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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles
Autoren: Annie Sanders
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klären.» Sie lächelte schwach beim Anblick seines erstaunten Gesichts. «Ich ruf dich demnächst mal an.» Fast schon ruppig schob sie ihn aus dem Weg, während sie zur Tür lief und Frankie hinterherjagte und den Leuten, die sie aufhalten und ihr die Hand schütteln wollten, auswich. Sie musste ihn sehen. Und sich bedanken. Irgendetwas sagen. Ihn einfach nur sehen. Wohin war er verschwunden?
    Als sie die schweren Schwingtüren endlich aufgestoßen hatte, stellte sie fest, dass auf dem Gehsteig die Zuschauer dichtgedrängt standen und gegen die Sicherheitsbarrieren drückten, um einen letzten Blick auf irgendwelche Promis zu erhaschen. Und dann konnte sie durch das Gewühl schließlich die Hinterköpfe von Frankie und Ella entdecken, die in einem Taxi davonfuhren. Plötzlich holte sie die Erschöpfung der letzten Stunden ein, und sie spürte, wie sie innerlich zusammensank.
    Als Alex ins Büro kam, war nichts mehr so, wie es am Tag zuvor noch gewesen war. Die Leute kehrten nach und nach von dem Produkt-Launch zurück, und überall war Geplauder und Lachen zu hören. Die Telefone standen nicht still, und die Kollegen riefen einander durch denRaum Informationen über Preise und frühestmögliche Lieferdaten zu. Alle klopften Alex anerkennend auf den Rücken. Sogar das Mädchen vom Empfang schien gehört zu haben, dass die Show gut gelaufen war, und lächelte ihr freundlich zu. Als sie auf ihren Arbeitsplatz zuging, hatte sich dort bereits ein Grüppchen Kollegen versammelt.
    «Seid ihr mein Begrüßungskomitee?», fragte sie lachend, während sie ihre Tasche auf dem Boden abstellte, aber niemand lächelte. Alex folgte ihren Blicken zu ihrem Schreibtisch. Ihr Laptop, oder wenigstens das, was noch davon übrig war, lag in mehreren Teilen da, die Klappe war zersprungen und verbeult, und die Innereien des Rechners lagen verteilt herum wie Überreste eines überfahrenen Tieres. Unterlagen waren zerrissen und weggeschleudert worden, bis auf eine Seite, auf der stand «Elendes Miststück». Alex blickte zu Camillas Schreibtisch hinüber, der komplett leer war, weil alles, was einmal darauf gestanden hatte, auf den Boden gefegt worden war. Außerdem hatte sie die Oberfläche mit etwas Spitzem, Scharfem zerkratzt. «Du liebe Güte», sagte Alex matt. «Ich nehme an, dass sie nicht mehr hier ist.»
    «Nein. Sie ist hergekommen, um ihren Schreibtisch auszuräumen, und dann ist sie durchgedreht.» Gavin trat aus seinem Büro. «Wir mussten die Polizei rufen. Das hätte ich wahrscheinlich besser von Anfang an getan. Sie ist noch in Gewahrsam – es tut mir leid, dass du das hier mitkriegen musstest, Alex. An die Arbeit, Leute.»
    Er wandte sich den Kollegen zu und schlug einen pseudoamerikanischen Akzent an. «Hier gibt es nichts für Sie zu sehen. Machen Sie weiter wie bisher. Alex, kommst du bitte in mein Büro?» Sie folgte ihm und ließ die Spuren des Gemetzels hinter sich und auch Peter, der ironischerweiseals Erster begann, Papiere vom Boden aufzuheben. Gavin schloss die Tür hinter ihnen, aber er setzte sich nicht. Stattdessen hampelte er wie üblich herum, fuchtelte und schob Unterlagen hin und her. «Hattest du eine Vermutung?», fragte er dann ohne weitere Vorrede.
    «Wegen Camilla? Nicht die geringste. Ich dachte, dass es Peter war, offen gestanden. Woher weißt du davon?»
    «Irgend so ein Mädchen, ich glaube, du kennst sie, hat mir befohlen, ein Knopfmikro zu tragen, also habe ich gehört, was du auch gehört hast. Wer war sie eigentlich, und was hatte Frankie damit zu tun? Ich dachte, er sei ein Doktorand.»
    «Sie sind Freunde von mir, gute Freunde sogar, und ich habe sie gebeten, mir zu helfen, weil mich allmählich ein Verdacht beschlichen hatte.»
    «Sie waren toll. Ich finde, wir sollten sie einstellen. Ich muss gestehen, dass ich ganz schön überrascht war. Ich sollte mich wohl bei dir entschuldigen.» Mittlerweile hatte er sich doch hingesetzt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. «Diese Camilla hat dir übel mitgespielt.»
    «Es hätte mir auffallen müssen.» Alex ging zum Fenster hinüber und sah auf den Fluss hinab. «Ich hätte schon früher misstrauisch werden müssen, aber sie hat es immer so clever angestellt und es so aussehen lassen, als wäre alles meine Schuld und als sei sie diejenige, die mir aus der Patsche hilft. Ich habe auf dem Weg hierher im Taxi nachgedacht. Als ich sie nach der Ankunftszeit des türkischen Kuriers gefragt habe und sie angeblich ihre alten E-Mails gecheckt hat, kann
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