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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles
Autoren: Annie Sanders
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hast du aber bitte nichts Blödes gesagt, oder? Du weißt doch, dass Marina keinen Spaß versteht.»
    «Das macht es doch gerade so unwiderstehlich!» Ella ahmte den affektierten, rauchigen Ton von Frankies Schauspielagentin nach. «Daaarling, sie hat dich bereits für eine weitere Synchronisation in der kommenden Woche vorgemerkt.»
    Frankie sah enttäuscht drein. «Ich weiß nicht recht. Davon habe ich langsam genug. Sie hat mir schon seit einer Ewigkeit keine richtige Rolle mehr beschafft. Ich fühle mich eingeschränkt, wenn ich nur solche Aufträge bekomme.»
    «Jedenfalls ist es nicht so einschränkend wie total pleite zu sein. Aber egal, genug von dir. Lass uns ein Weilchen über mich reden. Über mein Vorstellungsgespräch zum Beispiel. Du hast mich noch gar nicht gefragt, wie es lief.»
    «Immer mit der Ruhe! Ich bin gerade eben nach Hause gekommen – außerdem muss ich erst einmal die Einkäufe wegräumen.» Frankie wandte sich von ihr ab und tat so, als verstaue er etwas im Kühlschrank. Er hatte Ellas Vorstellungsgespräch total vergessen und versuchte verzweifelt, sich an die Einzelheiten zu erinnern – aber es fiel ihm nichts ein. Er kannte Ella und ihre ständig wechselnde Begeisterung, es hätte also alles sein können, von einer Stelle als Neurochirurgin bis hin zum Engagement als Jazz-Pianistin. Und selbst ihre vollkommen fehlenden Qualifikationen für beides hätten sie nicht davon abhalten können, sich zu bewerben. «Also, wie lief es?», rief er ihr vage aus den frostigen Tiefen des Kühlschranks über die Schulter hinweg zu.
    Zum Glück rettete ihn Ellas üblicher Enthusiasmus, undsie stürzte sich in ihre Ausführungen über den Morgen, den sie beim lokalen Radiosender verbracht hatte. Ach,
das
war es. «Dieses Mischpult ist echt kompliziert – viel komplizierter als das in der Uni. Am liebsten hätte ich gleich losgelegt, aber sie wollten mich nicht ranlassen. Egal, auf jeden Fall waren alle
echt
nett. Ich habe den Chef zum Lachen gebracht, und sie sagten, dass sie sich melden würden. Ich gehe davon aus, dass ich in Kürze dort anfangen kann. Ist das nicht genial? Ich werde einen Haufen Geld verdienen. Und diesen Job wollte ich schon immer haben. Und
dann
werde ich dir endlich meinen Anteil der Rechnungen zahlen können.»
    Oh Gott. Sie war so glücklich, dass er es nicht fertigbrachte, ihr die Illusion zu nehmen. Und doch konnte er nicht einfach zusehen, wie sie Luftschlösser baute, oder? Jetzt war sein ganzes schauspielerisches Können gefragt. Frankie stand auf und drehte sich um, wobei er sorgfältig darauf achtete, seine wahren Gefühle zu kaschieren. «Also», sagte er mit einem unbekümmerten Lachen. «Wenn du mit ‹schon immer› die letzten beiden Wochen meinst, ja, dann bin ich mir sicher, dass der Job dir Spaß machen wird. Aber du weißt, dass der Konkurrenzkampf in diesem Markt unglaublich hart ist – sicher sind einige Menge Leute hinter dem gleichen Job her wie du, also   … warte doch erst einmal ab, oder? Ich meine, waren heute auch noch andere Kandidaten zum Vorstellungsgespräch eingeladen?»
    Ella winkte leichtfertig ab. «Ach ja, einer oder zwei. Aber das waren echte Spießer. Typen mit Hemd und Krawatte, weißt du? Vollkommen öde. Egal, hör zu. Als der Chef aus dem Raum war, habe ich mir eine Lokalzeitung geschnappt. Bei denen liegen echt Berge von Zeitungen herum – ist dasnicht komisch? Man sollte doch denken, dass sie sowieso an alle Nachrichten rankommen und nicht noch extra Zeitungen kaufen müssen.»
    Frankie reichte ihr eine Schüssel mit Kichererbsenpüree durch die Durchreiche, dazu geschnittene Karotten- und Selleriestangen, die er gerade vorbereitet hatte, und begann, Ziegenkäse auf ein paar Scheiben Roggenbrot zu streichen. Als er Ella dabei zusah, wie sie sofort zugriff, ohne den Tisch vorher abzuräumen, verdrehte er die Augen. «Na ja, vielleicht benutzen sie die Zeitungen, um daraus etwas in der Sendung vorzulesen. Oder um sich zu informieren, was vor Ort los ist.»
    Ella wurde blass und stellte die Schüsseln auf den Tisch, dann ging sie zum Sofa, wühlte in ihrem Rucksack und zog schließlich einen Stapel Zeitungen hervor. «Das hoffe ich nicht, weil ich die meisten Exemplare eingesteckt habe. Ach, du Schande! Hoffentlich merken sie nicht, dass ich das war.»
    Das war dann wohl ein weiterer Job, den sie nicht bekommen würde. Frankie seufzte. Seine Lebensplanung hatte nie vorgesehen, sich die Wohnung mit seiner kleinen Schwester zu teilen,
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