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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles
Autoren: Annie Sanders
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Besprechung hetzte.
    Saff goss das kochende Wasser in die gepunktete Teekanne und nahm sich eine passende Tasse von der Anrichte. Es war ihr Lieblingsgeschirr, das aus einer kleinen Töpferei stammte, die sie in Norfolk entdeckt hatten, als sie zu Besuch bei Freunden gewesen waren. Sie schnalzte mit der Zunge und lächelte in sich hinein – kaum zu fassen, dass ein Stück Getöpfertes sie in Begeisterung versetzen konnte. Das waren kleine Freuden verglichen mit dem Wirbelwind an arbeitsreicher Hektik, der an einem gewöhnlichen Tag über Alex hereinbrach. Doch Alex hatte sich eben nie für Firlefanz interessiert. Sie hatte sich schon immer zu größeren Aufgaben berufen gefühlt, und ihre Position als Marketingmanagerin bei Zencorp, einem der größten Sportbekleidungshersteller der Welt, war ihrem Ehrgeiz so auf den Leib geschneidert wie eine Laufshorts aus Lycra. Groß, sportlich, wenn auch bedauerlicherweise flachbrüstig, wie sie war, konnte sich Alex unter Männern bestens behaupten, besonders weil sie sich mit jeder nur erdenklichen Sportart haarklein auskannte.
    Saffron holte die Keksdose mit dem Blumenmuster vom Regal und gönnte sich einen der Haferkekse, die sie gestern gebacken hatte. Da ihre Familie darüber hergefallen war, lagen nur noch wenige davon in der Dose.
    Sie hatte ihre Freundin einmal als Geschäftsfrau auf einer Promotion-Veranstaltung in Aktion erlebt, zu der Alex sie alle – Saff, Max, Oscar und Millie – vor ein paarJahren eingeladen hatte. In ihrer Kluft, bestehend aus T-Shirt mit Firmen-Logo, kurzen Hosen und einem Namensschild, war Alex völlig selbstbewusst und beängstigend effizient durch das Stadion marschiert. Weshalb also ausgerechnet sie eine Anzeige für Alex texten sollte, wenn diese ständig weltweite Werbekampagnen schuf, war ihr ein Rätsel. Doch wenn sie ihrer ältesten Freundin damit helfen konnte, würde sie es versuchen. Sie hatte heute ohnehin nichts Besseres vor. Und so griff sie nach Stift und Papier, die neben ihr lagen, und tappte, die Tasse mit dem dampfenden Tee in der Hand, zurück zum Tisch, während sie sich den süßen Hafergeschmack ihres Kekses auf der Zunge zergehen ließ. Dann begann sie, ein paar Ideen aufzuschreiben.
    «Vielbeschäftigte Frau sucht Mädchen für alles.» Hörte sich das etwa so an, als suche sie eine lesbische Liebhaberin? Doch wenn man länger darüber nachdachte, vielleicht würde das tatsächlich Alex’ Probleme lösen! «Gesucht wird eine effiziente und tatkräftige Person, die einer hart arbeitenden Karrierefrau im Alltag unter die Arme greift, Pflege einer kranken Verwandten inklusive.» Das klang nicht gut. Saff strich die letzten fünf Wörter durch. Das würde nur irgendeine Wahnsinnige auf die Idee bringen, sich zu melden, um der Ranke etwas Schreckliches anzutun. Saffs einziger Versuch, sich ernsthaft nach einem Kindermädchen umzusehen, hatte damit geendet, dass sich genau so eine Wahnsinnige auf ihre Anzeige hin meldete. Die Frau hatte manisch um sich geblickt und immer wieder darum gebeten, das Kinderzimmer sehen zu dürfen. Saff hatte sie kurzerhand abgefertigt und sich geschworen, die Kinder niemals in die Hände einer fremden Person zu geben. Nein, so jemanden brauchte Alex nicht. Genausowenig wie den Typ der steifen und spröden Haushälterin, wie Mrs.   Danvers aus
Rebecca
. Die Ranke würde sie verabscheuen. Die beiden brauchten eine intelligente, junge Frau, die frischen Wind mitbrachte und den Erinnerungen von Alex’ Mutter zuhörte – ein faszinierender Zeitvertreib für jeden   –, während sie die häuslichen Aufgaben in Alex’ chaotischem Leben fest im Griff hatte. Je länger Saff darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihr, dass nur eine Ehefrau zu alldem in der Lage wäre. Max betonte immer wieder, dass sein Leben ohne sie nicht funktionieren würde – auch wenn Saff nicht so dämlich war, ihm aufs Wort zu glauben. Ein Kuss auf die Stirn und ein paar Schmeicheleien waren die männliche Art zu sagen: «Ich werde nicht anfangen, mich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen, solange du dich darum kümmerst.» Manchmal fragte sie sich, wie es ihrer Familie erginge, wenn sie sich einfach in Luft auflösen würde. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie Spaghetti aus der Dose aßen und ihre Unterwäsche nicht mehr wechselten, bis diese irgendwann starr vor Dreck waren? Saff lief ein Schauer über den Rücken. Also gut.
    «Vielbeschäftigte Frau sucht Mädchen für alles   … zur Haushaltsführung.»
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