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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles
Autoren: Annie Sanders
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geistesabwesendauf einer Scheibe Brot und einem Stück Käse herum, das sie im hinteren Teil ihres Kühlschrankes hatte vor sich hin darben sehen. Im Büro schien alles nach Plan zu laufen. Camilla hatte die Stellung während ihrer Abwesenheit ziemlich gut gehalten, und Alex schrieb ihr eine E-Mail , in der sie ihre Freude darüber zum Ausdruck brachte. Dann wandte sie sich dem Poststapel zu, der auf dem Tisch lag. Alles Fensterumschläge, bis auf den Brief ihres Zahnarztes, der sie an ihren nächsten Termin erinnerte – den sie verschieben musste. Der einzige andere unverfänglich aussehende Brief stellte sich als Schreiben ihres Nachbarn aus der Wohnung unter ihr heraus, in dem er ankündigte, rechtliche Schritte einzuleiten, wenn sie nicht bald etwas gegen die tropfende Dusche und das Wasser unternahm, das bei ihm durch die Decke kam. Alex stopfte den Brief hinter die Mikrowelle, wo sich all das befand, womit sie sich nicht unmittelbar auseinandersetzen konnte. Dann blieb ihr Blick an der blinkenden Anzeige ihrer Waschmaschine hängen. Die Maschine hatte mitten im Waschgang angehalten, und keiner der Knöpfe brachte das Gerät dazu, weiterzulaufen. Verdammt. Sie durchwühlte die Küchenschublade auf der Suche nach der Bedienungsanleitung. Wo war das Ding? Alles, was sie finden konnte, war Kleinkram   – Plastikverpackungen von Inbusschlüsseln und Schrauben sowie Zubehör von allerlei Elektrogeräten, die sie angeschafft hatte, als sie vor zwei Jahren eingezogen war. Sie würde später danach suchen müssen. Sie wählte die Nummer ihrer Mutter, klemmte sich den Hörer gegen die angezogene Schulter und holte Bettzeug aus dem winzigen Wandregal, um das Gästebett zu beziehen.
    «Hi, Mum, ich bin wieder zu Hause.»
    «Hallo, Schaaatz», hörte sie ihre Mutter in den Hörer raunen. «Gute Reise gehabt? Mir ist schleierhaft, wie du dieses schreckliche Herumgereise erträgst.»
    Alex seufzte innerlich. «Ich habe keine andere Wahl. Leider kann ich nicht lange sprechen, wollte nur hören, wie es dir geht.»
    «Vielbeschäftigt, wie immer. Gleich werde ich den Efeu neben der Eingangstür in Angriff nehmen. Er wächst wie verrückt.»
    Diesmal seufzte Alex hörbar auf, während sie ein Kopfkissen in den Kissenbezug stopfte. «Ach, Mum, hat das nicht noch Zeit? Ich habe dir doch gesagt, dass ich das mache. Ich komme am Wochenende zu dir.»
    «Nun, Liebes, das versprichst du seit geraumer Zeit. Bist du dir wirklich sicher, dass du es diesmal schaffst?»
    Alex überhörte den missbilligenden Tonfall ihrer Mutter, während sie im Kopf ihre Termine durchging. «Ähm, warte, also am Sonntagnachmittag muss ich nach Toronto fliegen, aber   –»
    «Kein Wort mehr. Ich werde das mit meiner kleinen Leiter schon selbst schaffen, Liebes.»
    Vor ihrem geistigen Auge sah Alex die Ranke, wie ihre Mutter von jedem genannt wurde, wie sie mit adrettem Hütchen auf dem Kopf und eleganten, aber unpassenden Gartenhandschuhen, die sie in einem ihrer Gartenkataloge bestellt hatte, auf der steilen Leiter hin und her schwankte, während sie den Efeu zurückschnitt. «Nein, Mum, bitte warte. Ich komme am Samstag zu dir. Ich kann mir eine gute Stunde Zeit nehmen. Dieser Efeu muss generalstabsmäßig in Form gebracht werden.»
    «Also, Liebes   … ich weiß nicht   …» Und dann verlor sich die Ranke in einer verzwickten Geschichte über ihreFreundin Ursula und einen klubjackentragenden Schürzenjäger, der ihr im Kulturverein den Hof machte.
     
    Als Alex eine Stunde später als geplant vor Saffrons Haus hielt, war es bereits dunkel. Camillas Anruf, der sie erreicht hatte, just nachdem sie ihre Mutter abgewimmelt hatte, ließ alles andere in den Hintergrund rücken. Offenbar konnte Gavin, ihr Chef, nicht mehr vor dem entscheidenden Präsentationstermin in der kommenden Woche nach Toronto fliegen. Ob Alex die Verhandlungen mit den Kunden für ihn übernehmen könne? Und so hatte Alex nach Camillas Zusicherung, sie würde ihr mit dem Vortrag und der Präsentation helfen, alles andere stehen und liegen lassen, um nach schlagkräftigen Argumenten zu suchen, die das skeptische kanadische Vertriebsteam davon überzeugten, dass die topmodernen Produkte ihrer neuen Kollektion allem, was die Branche jemals bieten konnte, haushoch überlegen waren.
    Max öffnete die Tür. «Hallo, Fremde. Wie schön, dass du dich wieder mal für uns herausgeputzt hast.» Neckisch knuffte Alex ihm in die Schulter. «Vie var die Reise nach Teutschland?», äffte er den
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