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Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband)
Autoren: Hermien Stellmacher
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Antons Mutter!«, begrüßt mich eine Frau in Jeans und rotem T-Shirt. »Und heute bin ich außerdem als Dompteuse von dieser Meute beschäftigt. Wenn du schlau bist, setzt du dich auf die Terrasse und wartest dort noch kurz. Da ist es wenigstens etwas leiser. Magst du ein Stück Kuchen und eine Limo?«
    »Gerne!«, murmle ich und lass mich von ihr nach draußen begleiten.
    »Lass es dir schmecken!« Sie stellt mir ein großes Stück Schokotorte und eine Limo hin. »Kann nicht mehr lange dauern.« Und schon ist sie wieder in der Höhle der kleinen Bestien verschwunden.
    Ich schiebe mir gerade ein großes Stück Torte in den Mund, als jemand hinter mir »Bist du neu hier in Hellenburg?« fragt.
    Ich entgehe nur knapp dem Erstickungstod und nicke mit hochrotem Kopf.
    »Sorry, ich wollte dich nicht umbringen«, sagt der hübscheLockenkopf, der mich von einem der Blumenbeete aus betrachtet. »Alles klar?«
    Ich trinke einen großen Schluck Limo und nicke wieder.
    »Was denn nun?«
    »Ja, ich bin neu hier, und ja, es geht wieder.« Obwohl es gar nicht mehr so warm ist, habe ich das Gefühl, dass der Schweiß mir aus allen Poren rinnt. Ein Deo für solche Krisensituationen muss dringend erfunden werden!
    Ich kämpfe mich weiter durch die Schokotorte, und just als ich den Mund wieder voll habe, kommt auch pünktlich die nächste Frage: »Und in welche Klasse gehst du?«
    Erneuter Schluckalarm. Ich kann wirklich von Glück reden, dass ich nur Torte und keinen Schweinebraten esse, sonst wäre der Notarzt längst fällig.
    »In die Siebte«, huste ich.
    »Aha«, nuschelt der große Bruder und setzt gerade an, diese Tatsache zu kommentieren, als die Terrassentür aufgeht und zwei der Schreimonster herausgestürmt kommen.
    Eines davon ist mein kleiner Bruder, der mich mit den Worten »Wo ist Mami denn, Pira-Lira?« begrüßt. Pira-Lira … Ich sehe, wie Mister Locke breit grinst, und ich bekomme große Lust, Lukas abzumurksen und ihn direkt hier im Staudenbeet zu begraben. Friedhof scheint heute mein Thema zu sein.
    »Die Mama kommt später heim«, erkläre ich knapp. »Wo hast du deine Jacke?«
    »Im Flur«, ruft Lukas und springt wie ein Gummiball neben mir auf und ab. »Und ich habe einen Preis gewonnenund ganz viel gespielt und gaaanz viel Torte und Limooo gegessen!«
    »Limo kann man nicht essen«, verbessere ich ihn. »Limo trinkt man!« Hoffentlich ist meine Mutter zu Hause, bevor er anfängt zu reihern. Das macht er gerne nach solchen Kindergeburtstagen und ein vollgekotztes Kinderbett brauche ich heute nicht zu meinem Glück.
    »Dann bis zum nächsten Mal!«, sagt Mister Cool aus dem Blumenbeet.
    Wie meint er das denn? Bis in einem Jahr, wenn wieder Kindergeburtstag ist? Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen, wenn wir den Termin etwas vorverlegen könnten.
    »Ja, mach’s gut«, sage ich und sehe zu, dass ich mit der kleinen Pestbeule verschwinde.
    Auf dem Weg nach Hause plappert mein Bruder ohne Punkt und Komma.
    »Wie heißt eigentlich der große Bruder von Anton?«, unterbreche ich seinen Redeschwall.
    Lukas glotzt mich an. »Großer Bruder?«
    »Ja. Großer Bruder. Der mit den dunklen Locken, der vorhin im Garten war«, helfe ich seinem Gedächtnis auf die Sprünge. »Als ich auf dich gewartet habe!«
    »Weiß nicht.« Er überlegt. »Antons Hamster heißt Diddle!«
    O Mann, hatte ich schon erwähnt, dass kleine Brüder nicht wirklich glücklich machen?»Hast du zufällig diesen Sack mit Kakteenerde irgendwo gesehen?«, begrüßt mich mein Vater, als wir die Wohnungstür aufmachen. »Ich bin mir sicher, dass ich sie letzte Woche auf den Balkon gestellt hatte, aber jetzt ist sie verschwunden!«
    Ich zucke die Schultern. »Keine Ahnung. Übrigens, Mama kommt heute etwas später. Das Essen steht in der Röhre.«
    »Wieder typisch«, brummt mein Vater, wobei nicht klar ist, ob sich das auf die fehlende Erde oder auf die fehlende Mutter bezieht. Er setzt sich an den Küchentisch und stiert auf seine Kakteen. Mein Vater liebt seine Kakteen. Für ihn sind sie die wahren Überlebenskünstler auf diesem Planeten. Ich finde, das stimmt aber nicht ganz. Die anderen Pflanzen im Wohnzimmer kann man mittlerweile auch als Überlebenskünstler bezeichnen, denn meine Mutter hat sie schon seit Wochen nicht mehr gegossen und immerhin sind sie noch nicht zu Staub zerbröselt.
    Weil Lukas plötzlich aus der Küche verschwindet, folge ich ihm in sein Zimmer und bleibe wie angewurzelt im Türrahmen stehen.
    »Sag mal, spinnst du denn?
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