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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles
Autoren: Annie Sanders
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Sie beschloss, die Betreuung der Ranke nicht zu erwähnen und einfach abzuwarten, wer sich auf die Anzeige meldete. «Sind Sie tatkräftig, arbeiten Sie effizient?» Das war die Grundvoraussetzung. «Eigenständig?» Das musste sie sein, weil Alex ständig unterwegs sein würde. «Besitzen Sie sowohl das Können einer Gourmetköchin als auch das einer erstklassigen Assistentin und eines Zimmermädchens?» Klang das zu sehr von oben herab? «Bitte senden Sie Ihre Bewerbung an» et cetera et cetera. «Arbeitsbeginn ab sofort.»
    Saff las noch einmal, was sie geschrieben hatte, und rief dann bei der Lokalzeitung in der Redaktion für Kleinanzeigen an.

Kapitel 3
    «Und Sie fühlen sich f-f-fruchtig!!!»
    Frankie wartete angespannt vor dem Mikrophon, bis das Aufnahmesignal erloschen war, und seufzte dann tief auf. Das wievielte Mal war das jetzt gewesen? Um den achtundzwanzigsten Versuch herum hatte er aufgehört zu zählen. Er war absolut sicher, dass sich eine Banane keinesfalls verzweifelt anhören durfte. Die Stimme des Regisseurs drang schon wieder leicht ungeduldig über die Kopfhörer an sein Ohr.
    «Immer noch nicht ganz. Können Sie es noch ein wenig – ein wenig gelber klingen lassen? Sie wissen schon – wie eine richtig reife Banane, aber keine, die schon erste braune Flecken hat. Nicht einen einzigen braunen Fleck. Alles klar? Hübsch fest, aber auch irgendwie weich. Sie verstehen schon. Keine, die gerade aus dem Kühlschrank kommt. Versuchen Sie es noch einmal.»
    Frankie nickte langsam, während er versuchte, diese Fülle an Informationen zu verarbeiten. Was zum Teufel tat er hier? «Fruchtighurt, die Siebenunddreißigste», hörte er die gelangweilte Stimme des Tontechnikers sagen. Verdammt! Er war viel zu gut. Aber warum gelang es ihm dann nicht einmal, einer dämlichen Banane die richtige Stimme zu verpassen? Jetzt oder nie. Er besann sich auf das Know-how seiner jahrelangen Ausbildung.
    Frankie schloss fest die Augen und sah – nichts als gelb. Er beschwor das Gelbe aus der Tiefe seiner Seele herauf. Gelb. Reif. Nicht braun. Frisch. Weich, und doch fest. Genau.Seine Augen öffneten sich, und er konzentrierte sich wie ein Zen-Bogenschütze auf den Bildschirm vor sich, auf dem eine animierte Banane zu erkennen war, die im Stepptanz über einen Löffel in einen Joghurtbecher hopste. Ich
bin
die Banane, sagte er sich bei jedem Atemzug. Ich
bin
die Banane.
    «Uuuund Sie fühlen sich f-f-f-ruchtig!!!!!», intonierte er dann.
    Das war seine beste Aufnahme gewesen. Ein Volltreffer. Er wusste es. Und von allen Seiten, auch aus dem dunklen Tonstudio, spürte er, wie das Team in stummer Anbetung verharrte.
    «Das ist es!», rief der Kunde über den Kopfhörer in sein Ohr. «Das ist unsere Banane. Phantastisch. Wie heißt er nochmal? Frankie? Vielen Dank, Frankie. Großartig. Ich denke ähm   …» Frankie hörte unterdrücktes Gemurmel am anderen Ende, und dann tönte die Stimme des Regisseurs wieder klar durch den Kopfhörer.
    «Ja, damit bin ich sehr zufrieden. Herzlichen Dank, mein Lieber. Das war wunderbar. Ich denke, du bist durch und kannst jederzeit gehen. Wir bleiben in Kontakt. Als Nächstes kommt die Himbeere. Wie heißt sie noch gleich? Die Himbeere jetzt bitte ins Studio.»
    Das war alles? Ein ganzer Morgen war dahin, und dann wurde man einfach entlassen, um einer Himbeere Platz zu machen? Frankie richtete sich aus der krummen, bananenähnlichen Haltung, die er im Laufe der letzten Stunden eingenommen hatte, auf und stellte sich gerade hin, um der verängstigt dreinblickenden Himbeere die Tür aufzuhalten. «Du warst phantastisch», flüsterte sie. «Du hast seine Anweisungen wirklich gut umgesetzt. Wir haben alle zugehört.»
    «Alle? Wirklich?» Unwillkürlich spürte Frankie, wie ihn Freude durchfuhr, als er an ihr vorbei zu den anderen Schauspielern blickte. Sie hatten sich um einen Lautsprecher geschart. Einige von ihnen kannte er.
    «Ja, Adrian – er ist die Mango, Fliss die Kiwi, und Germaine – sie ist das nützliche Bakterium.» Es gelang der Himbeere nicht, ihren Neid zu verbergen. «Sie hat schon einmal mit dem Regisseur gearbeitet, also   …»
    Frankie nickte mitfühlend. «Aha, na ja, vielen Dank. Hals- und Beinbruch.» Er setzte sich zu den anderen. Jetzt, da er seine Arbeit erledigt hatte, blickte er sich relativ entspannt um und war erleichtert, dass er sich heute Morgen nach kurzem Überlegen gegen sein Hawaii-Hemd mit dem Muster aus tropischen Früchten entschieden hatte. Man
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