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Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband)
Autoren: Hermien Stellmacher
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hast da einen ganz bösen roten Pickel auf der Nase.«
    Ihre Freundinnen Janina und Jennifer kichern.
    »Danke für den Hinweis«, sage ich und fixiere ihre gefönten blonden Haare. »Übrigens, ich habe letzte Woche von einer neuen Studie gelesen. Da hieß es, dass zu viel Fönen nicht nur die Haare, sondern auch das Hirn ganz übel austrocknet. Und zwar auf Dauer!«
    »Sehr komisch!«, faucht Amanda, aber wenigstens stöckelt sie mit ihren Gefolgsdamen davon.
    »Du bist richtig gut, wenn du sauer bist«, kichert Karo und hakt sich bei mir unter. »Komm, wir gehen mal raus, vielleichtläuft uns ja dein Mister Hinreißend schon hier in der Schule über den Weg.«
    »Das wäre ja wohl zu schön, um wahr zu sein«, seufze ich, aber ich lasse meine Augen doch aufmerksam durch die Schülermenge schweifen, sogar meinen Pickel vergesse ich für eine Viertelstunde. Doch mein Traumprinz taucht nicht auf.
    Die Stunden ziehen sich wie Kaugummi und ich muss mich total zusammenreißen, nicht dauernd an gestern Nachmittag zu denken. Was er wohl mit »Bis zum nächsten Mal« gemeint hat? Blöd, dass Luki erst im Februar Geburtstag hat und nicht schon nächste Woche. Dann käme Klein-Anton bestimmt auch auf den Kindergeburtstag und vielleicht würde der Schöne seinen kleinen Bruder dann abholen und wir würden …
    »Mira, könntest du bitte wiederholen, was ich gerade gesagt habe?« Die Müllerin baut sich vor meinem Platz auf und schaut mich streng an. »Deine Noten sind nicht so überwältigend, dass du dir diese Träumereien leisten kannst. Ich würde es begrüßen, wenn du etwas aktiver am Unterricht teilnimmst!«
    »Wahrscheinlich träumt sie von einer pickellosen Nase«, sagt Amanda kichernd zu Jennifer. »Aber da kann sie lange träumen!«
    »Und es würde dir guttun, wenn du dich mal mit anderer Lektüre beschäftigtest als nur mit Diätplänen und Schminkanleitungen, Amanda!«
    Baff, der Satz saß aber! Die Oberzicke legt die Ohren anund fixiert Frau Müller mit ihren schwarz umrandeten Augen. Wenn Blicke töten könnten …
    Die Deutschlehrerin schaut auf die Uhr. »Das war’s für heute«, sagt sie. »Und für die nächste Stunde am Donnerstag habe ich eine besondere Hausaufgabe für euch. Bitte schreibt einen Brief an einen Politiker oder eine andere öffentliche Persönlichkeit und stellt ihm oder ihr Fragen, die ihr auf dem Herzen habt. Bitte nur ernst gemeinte Briefe, keinen Quatsch, alles klar?«
    »Wie war das eigentlich, bevor deine Eltern sich scheiden ließen?«, frage ich Karo, als wir nach Hause radeln.
    »Irgendwie haben sie sich nur noch gestritten«, sagt sie nach kurzem Grübeln. »Am Ende hat mein Vater fast nur noch gebrüllt und meine Mutter geweint …« Sie sieht mich von der Seite an. »Und ich lag mit Bauchschmerzen auf meinem Bett und hätte mich am liebsten in Luft aufgelöst. Wieso?«
    »Weil meine Eltern sich zurzeit auch ganz schön zoffen, vor allem seit meine Mutter dieses Feng-Shui angefangen hat«, sage ich. »Aber vielleicht findet sie sich ja schneller als gedacht und es wird bald wieder etwas ruhiger.«
    »Kommt drauf an, was sie findet«, grinst Karo. »Hoffentlich ist sie nicht enttäuscht!«
    Wir halten vor dem großen Altbau in der Alexanderstraße, wo ich seit neun Wochen zu Hause bin.
    »Machen wir heute Nachmittag noch was zusammen?«
    »Ich mail dir«, sagt Karo. »Ich muss erst checken, was bei mir zu Hause los ist. Bis später!«Als ich die breite Treppe zu unserer Wohnung hochsteige, geht bei Frau Kunert im ersten Stock sofort die Tür auf. Frau Kunert hat vor allem ein Hobby: das Schnüffeln in Angelegenheiten, die sie gar nichts angehen. Mit anderen Worten, sie ist eine neugierige, aufdringliche Kuh, die mit ihrem hysterischen Kanarienvogel Hansili zusammenwohnt.
    »Na? War’s denn schön in der Schule?«, fragt sie schleimig. »Habt ihr schöne Sachen gelernt?«
    Auf welchem Planeten wohnt diese Frau eigentlich? Seit wann kann die Schule denn schön sein? Und das noch an einem Montag und in Hellenburg!
    »Nee, es war beknackt!«, sage ich mürrisch.
    »Also, Ausdrücke verwendest du!« Frau Schnüffel mustert mich abfällig. »Und sage bitte deinem Bruder, er soll nicht so laut die Stufen hinunterspringen. Davon bekomme ich Kopfschmerzen!«
    Ohne mich dazu zu äußern, gehe ich weiter in den zweiten Stock und beschließe, in den kommenden Tagen mit Luki im Takt die Treppe rauf- und runterzuspringen, bis auch Hansili Kopfschmerzen bekommt und sie beide ausziehen.
    Kaum
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