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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles
Autoren: Annie Sanders
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Alex.
    «Ich denke, das sollte
ich
entgegennehmen, danke.» Sie schnappte sich das Geld aus seiner Hand, noch ehe Manuela danach greifen konnte. «Das ist für die neuen Laken. Raus jetzt!»
    Der Mann schoss wie ein Karnickel davon und schlug die Haustür hinter sich zu. Alex wandte sich zu Manuela.
     
    Mittlerweile war sie so rasend vor Zorn, dass ihr das Blut in den Ohren rauschte. Die kleine Spanierin zog die Laken glatt und klopfte die Kissen aus. Mit einem Schritt sprang Alex vor und packte sie an ihrem dünnen Oberarm. «Verschwinde, du Schlampe. Du Nutte!», schrie sie. «Verlass sofort meine Wohnung. Raus!» Während Alex die Laken wegzuzerren begann, trottete Manuela zur Tür.
    «Aber, Señorita.» Sie sah Alex empört an, als habe man ihr soeben schweres Unrecht angetan. «Was ist mit meinem Geld? Ich bin mit dem Badezimmer schon fertig   …»
    Alex stand kurz davor, ihr kräftig eine zu scheuern. «Und mit dem Schlafzimmer bist du auch schon fertig, was? Wie kannst du es wagen! Geh mir aus den Augen! Du bist gefeuert!»
    Wie besessen zog Alex die Laken weiter vom Bett herunter, knüllte sie zu einem Bündel zusammen und schleuderte sie mit voller Wucht aus dem Zimmer, gefolgt von den Kissen und Decken. Dann öffnete sie die Tür zu ihrer Wohnung und warf alles den Hausflur hinunter, wobei sie fast Manuela getroffen hätte, die gerade zur Haustür hinauseilte. Sie griff nach ihrer Reisetasche und stellte sie vor die Tür, damit diese nicht ins Schloss fiel, und stürmte ins Schlafzimmer zurück. Sie zerrte an der Matratze, doch ihre Hände fanden keinen Halt und rutschten schmerzhaft ab. Die Matratze war schwer, und Alex musste sich dagegenstemmen, um sie durch die Zimmertür quetschen zu können. Ihr enggeschnittener Blazer war wenig hilfreich, und sie spürte, wie ihr der Schweiß am Körper herablief. Alex grunzte reichlich unelegant vor Anstrengung, aber schließlich gelang es ihr, die Matratze hinab zu den Laken zu befördern. Sie zog ihren Blazer aus, warf ihn in den Flur und hetzte die Stufen hinunter. Sie kletterte über das versammelteBettzeug und öffnete die Haustür. In zwei Fuhren kippte sie den ganzen Kram in den Schuttcontainer auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo ihre Bettdecke auf zerbrochene Ziegelsteine und Plastikreste traf.
    Anschließend rief sie Saff an.
    Doch was nun? Langsam begann sie, das Chaos in ihrem Schlafzimmer wieder in Ordnung zu bringen. Vorsichtig klaubte sie die Scherben des zerbrochenen Glasbehälters auf, sammelte die Münzen ein und warf sie in die Schublade ihrer Frisierkommode. Das Glas musste heruntergefallen sein, als sie sich mit der Matratze abgemüht hatte.
    In ihrem Schlafzimmer. Sie hatten es in
ihrem
Schlafzimmer und in ihrem wundervollen Bett getrieben, das sie sich an dem Tag gekauft hatte, an dem sie die Wohnung vollständig abbezahlt hatte. Dieses wundervolle Bett mit der hübschen Bettwäsche, in der sie und Todd sich liebten und in der sie sonntagmorgens gemeinsam die Zeitung lasen. Na gut, eigentlich war sie es, die die Zeitung las, während er wie immer einhundert Liegestütze machte, bevor er joggen ging. Sie würde die Agentur für Reinigungspersonal anrufen und dafür sorgen, dass Manuela gefeuert wurde. Doch als Alex den Bettüberwurf faltete und ihn zusammen mit den Kissen auf das nackte Bettgestell stapelte, wurde ihr klar, dass dies alles ihren heimlichen Verdacht nicht zerstreuen würde: Dieses Schäferstündchen war bestimmt nicht das erste seiner Art.
    Sie entledigte sich ihres Kostüms, das nach ihrem entsetzlich frühen Tagesbeginn in Stuttgart und durch den Flug zerknittert war, und wandte ihrem entblößten Bett absichtlich den Rücken zu, als sie in eine Jogginghose und ihr Lieblings- T-Shirt schlüpfte. Gemütliche Kleidung. Natürlich musste sie die Wohnung verkaufen, das war vollkommenklar. Nur der Himmel wusste, wie viele sexuell frustrierte, übergewichtige, verheiratete Männer hier von Manuela bedient worden waren, seit sie bei ihr gearbeitet hatte. Kein Wunder, dass die Wohnung nie besonders sauber war. Diese Schlampe hatte schließlich alle Hände voll zu tun gehabt, ihr Geld im Liegen zu verdienen.
    Während Alex ihre Klamotten einsammelte und in die Waschmaschine stopfte, fühlte sie ihren Puls in den Ohren hämmern. Sie riss den Kühlschrank auf, obwohl ihr absolut klar war, dass sich darin nichts Essbares befand – denn das war selten der Fall   –, doch sie entdeckte nicht einmal die lausige Tüte Milch,
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