Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband)
Autoren: Hermien Stellmacher
Vom Netzwerk:
Bügelbrettfigur und meine langen Beine freuen werde. Bis jetzt hält sich diese Freude allerdings sehr in Grenzen. Zeit für einen neuen Nutellabrotversuch.
    Meine Mutter hat sich mit einem Stapel Bücher und einem Notizblock am Küchentisch breitgemacht.
    »Du, Mami, ich brauche einen BH!«
    »Wofür in Gottes Namen das denn?«, fragt meine Mutter und schaut mich kurz an. »Übrigens, du hast da einen Pickel am Kinn, Schatz!« Dann liest sie weiter, als wäre ich nicht da. Wahrscheinlich heißt das Buch Bloß kein Verständnis für Teenies , der Nachfolgeband von Kinder frustrieren leicht gemacht! , und sie schreibt sich gerade die besten Passagen raus.
    Ich streiche mir dick Nutella aufs Brot, verkrieche mich zurück in mein Zimmer und lege mich kauend wieder aufs Bett. Wirklich toll hier. Das einzige Spray, das ich im Augenblick benutze, ist mein Deo, Karo ist heute bei ihrem Vater und nicht mal meine eigene Mutter nimmt mich ernst. Ich sollte mir die Sache mit dem Sterben wirklich noch mal durch den Kopf gehen lassen …
    Gerade als ich mich gedanklich wieder Richtung Friedhof begebe, fliegt die Tür auf und meine Mutter steht im Zimmer.
    »Mira, ich habe völlig die Zeit vergessen!«, ruft sie, während sie hektisch ihre Jacke anzieht. »Würdest du Lukas bitte vom Kindergeburtstag abholen? Ich weiß nicht genau, wie lange mein Termin heute dauert. Du müsstest so um fünf da sein, die Adresse habe ich dir auf den Küchentisch gelegt. Das Essen steht in der Röhre. Ich muss jetzt wirklich los!« Und weg ist sie.
    Das hat mir noch gefehlt: meinen kleinen Bruder aus einem Haufen schreiender Rotznasen zu ziehen. Wahrscheinlich plärrt er den ganzen Weg nach Hause und die Passanten sehen mich an, als wäre ich irgendein übler Kinderschänder …
    Um Viertel vor fünf mache ich mich auf den Weg und merke, dass ich mir die Gedanken über eventuell glotzende Leute hätte sparen können. Anscheinend haben in diesem Hellenburg die ordentlichen Bürger (also alle) sonntags Ausgehverbot. In der so genannten Fußgängerzone ist jedenfalls die Katz verreckt. Nicht, dass sonst dort viel geboten wäre, aber an Sonntagen sollte man sie in Todeszone umbenennen. Wahrscheinlich sitzen sie alle zu Hause, trinken Kaffee, mampfen Kuchen und hören sich die neueste CD von Hansi Hinterseer an.
    Obwohl, wenn ich ehrlich bin, ein Stück Kuchen würde mir jetzt auch schmecken. Vielleicht sollte ich mir von Karos Mutter mal ein Rezept geben lassen. Die backt immerrichtig leckeren Kuchen. Meine Mutter hat für so etwas Banales schon lange keine Zeit mehr. Und wenn, dann würde sie vermutlich irgendwas Japanisches backen mit Fisch oder sonstigen Ekligkeiten. Dabei hat Karos Mutter echt nicht viel Zeit. Seit sie und Karos Vater sich getrennt haben, jobbt sie im Supermarkt an der Kasse und ist meistens hundemüde, wenn sie nach Hause kommt. Meine Mutter schwebt nur von Selbstfindungskurs zu Selbstfindungskurs, und wenn sie sich nicht bald selbst erwischt hat, ziehe ich zu Karo. Echt, und ich kann mir vorstellen, dass meine Eltern mich wahrscheinlich nicht mal vermissen würden.
    Ich nehme den Zettel aus der Tasche und überprüfe die Adresse, aber der ohrenbetäubende Lärm, der aus dem Haus mit der Nummer 47 nach außen dringt, sagt mir, dass ich hier genau richtig bin. Also dann. Ich drücke auf die Klingel und stelle mich innerlich auf eine längere Wartezeit ein, aber die Tür wird sofort geöffnet.
    »Für das Topfschlagen kommst du leider zu spät!«, sagt ein Typ, ungefähr so alt wie ich. Er ist so hinreißend süß, dass es mir die Sprache verschlägt. Er hat längere dunkle Locken und eine Menge Sommersprossen auf der Nase. Und Augen – ja, er hat Augen wie … Verdammt, irgendwie hat mein Hirn sich gerade abgemeldet und ich glotze ihn etwas blöd an.
    »Ich, äh …«, stottere ich hyperintelligent. »Ich, äh, mein kleiner Bruder, der …« Mira, konzentrier dich! »Ich wollte, äh, den Lukas abholen!« Na, geht doch! Jetzt reiß dich malzusammen, damit du nicht den allerdämlichsten Eindruck bei diesem Typen hinterlässt.
    Aber Mister Oberschnuckel scheint das gar nicht zu merken.
    »Keine Ahnung, wie diese Blagen alle heißen«, seufzt er. »Am besten, du kommst mal rein und schnappst dir den Richtigen!«
    Ich folge ihm ins Wohnzimmer, wo der Lärmpegel noch etwas höher ist. Circa zehn kleine Jungs springen und schreien hier herum, als würden sie dafür bezahlt, und ich halte mir genervt die Ohren zu.
    »Hallo, ich bin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher