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Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband)
Autoren: Hermien Stellmacher
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sich alle meine Befürchtungen in Luft auflösen. »Du hast hier nichts zu suchen! Kssscht!«
    »Doch, er, äh, wohnt hier!« Nicht nur, dass der Hund bleibt, wo er ist, es kommt noch dicker: Paul steht in der Küchentür und grinst mich unsicher an. »Ich übrigens auch. Hallo Karo!«
    Vor Schreck fällt mir der prall gefüllte Spritzbeutel aus der Hand und ich starre Paul an, als würde mir ein Gespenst gegenüberstehen. »Shit«, ist alles, was mir dazu einfällt. Dann habe ich nur noch einen Gedanken im Kopf: Nichts wie weg hier! Ich mache einen Schritt nach vorne und trete dabei genau auf den Spritzbeutel.
    »He! Pass auf!«, ruft Paul entsetzt. »Die Hose ist neu!«, aber mir ist alles völlig egal. Auch wenn die Hose 1266 Euro gekostet hat, Hauptsache, ich kann hier verschwinden.
    Zum Glück ist Paul mit der von mir angestellten Sauerei erst mal vollauf beschäftigt und ich schaue, dass ich zur Haustür komme. Falscher Plan: Die Tür ist von Daniels Eltern und Freunden komplett blockiert, an Durchkommen ist da nicht zu denken. Verdammt. Wenn ich wenigstens meinen Fahrradschlüssel hätte. Dann könnte ich ja irgendwo über den Gartenzaun springen und nach Hause fahren.Aber dieser Schlüssel befindet sich in Lisas Hosentasche und Lisa ist nirgendwo in Sicht.
    »Dann hilft nur noch eins«, murmele ich in Panik. »Such dir ein gutes Versteck!«, und schon renne ich in den Garten hinaus.
    Können zu viele Erkenntnisse auf einmal einen erschlagen? Vielleicht ist die Sache nicht direkt tödlich, aber es wird einem schwindelig und speiübel davon, so viel steht jedenfalls fest. Und nun sitze ich hier, auf den gestapelten Winterreifen von Pauls Vater, versteckt im Gartenschuppen und versuche, alles zu kapieren.
    Wenn Paul da wohnt, wo auch Daniel zu Hause ist, kann das nur bedeuten, dass sie Brüder sind. Und jetzt ist mir auch wieder klar, wo ich diesen Hund zum allerersten Mal gesehen habe: Als ich mit Giovanni im Unterholz festsaß, damit Lisa und Daniel uns nicht entdeckten.
    Es fängt an zu dämmern und durch das dreckige Schuppenfenster sehe ich, wie nach und nach die Lampions auf der Terrasse angemacht werden. Die Leute feiern und johlen und alle scheinen sich mordsmäßig zu amüsieren. Fast alle.
    Gerade als ich das Gefühl habe, in Tränen ausbrechen zu müssen, höre ich draußen etwas knacken. Oder war es gar hier drin? Ob es hier Ratten oder andere unappetitliche Biester gibt? Das Letzte, was ich mir jetzt wünsche, ist, zu Gast auf einer Ungeziefer party zu sein. Diese eine Überraschungs party hat mir wirklich gereicht.
    Das Knacken kommt aber immer näher und plötzlich geht die Gartenhaustür auf.
    »Karo?«, fragt leise eine Stimme. »Bist du hier drin?«
    Ich verhalte mich mucksmäuschenstill, aber dann scheint der Kegel einer Taschenlampe auf meine Turnschuhe. Erwischt.
    »Ah, ein Glück!« Lisas Stimme klingt regelrecht erleichtert. »Ich habe dich schon überall gesucht!«
    »Lass mich bitte allein«, sage ich mit dünner Stimme. »Und gib mir meinen Fahrradschlüssel. Sobald es dunkel ist, haue ich hier ab. Mach dir echt keine Gedanken um mich.«
    »Mach ich mir aber«, sagt meine Schwester und stellt sich neben mich. »Es ist alles ganz anders, als du denkst.«
    »Mag ja sein«, sage ich und schniefe leise. »Aber von Überraschungen habe ich für die nächsten hundert Jahre erst mal die Nase voll.«
    »Paul hat nicht mehrere Freundinnen, hörst du?« Lisa geht gar nicht auf mich ein. »Das war alles nur ein ganz blödes Missverständnis!«
    »Mir doch egal«, schniefe ich. »Alles, was ich will, ist mein Fahrradschlüssel und dann …«
    »Karo!«, ruft jetzt eine andere Stimme draußen im Garten. »Kaaa-roo!«
    »Ich glaube, das macht ihr besser miteinander klar«, sagt meine Schwester, und bevor ich kapiere, was los ist, ist sie auch schon verschwunden.Es dauert nicht lange, dann geht die Schuppentür erneut auf. »Karo? Bist du hier drin?«
    Wieder bleibe ich ganz still auf meinem Winterreifenturm sitzen.
    Dann höre ich das Klicken eines Feuerzeugs und schon im nächsten Augenblick sehe ich Paul im Schein eines Lampions.
    »Endlich!«, sagt er, als er mich sitzen sieht. »Ich habe schon überall nach dir geschaut!«
    »Das hättest du besser sein lassen«, flüstere ich. »Was willst du denn?«
    »Mit dir feiern zum Beispiel«, sagt Paul. »Hier ist es auf Dauer doch bestimmt ein bisschen öde, oder?«
    Obwohl mir gerade noch zum Heulen war, muss ich plötzlich grinsen. Da ist er wieder:
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