaker und ein dunkelblaues T-Shirt, das ihre Locken noch blonder
erschienen ließ, als sie eh schon waren. Bea tippte auf ›L’Oréal Hellblond‹ und
hoffte, dass die Zeit der Tränen nun vorbei war. Ulrike hatte genug geweint, fand
sie, und im Grunde war jede einzelne Träne, die sie um Claus vergossen hatte, eine
zu viel. Sie griff sich einen der Koffer und schloss auf. Im Innern des Restaurants
war es dunkel. Sie machte Licht, und Ulrike öffnete sofort die schweren Fensterläden,
um frische Luft in den Raum zu lassen, während Bruni ihre Koffer die Stiege nach
oben schleppte, wo sich die Privaträume befanden.
    »Spinnen
gibt es hier in rauen Mengen, ich glaub’, da ist sogar eine Kreuzspinne dabei«,
hörten Bea und Ulrike sie rufen. »Ein Prachtexemplar!«
    »Eine Kreuzspinne?«,
Ulrike wurde blass. »Mach sie platt!«
    »Ich doch
nicht.« Brunis Gesicht erschien über der Treppe. »Ich töte keine Spinne.«
    Sie kam
grinsend die Stufen hinunter, in der einen Hand hielt sie einen Bierdeckel, in der
anderen ein umgestülptes Glas, darunter saß erstarrt eine dicke Spinne. Bea und
Ulrike konnten das aus Punkten zusammengesetzte Kreuz auf ihrem Rücken deutlich
erkennen.
    »Jede Kreatur
hat das Recht auf Leben, oder will mir etwa jemand widersprechen? Und das hier ist
eine harmlose Gartenkreuzspinne, die tut nichts. Sie frisst höchstens ihren Mann.«
Herausfordernd blickte sie Ulrike an. »Gleich nach erfolgter Paarung.«
    Ulrike bewahrte
Abstand. »Guck mich nicht so an. Sex und Hopp ist nichts für mich. Beeil dich mit
deiner Befreiungsaktion, ja? Hier scheint es ein ganzes Nest zu geben«, stöhnte
sie und deutete auf zwei weitere Exemplare, die sie an der Wand entdeckt hatte.
     
    Inzwischen war es dunkel geworden.
Die drei Freundinnen hatten mehrere Biere intus, die vom letzten Pächter offensichtlich
im Kühlschrank vergessen worden waren, und obwohl das Haltbarkeitsdatum bereits
abgelaufen war, war es ihnen so vorgekommen, als gäbe es nichts Köstlicheres als
ein Bit. In der Eifel trank man kein Kölsch, sondern mit Vorliebe Bitburger, aber
zur Einstimmung war es genau das Richtige. Sie saßen im Restaurant an einem Tisch,
die leeren Teller hatten sie von sich geschoben. Auf dem Tisch brannte eine Kerze,
die Bea in irgendeiner Ecke aufgestöbert hatte, und sie fühlten sich satt und müde.
Ulrike hatte ihnen schnell ein paar Gnocchi in Salbeibutter gebraten. Sie war schon
immer eine leidenschaftliche Köchin gewesen.
    Bea räumte
gerade die Teller ab, als sie auf dem Hof das Geräusch eines einfahrenden Autos
hörten. Einen Moment später flog die Tür auf. Im Rahmen stand Caro, das halblange
blonde Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, in jeder Hand einen Koffer. Ihre blauen
Augen strahlten, und während sie in den Raum stürzte, rief sie außer Atem: »Ich
hoffe, ihr habt nicht auf mich gewartet? Sorry, aber es kommt immer anders als man
denkt. Manuel kam heute Nachmittag vorbei, und da ist es dann etwas später geworden.«
    » Etwas später?« Bruni verdrehte die Augen und warf einen Blick auf ihre überdimensional
große Armbanduhr. Wenn sie ärgerlich war, schien sie einen halben Meter zu wachsen
und ihre Stimme nahm einen überraschend tiefen Klang an. » Sechs Stunden später!«
    »Tut
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