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Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband)
Autoren: Hermien Stellmacher
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Montagsstunde ruhig angehen zu lassen, hat Trautner das Wochenende scheinbar dazu genutzt, sich ein paar besonders bescheuerte Aufgaben auszudenken. Damit wir uns noch mal richtig mit der Materie vertraut machen können. Na, herzlichen Dank.
    »Der einzige Ort, mit dem ich so richtig vertraut bin, ist mein Bett«, sage ich leise zu Mira. »Decke über den Kopf ziehen und nichts mehr hören und sehen.«
    »Dafür stand dir das ganze Wochenende zur Verfügung, Karoline!« Schon steht mein Lieblingslehrer vor unserem Tisch und starrt mich an. Der Pullunder, den er heute trägt, sieht noch schlimmer aus als das Teil von letzter Woche. Ob seine Mutter ihm diese Pullis strickt?
    »Und wenn ich mir deine Noten so anschaue, da kann ich dir nur raten, dich etwas mehr reinzuhängen«, ätzt er weiter.
    Scheiße, jetzt auch noch das! Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen. Alle glotzen dich an, und egal was du sagst: Gegen den Lehrer ziehst du eh den Kürzeren.
    Trautner scheint aber jetzt fertig mit mir zu sein und wendet sich wieder seinen Lieblingsgeraden zu. Noch mal gut gegangen.
    Gefühlte siebenundzwanzig Stunden später gongt es endlich zur Pause.
    Mira dreht sich nach hinten um und mustert die Barbiezicken. »Habt ihr ein schönes Wochenende gehabt?«, fragt sie zuckersüß.
    Amanda räumt demonstrativ ihre Tasche aus und tut so, als hätte sie die Frage nicht gehört.
    »Oje, Ämändah redet nicht mehr mit uns!«, sage ich und schlage die Hände zusammen. »Wie grausam!«
    »Sieht ganz danach aus«, sagt Mira.
    Wir stehen auf und gehen zum Klassenzimmer hinaus.
    »Mein Vater würde sagen: Das Verhältnis beider Parteien ist nachhaltig zerrüttet«, sagt Mira und beißt in ihren Apfel.
    »Na ja, eigentlich tun sie uns damit einen großen Gefallen.«
    »Das weiß Amanda aber nicht«, sagt Mira. »Denn dazu gehört eine bestimmte Portion Intelligenz.«
    »Ich habe genau gehört, was ihr gesagt habt!«, keift unsere Lieblingsfeindin von hinten. »Und irgendwann werde ich es euch mal so richtig heimzahlen!«
    »Gott sei Dank«, sage ich grinsend. »Hören kann sie zum Glück noch!«
    Netterweise übernimmt Mira mittags die Redaktionssitzung der Schülerzeitung für mich mit. Wenn ich auch nur noch ein Wort zum Thema Italiener austausch höre oder lese, kriege ich einen derart schlimmen Ausschlag, dass mir kein Hautarzt dieser Welt mehr helfen kann.
    Als ich hungrig zur Haustür reinkomme, höre ich Lisa telefonieren. Na, das kann Stunden dauern und ich mache mich auf die Suche nach einem Mittagessen.
    Immerhin, meine Mutter hat Lasagne gemacht. Aber anstatt das Essen in die Mikrowelle zu stellen, setze ich michan den Küchentisch, stütze meinen Kopf auf die Hände und versuche, meine Gedanken zu ordnen.
    Ich sitze immer noch so da, als Lisa in die Küche kommt und mich erstaunt mustert.
    »Was ist denn mit dir los, kleine Schwester?«, fragt sie besorgt und setzt sich mir gegenüber. »Montagsblues?«
    Ich zucke die Schultern.
    »Liebeskummer?«, bohrt sie weiter.
    Wieder zucke ich die Schultern.
    »Komm, lass dich mal nicht so hängen«, sagt Lisa aufgeräumt. »Ich mache jetzt die Lasagne warm und dann erzählst du mir, was los ist!«
    Das ist wirklich das Allerletzte, wonach mir der Sinn steht: meine Probleme mit Lisa zu erörtern.
    Als das Mittagessen dampfend vor meiner Nase steht, meldet sich überraschend mein Hunger wieder und ich mampfe gleich los.
    »Immerhin, Appetit hast du noch«, stellt Lisa zufrieden fest. »Außerdem ist diese Woche doch gar nicht so schlimm. Mittwoch ist Tag der Arbeit und somit absolut schulfrei. Das ist doch schon mal was, oder?«
    »Stimmt«, grummle ich.
    »Daniel macht morgen seine Führerscheinprüfung und du kannst ihm mal die Daumen drücken, dass er besteht«, erzählt Lisa weiter. »Wir haben eine Überraschungsparty für ihn in Vorbereitung!« Zufrieden schiebt sie ihren leeren Teller weg. »Jetzt muss er bloß noch bestehen und dann lassen wir es krachen.« Sie schaut so selig, dass mir fastschlecht wird. »So, und erzähl du doch mal. Was ist los, kleine Schwester?«
    »Geht vorbei«, sage ich und packe die beiden Teller in die Spülmaschine. »Lass mich einfach in Frieden!«
    Oben in meinem Zimmer fahre ich meinen PC hoch und sehe, dass ich Post habe. Eine Mail von Paul. Soll ich sie gleich löschen? Nein, jetzt interessiert es mich doch, wie er sich herausreden will, und ich öffne sie.

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: Mo., 29. April 13:14:27 ( MEZ
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