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Mit 16 tanzt man in das Leben

Mit 16 tanzt man in das Leben

Titel: Mit 16 tanzt man in das Leben
Autoren: Tina Caspari
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bis Klaus ihr öffnete. Im Haus der Familie Funke kannte sie sich fast ebenso gut aus, wie in dem ihrer Eltern nebenan. Die beiden Familien waren in den wenigen Monaten, die sie nebeneinander wohnten, zu unzertrennlichen Freunden geworden, und Katja hatte sich daran gewöhnt, in Klaus einen großen Bruder zu sehen, einen guten Kumpel, der immer zur Stelle war.
    In einem der Einbauschränke in der Küche hatte Luischen einen Kasten, in dem sie allen möglichen Kleinkram aufbewahrte, unter anderem auch Pflaster jeder Größe. Wenn sie sich beim Kartoffelschälen oder Zwiebelschneiden in den Finger schnitt, hatte sie Katja schon öfter nach einem Pflaster geschickt. Mit sicherem Griff hatte Katja das richtige gefunden und schob Klaus den Ärmel hoch.
    „Du machst doch nicht etwa Jod drauf?“ erkundigte er sich ängstlich.
    „Keine Sorge, großer Held. Ich klebe nur was drüber, sonst verschmierst du dir deinen Pulli. So - schon erledigt. Können wir jetzt fahren?“
    „Danke schön, Frau Doktor. Komm!“
    Klaus fuhr wirklich gut. Er versuchte nicht, mit quietschenden Rädern durch die Kurven zu schlittern, um ihr zu imponieren, machte keine Vollbremsungen, bei denen man fast durch die Vorderscheibe flog, und bemühte sich nicht, von einer Straßenecke bis zur nächsten den Wagen auf Höchstgeschwindigkeit zu bringen.
    „Ausgezeichnet. Im Fahren: Note eins“, stellte Katja lobend fest.
    „Wirklich?“ Klaus wurde rot vor Stolz. „Freut mich, daß du mit mir zufrieden bist.“
    „Ja. Du fährst wie ein Mann, nicht wie ein Junge. Du bist überhaupt viel männlicher geworden.“
    „Mach keene Witze.“ Wenn Klaus verlegen wurde, verfiel er unwillkürlich in seinen alten Berliner Jargon. „Hab ick noch jar nich bemerkt.“
    Sie verließen das Dorf und bogen in die Autobahnauffahrt ein.
    Die Ballettschule Künzel lag — wie das Schulzentrum - im nächsten Ort, zwanzig Minuten brauchte man mit dem Auto, mit dem Bus eine gute halbe Stunde.
    „Könntest du vorher bei Petra halten? Wir könnten sie doch mitnehmen, dann kann sie deine Fahrkünste auch gleich bewundern.“
    „Warum nicht.“ Klaus wäre lieber mit Katja allein geblieben. Es gab so vieles zu besprechen, so vieles, was er sich in den Ferien zurechtgelegt hatte. Aus der Ferne war ihm das so leicht erschienen, aber jetzt, wo Katja neben ihm saß - in gewisser Weise war sie ein hoffnungsloser Fall, und manchmal zweifelte er dann, daß er für sie jemals etwas anderes als der große Bruder sein würde. „Du willst also tatsächlich weitermachen“, begann er, und war sich im gleichen Augenblick bewußt, wie idiotisch diese Frage war.
    „Weitermachen - womit?“
    „Mit dem Tanzen.“
    „Na klar! Wie kommst du überhaupt auf die Idee, ich könnte aufhören wollen?“
    „Willst du denn Tänzerin werden?“
    „Ich weiß nicht - vielleicht.“
    „Hm...“
    „Was dagegen?“
    „Nein, nein, absolut nicht. Ich kann’s mir nur nicht vorstellen. Ich habe dich immer mehr - na ja, sagen wir: für einen Kopfarbeiter gehalten. Auch wenn du wirklich prima getanzt hast auf eurem Ballettabend, aber...“
    „Was aber?“
    „Na ja, ich dachte, es wäre mehr so ’n Hobby..."
    „Dann wirst du dich an den Gedanken gewöhnen müssen, daß es weit mehr ist als ein Hobby.“
    Peng! Er hatte es genau falsch angefangen. Jetzt war sie eingeschnappt. Zum Glück hielten sie gerade vor dem Haus, in dem Petra wohnte. Katja stieg aus und verständigte Petra durch das verabredete Klingelzeichen, daß sie unten auf sie wartete. Kurz darauf kam Petra die Treppen herunter, im Arm einen Blumenstrauß, an der anderen Seite einen vollgepackten Korb.
    Klaus sprang aus dem Wagen und half ihr, die Sachen im Kofferraum zu verstauen.
    „Macht ihr heute noch ein Picknick, oder wozu brauchst du das ganze Zeug?“ fragte er kopfschüttelnd.
    „Das ist für unsere Begrüßungsfeier. Frau Künzel kommt heute aus dem Sanatorium zurück. Da müssen wir sie natürlich ganz groß empfangen.“
    „Natürlich.“
    Für den Rest der Fahrt blieb Klaus schweigsam. Die Mädchen sprachen über die bevorstehende Feier, und bald hielten sie vor dem großen altmodischen Mietshaus, in dessen Kellerräumen sich die Ballettschule Künzel befand.
    „Danke schön fürs Herbringen, du bist ein Schatz!“ rief Katja, schon halb in der Tür. „Ich schmeiß dir bei Gelegenheit auch mal wieder einen Stein in den Garten...tschüs!“
    Die Unterrichtsräume glichen einem üppig blühenden Garten. Jedes der
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